Ursprünglich und fälschlicherweise als Fortsetzung zu Saints & Sinners - Heilige und Sünder (2023) angekündigtes Projekt, dass die lange proklamierte Beendigung der Action - Karriere von Liam Neeson ad absurdum führt; obwohl man zugestehen muss, dass ein Sequel zu dem von Robert Lorenz inszenierten 'Original' durchaus eine interessante Arbeit hatte sein können, zählt der Film doch neben dem ebenfalls von Lorenz gedrehten The Marksman - Der Scharfschütze (2019) zu den besseren bis besonderen Werken als der 'letzten' Phase des unermüdlichen Iren und haben beide eine gewisse Eastwood-Qualität. Lorenz, der jahrelang für diesen produktionstechnisch tätig war, ist hier nicht an Bord, dafür Hans Petter Moland, welcher ebenfalls bekannt mit dem Hauptdarsteller, durch das eigens gefilmte Remake Hard Power (2019), eine Amerikanisierung vom Einer nach dem anderen (2014) ist. Die Fleißarbeit von Neeson, Jahrgang '52, immerhin in allen Ehren, die Auswahl der Objekte, Mid-Budget-Actionthriller eigentlich auch, wer macht diese heutzutage schon und auch so zahlreich (?), die Qualität meist gediegen auch, mit aber mittlerweile auch Ausfällen und vielerlei Kritik:
Ein alternder Kleinkrimineller [ Liam Neeson ] arbeitet als Mädchen für alles für den Gangsterboss Charlie Conner [ Ron Perlman ], er ist Ausputzer, Schuldeneintreiber, Schmuggler, Fixer usw. usf., zudem soll er Kyle Conner [ Daniel Diemer ] in die Geschäfte einführen, sehr zu dessen Ärger, der gerne selber das Wort führen möchte. Eines Tages bekommt der ''Thug' [ Thug ist der Arbeitstitel ] die Diagnose einer unheilbaren Chronischen Traumatischen Enzephalopathie ausgestellt, einer diffusen Funktionsstörung des Zentralnervensystems, mit verminderter Gehirnfunktion, vor allem reduzierter Aufmerksamkeit und Verwirrtheit, auch auch Veränderung im Verhalten. Er selber hat schon länger neurologische Ausfälle, vor allem Orientierungsschwierigkeiten selbst in bekannten Orten und Verluste von Namen und Halluzinationen, schiebt dies aber auch seine Alkoholsucht zurück. Auf dies letzten Tage möchte er zumindest noch etwas für seine Tochter Daisy [ Frankie Shaw ] und deren Sohn Dre [ Terrence Pulliam ] wiedergutmachen, und er hat eine Frau [ Yolonda Ross ] kennengelernt, die ein ebenso verlorenes Wesen ist wie er selber. Da treten plötzlich Probleme mit einer Lieferung gegenüber Gamberro [ Javier Molina ] und Diego Machado [ Jimmy Gonzales ] auf, zudem wird ein Mordanschlag auf ihn ausgeübt.
Neeson, der noch über ein halbes Dutzend Filme in der Pipeline hat, darunter gleich zwei Fortsetzungen, zu The Ice Road (2021) nämlich und zu Run All Night (2015), hier neben Perlman auch der einzige bekannte Name, und auch gleich in der entsprechenden Stimmung; der eigentlich erstmal schönen Szenerie zum Trotz, weiße Häuser mit Flussblick, die Möwen kreischen, es scheint lieblich und ruhig. Er genießt bei Ankunft auch kurz die Aussicht, dann wird erzählt, von der frühen Kindheit, von den ersten Schlägereien, eigentlich verursacht durch die Erziehung, per Voice Over wird das dargereicht, eine Verdopplung des Geschehens. Im Haus selber ist nicht viel, es ist Alkohol mit Eis da, das reicht.
