Als Jimmy (Billy Burke) nach einer Panne ins Auto der attraktiven Missy (Neve Campbell) steigt, weiß nur der eifrige Leser von Filmbeschreibungen, was sich bereits im Kofferaum verbirgt. Die etwas naiv wirkende Frau bemuttert ihn, bittet ihn jedoch auch, sie zur Bank zu begleiten, wo sie über dreihunderttausend Dollar des von sich und ihrem Ehemann gemeinsam geführten Kontos abheben will. In diesem Zusammenhang kommt es nicht nur den Kleinstadtbürgern im Örtchen Lost Junction komisch vor, daß der Ehemann in Texas verweilen soll. Doch Missy hat eine verstörend schnippische Art, die Menschen zu dirigieren. Als sie das Geld hat, strickt sie ihr Konstrukt aus geschickt ungenauen Wahrheiten um, bewegt Jimmy, der sich vom ersten Moment an in die Frau verliebt hat, dazu, sie nach New Orleans zu begleiten, wo jedoch ein alter Bekannter auf Missy wartet.
Lost Junction - Irgendwo im Nirgenwo ist ein sehr leiser Thriller, der von der Preisgabe neuer Fakten lebt und sich zwischen Kleinstadtcharme, entspanntem Roadmovie und einer etwas gefährlicheren Episode in New Orleans bewegt. Obwohl die Handlung erst durch den im Rollstuhl sitzenden Matt (Jake Busey) zu etwas mehr Dynamik vorangetrieben wird, weiß der Film selbst seicht plätschernd immer zu unterhalten. Hauptgrund dafür ist Neve Campbell, die ein wenig wie eine gebildete Ausgabe der Adele Corners aus Kalifornia wirkt. Sie trägt die Spannung durch die ewige Frage, was denn wirklich passiert ist zwischen durchtriebener Dominanz, kindlicher Naivität und gleichgültiger Opferrolle.
Obwohl sich unnatürlich wirkende Reaktionen meist im Nachhinein erklären lassen, wirkt das Szenario an einigen Stellen arg gekünstelt. Besonders zum Ende verliert sich Lost Junction - Irgendwo im Nirgendwo eher ein wenig irgendwo in sich selbst, was leider zur Folge hat, das der positive, frühe Eindruck leicht getrübt wird. Etwas aus dem Takt ist der Abschluß zwar noch überraschend, kann aber nicht als echter Höhepunkt empfunden werden. Dies sollte jedoch Filmfans nicht abhalten, wenigstens bei einer Fernsehausstrahlung einzuschalten. Einmal ansehen lohnt sich immer noch.