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Man, was für eine bizarre Geschichte.
Der Anime-Kurzfilm "Atama Yama" ist die Umsetzung einer alten Rakugo Geschichte. Rakugo ist eine traditionelle japanische Geschichtenerzählkunst, bei der ein Erzähler in mitten seines Publikums sitzt und nur mit Hilfe seiner spärlich eingesetzten Mimik und einem eben so sparsam eingesetzten Fächer begleitet. Die Geschichten haben dabei meist einen absurden und schwarzhumorigen Inhalt. Nicht selten waren es auch Spottgeschichten über Samurai und andere höher Gestellte. Die Geschichten enden dabei immer mit einem gewitzten und cleveren ehrzählerischem Ende, das die Geschichte (und damit auch den Wortfluss des Erzählers) recht abrupt abbricht.
Die Wurzeln des Rakugo gehen bis in die Mitte der Meiji Periode (1867-1912) zurück.
Doch damit genug zum historischen Background.
Atama Yama ist in der Tat genau so wie es man es nun erwartet. Die Geschichte um den Mann mit dem Kirchbaum auf dem Kopf ist doch ziemlich bizarr und auch der schwarze Humor ist vorhanden, wenn zum Beispiel aufgezählt wird was im Frühling doch alles so erblüht. Die Kirchblüten, die Salaryman, die Office Ladys. Einen wirklichen Sinn kann ich in der Geschichte allerdings nicht erkennen. Zwar gibt es einige gewitzte und treffende Darstellungen, wie die des Glatzköpfigen oder die der feiernden Angestellten, aber welch wirklich tieferer Sinn nun hinter der Geschichte rundum den Kirchbaum im Kopf stecken soll hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Vielleicht gibt’s ja auch gar keinen.
Das uns der Erzähler die Geschichte dabei auch noch singend, begleitet von einer Koto (traditionelles Musikinstrument ähnlich einer Zither), näher bringt verstärkt die seltsame Wirkung der Geschichte dabei noch.
Dazu kommen die ebenfalls recht eigenwilligen Zeichnungen, die einen irgendwie schmuddelig unsauberen look haben. Dazu kommt das grad die Hintergründe oft recht einfach und völlig unrealistisch gezeichnet sind und fast wie Kinderzeichnungen aussehen. Am meisten fällt das sicher bei den Hochhäusern aus. Für die Geschichte wichtige Elemente hingegen werden zwar immer noch in dem Schmuddelstiel, aber sehr detailliert dargestellt. Auch in Sachen Animationen gilt das gleiche und auch wenn auch deren Look recht eigen willig ist, so sind sie doch gut gemacht.
Dazu kommen einige nette Ideen wie eine hin und wieder genutzte Egoperspektive, die uns schon gleich zu beginn eine sehr schöne Szene beschert in der sich der Mann in einem schmutzigen Spiegel betrachtet, was dem Zuschauer aber nicht gleich klar wird. Vielmehr wundert man sich erst einmal über das seltsame Bild was sich einem da bietet und hat so ein Gefühl das irgendwas nicht so ganz hinhaut. Wirklich schön gemacht.
Trotzdem ist Atama Yama sicher nicht s für jedermann. Schon allein die seltsame Geschichte dürfte dem ein oder anderen gar nicht gefallen und dann noch der eigenwillige Zeichenstiel dazu. Es bleibt doch sehr vom persönlichem Geschmack abhängig ob man damit was anfangen kann.
Nichts desto trotzt hat Atama Yama international Ansehen gefunden und durfte einige Preise einstecken. So gabs unter anderem 2003 eine Oscarnominierung in der Kategorie Kurze Trickfilme, den Preis für Trickfilme beim Filmfest Dresden 2003, die Silberne Taube beim Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2003 und den Großen Preis des Weltfestivals des Trickfilms 2004 in Zagreb.
Man sieht, durchaus einiges an Lob für diesen kurzen Film.
Mir hat er jedenfalls auch gefallen und auch wenn mich die Geschichte nicht 100prozentig überzeugen konnte, gab es genug sehenswertes und der ganze Film war einfach mal wieder etwas erfrischend anderes.

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