Die zweitgrößte Insel des Mittelmeers wird im Gegensatz zu erwartbaren Urlaubsimpressionen zur kalten und rauen Kulisse. Wenn auf Sardinien ein Mädchenhändlerring sein Unwesen treibt, bleichen die Farben beinahe von selbst aus und spiegeln damit direkt die Befindlichkeiten der Hauptfigur wider.
Der ehemalige Polizist und Gefängnisdirektor Sante Moras (Luca Argentero) erhält das zweifelhafte Angebot, einen just inhaftierten Kinderschänder eine tödliche Spritze zu verabreichen. Doch als ihm jemand zuvor kommt, sprechen alle Indizien gegen ihn und er befindet sich fortan auf der Flucht. Gemeinsam mit der Journalistin Fabiana (Cristiana Dell'Anna) will er die Drahtzieher der Bande ausmachen…
Der Stoff schlägt bereits mit dem Einstieg düstere Töne an, als zwei verirrte Wanderinnen bei einem finsteren Kauz nach dem Weg fragen und es kurz darauf ein Todesopfer zu verzeichnen gibt. Die Vorstellung des Antihelden benötigt indes nicht lange, denn rasch wird klar, dass Moras nach dem Tod seiner Frau, einigen Schulden und einer Versetzung nicht mehr viel zu verlieren hat, dem aber die wahre Gerechtigkeit definitiv wichtig ist. Mit Antritt seiner Flucht ist auch latent Tempo im Spiel, was gelegentliche Schwachstellen im Skript einigermaßen überdecken kann.
Denn es ist zuweilen etwas weit hergeholt, wie der Flüchtige an weitere Informationen gelangt ohne dabei selbst verräterische Spuren zu hinterlassen und obgleich es um einen kriminellen Ring geht, der erwartungsgemäß bis in die höchsten Kreise reicht, bleiben die Machenschaften der kriminelle Individuen ein wenig nebulös und wirken manchmal arg konstruiert, so dass es zwischenzeitlich immerhin zu einer ordentlich inszenierten Verfolgungsjagd und anschließendem Blechschaden kommt.
Derweil steckt Moras stets ein wenig mehr ein und schleppt sich beinahe bemitleidenswert von A nach B, während die Cops allerdings nicht untätig bleiben und in verschiedene Richtungen ermitteln. Der Showdown in einem Yachthafen ist im Grunde sinnbildlich für die Inszenierung, welche in düstere Farben getaucht beileibe kein Aushängeschild für Touristen markiert. Selbst einige Landschaftsaufnahmen wirken leicht bedrohlich und unwirtlich, während der Score angemessen düster untermalt, jedoch nie drüber ist.
Auch die Darsteller sind dies nicht, allen voran Argentero, der es schafft, mit zwei, drei Gesichtsausdrücken dennoch glaubhaft rüber zukommen und den Schwerpunkt auf die Physis zu legen. Seine Figur ist der Motor der Geschichte, die gegen Ende zwar leicht ins Straucheln gerät und phasenweise etwas zuviel Wert auf Atmosphäre denn Spannung legt, die aber dennoch bei Laune hält und somit einen passablen Genrebeitrag zutage fördert.
Knapp
6 von 10