Review

Kotzreiz langsam ausgereizt?




Dario Germani, der neue Horrorfilm Revoluzzer Italiens, der sich ganz und gar dem Exploitationgenre verschrieben hat und in die fetten Fussstapfen berühmter Filmvertreter seines Landes treten will. Speziell angetan hat es ihm dabei die Schauermär um den gemeinen "Grim Reaper", aka "Man Eater", der berüchtigte Menschenfresser. So belebte er den Plot in seinem 2022er Reboot neu, um der Serie seinen ganz individuellen Stempel aufzusetzen, was allerdings in die Hose ging, da die Neuauflage weniger an den Riesenkannibalen erinnerte, als eine völlig neuinterpretierte, aber völlig verhunzte Monstergeschichte. Nun folgte mit "Antropophagus Legacy" eine richtig echte Fortsetzung des §131 geliebten Originals. Denn Germani machte es sich quasi zur Lebensaufgabe, den Fleischbeschauenden Brei zu seinem Leibeigenen zu schneidern und dem verschiedenen Joe D'Amato entgültig seinen Tribut zu zollen.


Die junge, schwangere Hanna wird beschuldigt, ihren Mann brutal ermordet zu haben und flieht vor der Polizei nach Budapest zu ihrem Cousin Hugo, der angeblich eine Villa bewohnt. Allerdings gewährt der sichere Schutz nicht lange; zwar Ruhe vor den ermittelnden Cops, erzählt ihr Hugo ungeheuerliche Geschichten beider Vorfahren, die das KZ Mauthausen überlebten und sich mit einer Gruppe anderer Überlebender in einem Untergrundverlies verschanzten und sich aus Hunger mehr und mehr von den Toten ernährten, um zu überleben. Was allerdings zuerst Überlebenswille war, steigerte sich zum reinsten Sadismus und Vorliebe zum menschlichen Fleisch. Hugo, selbst zum Kannibalen mutiert, nötigt Hanna dazu, ebenso wie er, Humanmeatgourmet zu werden und serviert ein Opfer nach dem anderen. Hanna ist angewidert von Hugo's Naturell und plant den Ausriss aus der Gefangenschaft. Was sie allerdings nicht akzeptieren will, ist ihre Herkunft; sie stammt vom legendären "Man Eater" ab.

Die Geschichte von 1980 weiterzuspinnen, mag zwar sehr interessant sein, ergibt aber rein von der Logik her, keinen Sinn. So spielt Hanna die adoptierte Tochter des Antropophagen; der allerdings hatte zu Lebzeiten nur einen Sohn, den er zusammen mit der Ehefrau meuchelte. Da war von einer Tochter weit und breit nicht die Rede. Sei es drum, Germani versucht krampfhaft, in Rückblenden zu vermitteln, was damals vor den 1980er Ereignissen geschah, wie sich der Menschenfresser entwickelte und tut dies, na logo, auf zwei Zeitebenen, wobei die Vergangenheit in längeren Abständen erzählt wird, während sich gegenwartlich der Plot um Hugo und Hanna in einem mühseligem Tempo daherschleppt und sich in schnell geschnittenen Frames gemütlich und mit Umwegen steigert. Germani erspart sich die Kraft der Dialoge und so kommt das Teil kaum wortlastig daher. Im Grossen und Ganzen wirkt das Kammerspiel der beiden Antagonisten eher bizarr anstatt berauschend. Germani lässt sich aber trotzdem nicht nehmen, gemäß der Serie, mit deftigen Splatter-und Goreszenen hinterm Berg zu halten. Diese werden zwar im Gegensatz zum Reboot wohldosiert gestreut, erfüllen doch schliesslich ihren Zweck.

Aber diese ganzen Umstände der Inszenierung lassen jegliche Spannung im Blut ersaufen und so plätschert diese Fleischgewordene Netzhautmassakerkost unbefriedigend vor sich hin. Schauspielerisch ganz okay abgeliefert, jedoch weit entfernt von überzeugender Ausdruckskunst, verfehlte Musikuntermalung und die Nebenfiguren, die plötzlich ins Bodenlose versickern, gar unwichtig erscheinen und schliesslich das fahle Skript, machen doch wirklich keine rechte Fortsetzung in diesem Sinne , sondern eher ein unglückliches für sich allein stehendes Unikat, das seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird, aber wirklich besser scheint, wie das 2022er Reboot.

Der einzigste Wermutstropfen, der hier wirklich respektabel ausgelobt werden darf, ist die Tatsache, das sich der Regisseur nach 44 unglaublichen Jahren an die Original Schauplätze des Erstlings getragen hat, um die letzten Einstellungen zu filmen. Das ist Retrofeeling pur und erinnert zurück an das althergebrachte Grauen von damals; wird allerdings leider überschattet von dem doch eher peinlich-prosaischem Finale, welches überzogen, verwirrend und grotesk daherschludert. Ich denke, da wäre einfach mehr drin gewesen. Ich hoffe,das Kapitel "Man Eater" ist damit entgültig Geschichte und final abgeschlossen. AMEN!


Unsäglich daherdümpelndes Kannibalenkammerdramaspiel, der seine Momente hat. Aber wo Lichtblicke sind, gibt es auch Schatten. Und davon leider zuviele des Guten. Mit den üblich ausgekleideten Metzgerszenen inspiriertes Horrorsequel im weiten Sinne, das mit wenig Wort und noch weniger Erwartung aufbauscht. Germani hat's versucht, trotz versöhnlicherem Finale, aber auch nur wegen der Original Locations. Alles andere ist zähgekauter Kaugummi.



Ist die 18er Freigabe gerechtfertigt? Ein paar deftig fleischige Morde und Häutungen werden schön in den Vordergrund gedrückt, was instabilen Mägen nicht entspricht. Ja ab 18 ist gerechtfertigt!

Details
Ähnliche Filme