Review

Das folgende Review enthält unter Umständen Spoiler und Vorausblicke auf die, bisher bei uns noch nicht veröffentlichten, Staffeln 3 & 4 und ist deshalb mit Vorsicht zu genießen.
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Die TV-Serie "Scrubs", welche sich Bill Lawrence zu Beginn des neuen Millenniums erdachte, ist eine der besten, die in den letzten Jahren über den großen Teich in deutsche Fernseher geschwappt ist. Mit Humor, Charme und vielen "albernen" Ideen, sowie einer großen Prise Ernsthaftigkeit, hat sich diese Serie von Anfang an in meinem Kopf festgesetzt.

Aber ich Beginne mal der Reihe nach. Die Ausgangsgeschichte von "Scrubs" dreht sich hauptsächlich um die beiden jungen Medizinstudenten John "J.D." Dorian (Göttlich - Zach Braff), seines Zeichens Internist, und seinen langjährigen schwarzen Kumpel, den Chirurgen Christopher Turk (Donald Faison). Die Serie beginnt mit dem ersten Tag der beiden im „Sacred Heart Hospital“, wo sie sich von nun an mit den Tücken des Ärzte-Alltags, aber auch allerlei privaten Wehwehchen herumschlagen müssen. Schnell gesellen sich nun auch ihre beiden Kolleginnen Elliot Reid (Rosseanne Ersatz-Tochter Sarah Chalke), ebenfalls Internistin, sowie die erfahrene Krankenschwester Carla Espinosa (Judy Reyes)zu ihnen. Drei weitere wichtige Gestalten im Alltagsleben des jungen Quartetts, sind der stets zynische und schlecht aufgelegte Dr. Perry Cox (absolut genial – John C. McGinley), der boshafte und geldgierige Chefarzt Dr. Robert Kelso (Ken Jenkins), sowie der Hausmeister (im Original treffenderweise als Janitor bekannt, was auch einen in Staffel 2 auftretenden Wortwitz erklärt, in welchem er sich einer Schulklasse als „Dr. Jan Itor“ vorstellt), der anscheinend nur darauf aus ist, J.D. das Leben so schwer wie möglich zu machen und erst in den späteren Folgen auch den Kontakt zu anderen Figuren aufnimmt. (ebenfalls grandios – Neil Flynn).

Der Ablauf einer Episode ist in der Regel immer ähnlich, da hier konsequent J.D. der jenige ist, der die Geschichten aus seiner Sicht erzählt und am Ende zusammenfassend analysiert. Ich finde dieses Stilmittel geradezu traumhaft, da man dadurch einige tiefe Einblicke in J.D.’s Handeln und Denken erhält. In den bisherigen 4 Staffeln wird dieser Ablauf auch nur 2 mal gebrochen, nämlich immer dann, wenn J.D. einfach nichts zu erzählen hat. Dabei übernimmt den Part des Erzählers einmal Dr. Cox und einmal Turk – eine herrliche Erfahrung. Ansonsten beschränkt sich der Inhalt auf die typischen und alltäglichen Krankenhauserfahrungen – zwar immer wieder mit starkem Humor gewürzt, aber auch nie den Blick für die Ernsthaftigkeit verlierend. Auch private Probleme finden immer wieder den Weg in den Plot und ergänzen ihn hervorragend, wie etwa das ewige Hin und Her von J.D. und Elliot, welches jedoch in der 3. Staffel seinen Höhepunkt und auch sein Ende findet. Alles in allem sehr spaßig, sehr interessant, nie zu albern und immer wieder herrlich anzusehen.

Die deutsche Synchronisation zwar sehr gut gelungen ist, aber viele der genialen Wortspielereien des Original-Skripts konnten einfach nicht in die deutsche Sprache übertragen werden (wobei der jenige der aus Dr. Cox' "Newbie" "Flachzange" gemacht hat, echt gehängt gehört). Ansonsten muss man bei der dt. Auswertung lediglich die Synchronstimme von J.D. bemängeln, die zwar, wenn man das Original nicht kennt, absolut passend ist, aber nie und nimmer an die von Zach Braff heranreichen kann. Leider geht uns in der 2. Staffel auch Sarah Chalke’s geniale „Deutsch-Einlage“ verloren, als sie zusammen mit J.D. einen deutschen Patienten betreuen muss (Zitat Elliot: „Iss dein Schnitzel, sonst kriegst du keinen Nachtisch!“ JD: “German is a beautiful language.”) – Köstlich.

Was diese Serie ebenfalls ausmacht, sind die unzähligen Cameos und Gastauftritte, die sie immer wieder zu bieten hat. Sei es Brendan Fraser in der Rolle von Dr. Cox’ Schwager, Michael J. Fox als gehandicapter Arzt, Amy Smart als Ehefrau eines Koma-Patienten oder Colin Farrell als prügelnder Ire (sehr sehr geil).

Und was macht die Serie jetzt so besonders? Nun, diese Frage zu beantworten, würde hier wohl den Rahmen sprengen. Der Stil der Serie ist einfach unnachahmlich, seien es nun J.D.’s Tagträumereien, die genialen One-Liner vom Janitor oder die skurrilen Gastcharaktere – es gibt immer was zu lachen und immer was zu entdecken. Besonders gelungen fand ich auch das Aufräumen mit den typischen Sitcom-Klischees in der 4. Staffel. „Scrubs“ wird ja leider oft mit den typischen amerikanischen SitComs àla King of Queens verglichen, was aber meiner Meinung nach absolut ungerechtfertigt ist. „Scrubs“ ist einfach was eigenes und lässt sich am ehesten mit dem Stil von „Malcolm“ vergleichen. Das macht man dem Zuschauer in der 4. Staffel auch klar, als eine halbe Episode im typischen SitCom-Stil abläuft – eingespielte Lacher, Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichten, grelle bunte Farben und eine immer lachende Gesichter – sehr geile Sache das.

So, vielmehr hab ich nicht zu sagen, also ziehe ich mal ein Fazit.

„Scrubs“ ist eine der besten TV-Serien der letzten Jahre. Die bisherigen 4 Staffeln waren nie langweilig oder haben sich inhaltlich wiederholt, sondern boten immer neues. Auch die Leistungen der Schauspieler und auch die Scripts selbst haben sich im Laufe der fast 100 Episoden stets verbessert und so ist die Serie für mich auch nicht als plump oder albern abzustempeln (ich gebe zu, die ersten 2 Staffeln waren noch etwas kantiger und laienhafter, aber spätestens ab der 3. Staffel wirkt alles sehr rund und passend). Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Serie im O-Ton anschauen. Ich liebe es jedenfalls. 10/10

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