Hier war ich doch hin und her gerissen. Der Mut zum Auskosten einiger künstlerischer Freiheit, sprich expliziten Szenen und Experimenten in Bild und Ton sind rühmlich, doch schnell wird klar, hier wird primär Ideologie verfilmt. „RegisseurIN“ riecht man(n) jedenfalls zehn Meter gegen den Wind und schnell kommt der durchschnittliche "Substance" in den Sinn. Dennoch grenzen sich die Werke klar voneinander ab, „The Ugly Stepsister“ bewegt sich düsterer, schmutziger, unkonventioneller, grundsätzlich in anderen Budget-Sphären. Es ist einfach ein fast schon arthousiger Film aus Europa statt Hollywood-Einheitsbrei, inklusive einer gewissen Sperrigkeit. Eine konkrete Märchen-Anleihe, der Schritt zum aktuell eher mäßig beliebten Period Piece, unzensierte Sexualität, wirklich quälender Body Horror, das alles würde es in den großen Studios wenig bis gar nicht geben. Apropos quälend: Das Ende hatte hier im Gegensatz zum schon genannten „Substance“ nicht bloß realitätsfremden Aha-Effekt, sondern echten Schock parat. Für Liebhaber des besonderen Films definitiv eine Sichtung wert.