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Bei mittlerweile 100 Besetzungsrollen und einer Karriere seit 1989 hat der auch als 'Walter Wen' (nicht) bekannte Vincent Wan auch seinen Anteil an Hauptrollen gehabt, übersichtlich allerdings, zu Beginn der Karriere wie in Rebel from China (1990) und dann in kleineren Produktionen wie dem On Parole (1993) Zweiteiler, die an dem gemeinen Publikum meist vorübergegangen und wie auch seine einzige Regiearbeit The Warning Time (2000) eher nur einem kleinen Kreise an Zuschauern geläufig sein dürften. Der Anblick von Wan ist dabei öfters im Nebencasting aufgetaucht, meist auch auf der falschen Seite des Gesetzes, so richtig genutzt auch als Protagonisten hat ihn eigentlich und das relativ früh in der Laufbahn, Anfang der Neunziger nämlich das Fernsehstudio TVB (=Television Broadcasts Limited), die zu der Zeit vermehrt Fernsehfilme produzierten und ein markantes Gesicht auch für die Präsentation benötigten, dort wurde er bspw. in Once a Killer (1991) oder The Lone Sabre (1993), oder eben Two May Keep the Secret, If One Were Dead genutzt:

Mei [ Eugina Lau ], eine junge Frau, die einst an einer psychischen Erkrankung litt, wird von ihrem reichen Ehemann Sheng [ Andy Dai ] gedemütigt und tyrannisiert; da beide einen Sohn miteinander haben, lässt sich es sich aber noch ertragen. Eines Tages trifft sie ihr alte Schulfreundin Qi [ Vivian Leung ], die sie in der Trennung ermutigt, unterstützt auch von ihrem Freund Lun [ Vincent Wan ], einem Polizisten, der die Frau aber zuvor schon mit zwei Aktionen kennengelernt hat, was bei den anderen Parteien zunehmend Missverständnisse und Ärger aufkommen lässt. Bald eskaliert die Situation.

So verträumt wie scheinbar der Anfang, die ersten Bilder, so friedlich bleibt es nicht allzu lang. Ein plötzlicher Autounfall, ein führerlos gewordenes Fahrzeug, die ersten Stunts, die Rettung durch einen Fremden, im letzten Moment vor dem Absturz, vor dem sicheren Tod auch, der Wagen explodiert. Eine ungewohnte Situation, eine rapide Bekanntschaft, verbunden auf ewig nun miteinander, schlicht in der Schuld stehend, Mann und Frau in der Kenntnisnahme und der Trennung. Der Mann ist Polizist, das wusste man bis dahin noch nicht, das ist und wird und bleibt noch wichtig, er hat einen gefährlichen Beruf, es folgt bald die nächste Actionszene, der nächste Einsatz, eine Schießerei mit Dealern, rapide eingeleitet und ebenso aufgelöst, die Schüsse knallen, die Funken sprühen. Zwei Welten trennen die Personen, nicht nur örtlich, auch vom Lebensstil, von den Gewohnheiten, dem Klassenunterschied, der Umgebung, nur der Zufall sie zusammenführt, zusammenfügt. Eine Verfolgungsjagd mit den Gangstern als nächste Arbeit des Choreografen, dazwischen andere Dinge im Bilde, zwei parallele Leben, diverse, wenn auch gleichzeitig in Augenschein genommene Ereignisse, jeweils aufwändig gehalten, mit mehr Geld im Dreh, allein die Verfolgung über mehrere Minuten, erst zu Lande, dann zu Wasser und in der Luft, Hubschrauber gegen Motorboot, ein spezielles, ein spektakuläres Szenario, die nächste Explosion, die gleiche Bekanntschaft.

Ein Gangster überlebt, man kann sich dessen weiteres Verhalten denken, der große Rest ist im Unbewussten und Unbekannten, eine toxische Beziehung, dazu eine Dreiecks-Wirkung, Schläge im Wohnzimmer, und eine sexuelle Brutalität, ein Drama und ein Thriller im Werden, für das Abendprogramm im Fernsehen mit eindeutigen Hinweisen und ebensolcher Haltung. Zwei Zufälle auf einmal, ein Problem entsteht, zu viele Personen im gleichen Raum, eine davon unterdrückt und degradiert, um Hilfe und Unterstützung und einen Ausweg suchend, eine alte Freundschaft aufgewärmt. Ein Trauma wird erwähnt, eine schlimme Erfahrung in der Kindheit, eine zusätzliche psychische Belastung, man braucht jeden Freund. Die Sympathien entsprechend eindeutig verteilt, auf die Mehrheit der Menschen die positive Resonanz, die Identifikation, viel Dreh an frischen Orten auch, zu Hause dann der Stress und Streit, die Bedrohung im normalerweise trauten Heim, die Erpressung durch den eigenen Lebensgefährten, eine Eskalation im Verhalten.

Trost kann gespendet werden, reicht allein aber nicht, andere Möglichkeiten werden in Betracht gezogen, die Angst und Furcht im Nacken, dazu der schießwütige Gangster auf Rachefeldzug, die Baustelle eines Hochhauses als Tummelplatz für Angriff und Verteidigung. Ein Leben gegen das andere wird hier getauscht, eine Schuld beglichen, eine neue aufgenommen, ein rascher Fortschritt der Geschichte, darstellerisch solide bis zuweilen besser wiedergegeben, die Betonung der Regie auf der Bewegung, viele Faktoren auf einmal, viel im Geschehen, viel an Informationen. Ein Tyrann reicht für die Prämisse, der Rest verlangt Geschlossenheit und Verschwiegenheit, wenn das klappen sollte, was man womöglich plant und vorhat und in der Verzweiflung andeutet.

Mit Mysteriösen wird hier gespielt, mit Vorführen und Vortäuschen, mit Abhängigkeiten und einem allgemein falschen Spiel, mit Bloß stellen und Lug und Betrug, mit Rufschädigung, einem Cry Wolf Szenario, ein grausiges Leiden. Eine Fassade des Filmes, nur der Zuschauer blickt dahinter, wird zum Mitwisser und Zeugen gemacht, Hilfe und Notwehr, eine ungeplante Tat. Der Weg zurück jetzt schwieriger als der Weg weiter, einmal 'falsch abgebogen', Two Can Keep a Secret, aber was ist mit dem Dritten? Vorher schon eine Geheimniskrämerei wird nun eindeutig vor Schwierigkeiten gestanden, Wahrheiten vorgespielt, mit der Problembeseitigung gekämpft. Keine Erlösung im eigentlichen Sinne, auch wenn es erstmal so scheint, Misstrauen sich weiter auszubauend, die Unsicherheit weiter ausbreitend, der Gang nur im Kreise, die Schlinge immer enger um den Hals, die polizeilichen Ermittlungen der CID steigen. Auf wen ist Verlass, und wem kann man trauen, eine Frage der Paranoia hier, die entscheidende Rolle, eine psychologische Betreuung.






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