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Die junge Wendy wird aus einer psychiatrischen Klinik entlassen, wo sie sich aufgrund einer von ihrer Mutter ererbten Geisteskrankheit, die sie Stimmen hören lässt, in Behandlung befunden hat. Von ihrem Vater wird sie zunächst bei ihrer Großmutter abgesetzt, in deren ruhig gelegenen Häuschen auf dem Land sie sich wieder an den normalen Alltag gewöhnen und eine Routine beim Einnehmen ihrer neu verschriebenen Medikamente entwickeln soll. Aufgrund der heftigen Kopfschmerzen, die sich da als Nebenwirkungen einstellen, setzt Wendy heimlich die Pillen auf eigene Faust ab und bald schon melden sich ihre Stimmen wieder, die sie zu überzeugen versuchen, dass es sich bei ihrer Oma und ihrem Jugendfreund Phillip um kannibalistische Mörder handelt, die ihre Opfer entführen und im Keller des Hauses versteckt halten... Bei dem kleinen Independent-Streifen "Die zu mir sprechen" handelt es sich offensichtlich um eine Hochschul-Arbeit, mit der Antoine Matuttis eine Kostprobe seines Talents als Allround-Filmemacher gibt, denn neben Regie und Drehbuch zeichnet er auch noch für die Kamera, den Schnitt und das ziemlich auffällige Sound-Design verantwortlich, bei dem viel mit Hall-Effekten und Ton-Ebenen gearbeitet wurde und das einem förmlich immer dann ins Ohr springt, wenn die immaginären Stimmen auf die Protagonstin einreden. Mehr noch als für Matuttis ist das Ganze aber dann doch eine Visitenkarte für die ebenso attraktive wie charismatische Hauptdarstellerin Sara Mahle, die die Zerrissenheit ihrer Figur gut rüberbringt... und sich hiermit durchaus für Größeres empfiehlt (und auch als Einzige eine glaubwürdige Performance abliefert). Damit wären die positiven Aspekte von "Die zu mir sprechen" dann aber auch schon benannt, der mit seiner verhältnismäßig kurzen Laufzeit (der auf Amazon Prime Video verfügbare Director's Cut geht gerade mal 54 Minuten) irgendwo im Niemandsland zwischen Kurz- und Langfilm rumdümpelt... und weder als das eine noch das andere so richtig funktioniert: Für 'nen Short ist er nicht kompakt und auf den Punkt genug und als knappes Feature vertrödelt er dann doch zuviel Zeit mit Unwichtigem und lässt die Handlung ziemlich durchhängen, was trotz des sichtlich betriebenen Aufwands leider doch nur zur Folge hat, dass man sich beim Ansehen mächtig langweilt. Am ärgerlichsten ist aber doch, dass die Geschichte unter dem Oberbegriff "Psycho-Drama" immer wieder kräftig mit Anleihen beim Horrorfilm kokettiert, Matuttis seinen Film aber bewusst nie über diese Genre-Grenze puscht... und damit die Angelegenheit irgendwie noch viel inhaltsleerer erscheinen lässt, als es so eh schon der Fall wäre. Zum kleinen Kannibalen-Schocker wird "Die zu mir sprechen" nämlich nie, stattdessen plätschert das Ganze ohne narrativen Drive förmlich vor sich hin und endet dann auch auf ziemlich unspektakuläre Art und Weise ohne jeden Knalleffekt. Hinterher gewinnt man da allenfalls noch den Eindruck, dass "Die zu mir sprechen" als 90minüter mehr hergemacht hätte und hier ein Schluss-Akt fehlt, der das alles inhaltlich abrundet. In der vorliegenden Form ist aber leider nicht ganz klar, was Matuttis mit seinem FIlm denn nun überhaupt bezweckt hat (außer ein Diplom zu machen, oder so)... oder ob hier überhaupt eine tiefergehende Message drinsteckt, nach der es sich zu suchen lohnt. Schade, denn handwerklich ist ja wie gesagt doch alles im grünen Bereich... beim nächsten Mal stimmt dann hoffentlich auch das Drehbuch.

4/10

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