Gearbeitet wird auch hier, als Ausputzer, als Schläger, als Lieferant, als Schmuggler, als Thug, er macht auch eine Mentorenschaft, er ist eine Art Praxisanleiter, er lehrt die Neulinge an, er beobachtet die Umgebung, das Verhalten, dass seines Protegés und das der Anderen. Der Mann ist etwas aus der Zeit gefallen, das ist sein Hauptdarsteller auch, er hatte seine Phase, mehrere sogar, er ist jetzt wieder etwas auf dem absteigenden Ast, er bekommt die Arbeit und die Produktionen, aber die Zuschauer werden weniger, die Angebote sind kleiner, es sind keine Oscarkandidaten darunter oder Blockbuster, es ist mehr edleres Bahnhofs-Kino; Cage hat das mittig auch gedreht, um die Zehnerjahre, um die Schulden abzuzahlen, dieser ist Jahrgang '64, er hat wieder an Reputation gewonnen, für den einen geht es aufwärts, für den anderen Stillstand oder abwärts.
Ein Mann mit Erfahrung, mit dem Leben hinter sich, er muss immer noch den Tough-Guy spielen, er ist der Babysitter für den Sohn seines Bosses, er vergisst des Öfteren dessen Name. Er muss noch in den Boxring, zum Sparring, er teilt erst kräftig aus, dann hängt er in den Seilen; die Kopfschmerzen, die Erinnerung verblasst, der Alkohol vorher und nachher hilft nicht. Eine Barschlägerei, eine Abschlepperei, ein One-Night-Stand, die Handlung entfaltet sich langsam, sie entfaltet sich über Dialog und Hinweise, über Situationen und Notizen, es ist auch ein Alterswerk; was soll es sonst sein. Man hält sich noch in Form, körperlich zumindest, geistig wird eher schädlich mit sich umgegangen, die Welt sowieso am Abgrund und zum Vergessen hier. Memory - Sein letzter Auftrag (2022) wird hier etwas angepeilt auch, Fetzen in der Erinnerung, die Arbeit mit Eselsbrücken, die Erwartung einer klinischen Diagnose, die nicht so wirklich rosig aussieht, 'Punch Drunk Syndrome', "There is no treatment", er wird bedrohlich, einschüchternd, die Krankheit macht ihm Angst, man reagiert mit Gefühlen hier. Mollard inszeniert das als Drama eingangs, ein Blick in die Augen, einige ruhige Szenen, einige speziellere, ein trauriger Blick, eine abstoßende Gesellschaft. Abschied will genommen werden, wird aber nicht gewährt, eine Einsamkeit hier, ein Alleinsein, ein Grab wird besucht, von dem man zwei Jahre nicht wusste; ob das gut oder schlecht ist stellt sich die Frage: Was man nicht weiß...
Ein Porträt ist das hier, eine Charakterzeichnung, Neeson spielt sich natürlich nicht selber, wird aber immer so genommen; eine Interaktion wird angestrebt, eine Kommunikation, die Dialoge haben durchaus eine Wirkung, oft wird geflucht, das darstellerische Spiel solide, die Bebilderung auf seinen Hauptdarsteller fokussiert, mit Träumen auch, mit Halluzinationen, die Augen des Schauspielers noch stahlblau. Es wird ruhiger gehandhabt als die Werke zuvor, es ist nicht per se ein Actionthriller, sondern über einen Mann mit später Einsicht und frühen Fehlern. Neue Bekanntschaften werden gemacht, alte gesucht und versucht, sie wiederzubeleben, manche hilfreich, manche nicht, mehr als zwei, drei Personen sind es sowieso nicht. Von Boston geht es nach New York einmal, beruflich, nicht privat, die Lieferung, der Inhalt ist unbekannt und sollte auch unbekannt bleiben, wird trotzdem entdeckt, unfreiwilligerweise. Der Anfang vom Ende quasi, ein Ende mit Schrecken, die erste richtige Actionszene zum Ende des zweiten Drittels, zur Zeit der Sonntagsmesse, darunter ein Autostunt, ein Kopfschuss für einen Priester, mehrere Tote sowieso, ein Hard to Kill hier.