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Es braucht ein österreichisches Dorf um eine „Rosemaries Baby“-Kopie hochzuziehen

Andreas Prochaskas „In 3 Tagen bist du tot 1+2“ waren (nicht nur) für ihre Zeit sehr stilsichere, versierte Euro-Slasher. Und mit „Das finstere Tal“ hat der Mann nicht weniger als einen der besten europäischen Western seit der Jahrtausendwende gedreht. Von seinen vielen Übungen und Kleintaten für's Fernsehen ganz zu schweigen. Nun ist der Gute zurück im Horrorfilmkinozirkus, mit „Welcome Home Baby“ - über eine Berlinerin, die nach dem Tod ihres Vaters in ihr österreichisches Geburtsdorf zurückkehrt und dort auf sehr mysteriöse Vorkommnisse und Bewohner trifft, die unnatürlich dringlich auf ihr Bleiben verharren und immer wieder gruselige Fetzen aus ihrer Kindheit aufwühlen… 

Wo ihr seid bin ich nicht zuhause 

„Welcome Home Baby“ leidet unter zwei Dingen meiner Meinung nach besonders. Einmal seiner wirklich eklatanten Nähe zu großen Vorbildern und besseren Werken, was leider nur selten wie eine Hommage, sondern eher eine blasse Ösi-Kopie wirkt. Und zweimal unter seiner Laufzeit, die er mit seinem eher generischen Stotyinhalt leider nicht rechtfertigen kann. Da hätte einer den Machern und Cuttern gerne sagen können, dass das nicht für einen Zweistünder reicht und man das „im Genre“ gerne knackiger und kurzweiliger zusammenfassen kann. Das sind keine kleinen Kritikpunkte, ich weiß. Aber ansonsten ist „Welcome Home Baby“ alles andere als misslungen. Julia Franz Richter als Hauptfigur macht das grandios, glaubhaft und kraftvoll. Es gibt einige famose, fast gemäldeartigen Bildkompositionen, böse Jumpcuts und Millisekundeneinschübe, einen garstig-guten Klangteppich und teils wirklich creepy (aber auch schwarzhumorige) Dorfbewohner. Daher kann man als eher unerfahrener, neuerer Horrorfan - oder wenn man mal einen sehr gnädigen Abend hat - damit wenig falsch machen. Es ist ein Qualitätsprodukt. Aber gerade die dreiste Nähe (vor allem zu Polanskis Meilenstein) hat mir in dieses audiovisuell opulente Mahl dann doch etwas gespuckt. 

Ungemütliches Unsittengemälde 

Fazit: etwas zu lang, etwas zu unoriginell, etwas zu vorhersehbar. Und trotzdem ein stabiler deutsch-österreichischer Okkultgrusler. Vor allem audiovisuell versiert. Und eine bockstarke Leading Lady. 

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