Die Blaxploitationwelle war nur ein kurzes Abdriften in einer Zeit, in der das us-amerikanische Kino gerade eine Flaute durchlebte, aber sie war kurzzeitig erfolgreich und brachte so eine ganze Menge Produzenten auf die Idee, an diesem Geldsegen mit Filmen wie The Black Six Teil haben zu wollen. Für die afro-amerikanische Bevölkerung war diese Form des Filmemachens sicher allein aus politischen Gründen ein Vergnügen, immerhin füllten sie dankbar manchen Saal. Daß die eigentliche Revolution bereits vorher stattfand und Filme wie Flucht in Ketten und In der Hitze der Nacht wesentlich mehr Bedeutung beizumessen ist, als beispielsweise einem Shaft, ist dabei nebensächlich. Obwohl nur wenige Titel im Gespräch geblieben sind, schüren ein paar Hightlights und die schrullig-individuelle Funk-Atmosphäre die Ambitionen der Filmfans, auch in diesem Bereich nach vergessenen Perlen zu forschen.
Unter den weniger in Erinnerung gebliebenen Filmen dieser Zeit hat The Black Six insbesondere deshalb eine spezielle Position inne, da er einen der extrem raren, schwarzen Bikerfilme darstellt. Das war es eigentlich aber auch schon mit den Besonderheiten. Ansonsten behandelt der Streifen das sensible Thema Rassismus und geht dabei leider sehr plump vor, so daß man hier keine philosophische Tiefe, sondern nur ein Rachemotiv erwarten darf, welches auf militante Art von der Schlagkräftigkeit der sechs Bikerfreunde überzeugen möchte, um sie zu Helden hochzustilisieren, die im Fall der Fälle tatkräftig zur Stelle sind - so die abschließende Moral. Auch wenn dies als tragisch-komisches Schmunzelventil für Unterdrückungsfrust funktioniert haben mag, so sollte dabei im Bewußtsein bleiben, daß diese Botschaft sozial-ethisch durchaus hinterfragbar bleibt, Gleiches mit Gleichem vergeltend langfristig weniger zum gegenseitigen Verständnis anregt, als die leider mehr als Alibi eingesetze Rast auf dem Gehöft einer älteren weißen Dame, wo die Burschen freundlich anpacken und sich im Gegenzug deftig beköstigen lassen.
Tragischerweise verschenkt The Black Six jedoch auch sein Potential als Exploitationfilm, eingeleitet durch ein Romeo und Julia Motiv, bei dem sich ein Pärchen nächtens auf dem Footballplatz trifft und dann vom großen Bruder des hellhäutigen Mädchens mit seiner Bikergang unterbrochen wird. Sie haben etwas dagegen, daß sie sich mit einem Schwarzen trifft, jagen ihn, schlagen ihn mit Waffen wie Stahlketten tot. Doch auch er hat einen Bruder, Anführer des titelgebenden Sextetts, welches derweil auf den amerikanischen Highways unterwegs ist, als Bubba (Gene Washington) die schlechte Nachricht erreicht. Sie fahren nach Hause, erleben zunächst noch einige rassistische Eskapaden, bei denen sie zwar überlegen sind, sich jedoch eher unbeholfen cool aus der Affäre ziehen, was den Film weniger unterhaltsam gestaltet. Dafür wurden alle sechs Schauspieler direkt aus der NFL gecastet, was während der Namenseinblendungen stolz durch die Nennung der zugehörigen Mannschaft betont wird.
Anstatt jedoch auf eine spannende Handlung zu setzen, läßt das Drehbuch nur eine recht unspektakuläre Indiziensuche Bubbas zu, bis er schließlich die Täter ausfindig macht, die sich verängstigt zusätzliche Verstärkung rufen. Unerhebliche Nebenplots wie Bubbas Ex-Freundin tragen leider nur zu weiterer Streckung des dünnen Plots bei, der sich eben lediglich auf die finale Auseinandersetzung konzentriert. Hier ist dann das Motorrad nicht nur Reittier, sondern wird im Kreise aufgestellt auch zur Wagenburg zum Schutze vor den angreifenden Horden wilder Weißer. Vor den Augen des längst verlorenen Zuschauers gerät die stümperhaft inszenierte Actionsequenz jedoch tief in die Kritik, kann hier doch weder für die vorhergehende Langeweile entschädigt noch überraschenderweise überzeugt werden. Da sich dies ins Gesamtbild des Films einfügt, scheint ein Zensurverdacht gegenüber des Masters der US-Ramschlabels eher unangebracht. Der Soundtrack geht zwar auch ins Bein, bleibt aber bei 08/15 Nummern, die ebenso wenig in Erinnerung bleiben. So ist als einzig positives Fazit zu ziehen, daß The Black Six trotzdem einen Beitrag zur Gleichberechtigung darstellt. Auch schwarzes Kino kann ziemlich öde sein.