Nach dem Erfolg von "Dirty Dancing" gab es für so manchen Produzenten kein Halten mehr und es durfte vielerorts das Tanzbein geschwungen werden. Da wurde so manche Dance Academy aufgemacht und auch im Frauenknast steppte buchstäblich der Bär. Bestens zu sehen am Beispiel "Prison Dancing": Dort bringt eine junge Dame ihren verhassten Stiefvater um die Ecke, landet im Bau, wo man plant, im Rahmen einer Tanzaufführung die Flucht klar zu machen. Also geht das übliche Prozedere von vorne los und es wird trainiert, bis der Knastboden glüht...
In seinen guten Momenten schafft es Regisseur Phillip Schuman, zeitgemäße Exploitation mit fast schon kitschig-schönem Sozialmärchen zu kombinieren. Die Synthie-Score klimpert, der Schweiß fließt und in der Besserungsanstalt kommen plötzlich ganz ungeahnte Talente zum Vorschein. Allerdings ist auch "Prison Dancing" einer von all jenen Filmen, die ab der zweiten Hälfte einen plötzlichen Genre-Wechsel vollziehen: Sind die ersten 45 Minuten fast schon klassischer Women in Prison, so driftet dieser unbeachtete Streifen in ein seichtes Frauenmärchen ab, das in einem Rockkonzert hinter Gittern inklusive allerhand leicht bekleideter Tanzmäuse seinen Höhepunkt erlebt.
Auch die Daseinsberechtigung von "Prison Dancing" kann primär damit erklärt werden, dass sowas nun halt auch mal gemacht werden musste. Gibt es zu anfangs noch Messerstechereien und (softe) Lesbenspielchen, so formte Schuman im Laufe der Zeit eine regelrechte Soap mit mehr Dialogen als bahnbrechender Action daraus. Ein Best of the Best für alle aspirierenden MTV-Tänzerinnen innerhalb der Cast, um das Ganze noch mit typischer Ami-Mucke der Achtziger - von Rock bis Synthie - zu untermalen.
In seinen guten Momenten ist "Prison Dancing" nicht nur eine echte Spaßgranate, sondern fast schon eine kleine Guilty Pleasure. In seinen Schlechten leider nur ein flauer Video-Erguss mit viel zu viel Leerlauf zwischen den Highlights. Irgendwie kultig, irgendwie nicht. Letztendlich dürfte auch dieser leicht beknackte Streifen niemanden so richtig ansprechen. Zur herrlichen Schrägheit fehlt ihm das finale i-Tüpfelchen. Für echte Sexploitation ist das Werk zu sehr am Mainstream orientiert.