Was für ein hammergeiler Film, sicher einer besten des Jahres! Und mal ganz nebenbei und völlig unbemerkt bei Amazon erschienen mit einem deutschen Titel der ziemlich dämlich ist... "Die Rache der Polly McClusky" suggeriert ja einen ganz anderen Film. Nein, das ist kein Rächerfilm, sondern eine rauhe, zeitweise recht harte Vater-Tochter-Findung auf der Flucht vor Gangstern und Polizei.
Es geht um die 10jährige Polly, die nach dem Ende der Schule vor selbiger auf ihre Mutter wartet. Stattdessen taucht aber ihr Vater auf, der bis vor kurzem noch im Knast gesessen hatte und von dem sich Polly entfremdet hat. Scheinbar ist ihr Vater Nathan auf der Flucht, auf die Fragen nach ihrer Mutter reagiert er abweisend und man merkt ihm eine enorme innerliche Anspannung bis Gewalttätigkeit an. Die Beiden fahren in ein Motel, wo Polly etwas auftaut und auch Nathan etwas zugänglicher wird. Als Nathan schläft, sieht Polly im Fernseher einen Bericht über den Doppelmord an ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Sie ruft heimlich die eingeblendete Polizei-Hotline an und macht so die Cops John und Jimmy auf sie aufmerksam. Der aufwachende Nathan unterbricht das Gespräch und gesteht Polly, dass ihre Mutter tot sei. Nicht er habe sie getötet, sondern böse Männer mit blauen Blitz-Tattoos. Er stehe auf einer Todesliste und auch alle Menschen in seinem Umfeld seien in Gefahr. Nathan und Polly gelingt die Flucht, welche sie zu einer alten Freundin führt. Dort werden sie von deren Freund attackiert. Als Polly ein solches Tattoo entdeckt, glaubt sie ihrem Vater und nähert sich ihm weiter an. Auf der weiteren Flucht kreuzen sie auch den Weg eines korrupten Cops, welcher wohl auch zu der Arier-Gang gehört, die den gesamten Landstrich kontrolliert. In Notwehr, um ihren Vater zu retten, erschiesst Polly den Cop. John vermutet, dass auch sein Partner zum Feind gehört und begibt sich nach dem Fund der Leiche des korrupten Streifenpolizisten ebenfalls auf die Suche nach Nathan und Polly. Er findet sie und schlägt Nathan einen Deal vor, auf den dieser notgedrungen eingeht. Nathan soll sich ins Camp der Gang begeben und dort den Anführer töten, den örtlichen Sheriff. Dort angekommen wird Nathan gefasst und vom Sheriff gefoltert. Als John mit Verstärkung eintrifft, beginnt eine wilde Schiesserei, in deren Verlauf nicht nur alle Gang-Mitglieder sondern auch Nathan ums Leben kommen. Am Ende des Films zieht Polly in eine neue Pflegefamilie ein und darf wieder Kind sein.
An diesem Film ist nahezu alles perfekt: Zwei geniale Schauspieler, zum einen Taron Egerton, der immer wieder bewiesen hat, was er drauf hat und dann DIE Neu-Entdeckung Ana Sophia Heger, die ein Talent und eine Wucht mitbringt, wie man sie seit Jodie Fosters Kinderjahren nicht mehr gesehen hat. Aber auch alle anderen Rollen sind glänzend bespielt. Besonders John Carroll Lynch gibt den Teufel in Menschengestalt sehr überzeugend.
Auch technisch ist der Film mehr als geglückt: Die karge Wüstenlandschaft New Mexikos im Winter unterstreicht die Kälte dieser von Gangstern und korrupten Cops dominierten Gegend und bietet so einen Kontrast zur Warmherzigkeit des Vater-Tochter-Gespanns. Wenn sich dieser harte Brocken Nathan öffnet und man sein verborgenes Herz entdeckt, geht einem selbst das Herz auf. Dazu gibt es einen extrem guten Score, der perfekt in die Szenerie passt.
Klasse Regie, klasse Kamera, klasse Score, geniale Schauspieler. Ein düsteres Road-Movie mit einigen Gewaltspitzen, immer spannend und emotional bewegend. Am Ende dann extrem hart. Ein echter Geheimtipp und ein wirklich krass guter Film!