Geh doch nach Hause, du alte...
Ein paar Fitzek-Verfilmungen gibt es ja schon ("Abgeschnitten", "Passagier 23"), nun packt auch Amazon zu und in die eigenen Taschen beim deutschen Bestsellerautor und lässt seinen "Der Heimweg" für's eigene Streamingportal relativ aufwändig filmisch umsetzen... Über eine junge Frau, die eines nachts beim Heimwegtelefon anruft und meint, dass sie in dieser Winternacht sterben wird und es der berühmte "Kalenderkiller" auf sie abgesehen hat...
Ein Fitzek bleibt ein Fitzek
Adolfo J. Kolmerer ist definitiv einer der guten, sympathischen, jungen deutschen Genreregisseure und er hat mit "Sloeborn" und "Oderbruch" schon deftig und respektabel abgeliefert. Doch auch er schafft es nicht dieser Fitzek-Verfilmung genug Dampf, Tiefgang oder Cleverness zu verschaffen. Dauernd fühlt man sich an einen Fincher-Wannabe erinnert, an "The Guilty" mit wenig IQ, die Auflösung strotzt nur so vor Dummheit, die eigentlich konsequente Farbpalette und visuelle Dunkelheit nutzen sich schnell ab und jede einzelne Wendung, jedes "überraschende" Detail, jeder platte Dialog und jede übererklärende Rückblende geht einem schnell auf die Nerven. Es wirkt wie das Gegenteil eines Films, der sein Publikum für voll nimmt und schlau hält. Und das sorgt fast für noch mehr Ärger und Unverständnis bei mir als ein schlicht langweiliger Film. Obwohl es "Der Heimweg" auch an Längen und Langeweile nicht mangelt. Und das bei einer eigentlich knackigen Laufzeit. Das ist nicht gut. Das ist hölzern (vor allem die Figur des "Telefonhelfers"). Und das ist leider deutsch durch und durch - trotz all dem internationalen Flair und seinen ungeniert erkennbaren Vorbildern... Insgesamt audiovisuell irgendwie schon eine Visitenkarte mit wichtigen Themen und ehrhaften Absichten. Und dennoch gesamtfilmisch und erzählerisch ein ziemlicher Fehlschlag.
Fazit: plumper und derivativer Serienkillerthriller, bei dem man sieben Kilometer gegen die Windrichtung riecht woher er kommt (Deutschland; Fitzek) und genauso wohin er geht. Die Oberfläche ist ganz nett, der Rest ist aber äußerst schwach und gegen Ende sogar schlicht zum Kopfschütteln.