Neal H. Moritz wurde an sich als Produzent von Teeniefilmen wie „Eiskalte Engel“ bekannt, doch inzwischen kredenzt er dem Publikum immer wieder jugendfreie Actionware – wozu auch „Hart am Limit“ gehört.
Cary Ford (Martin Henderson) kehrt nach sechsmonatigem Aufenthalt in Thailand nach L.A. zurück und was macht ein echter Biker zur Feier seiner Ankunft? Natürlich, Ärger! So braust er an zwei Autos vorbei, die sich gerade ein Straßenrennen liefern und verursacht beinahe einen Crash. Als die beiden Fahrer ihm an der nächsten Raststätte Manieren beibringen wollen, haut er beiden kräftig aufs Maul. Nicht unbedingt prickelnd das Ganze, aber als Hommage an „The Fast and the Furious“, den ersten großen Actionerfolg von Neal H. Moritz, ganz witzig.
Allerdings ist er nicht unbedingt gern in seiner Heimat gesehen: Mit der Gang der Reapers unter der Führung von Trey (Ice Cube) hat er nach wie vor Stress, seine Freundin Shane (Monet Mazur) ist alles andere als erfreut über seine überstürzte Flucht und er wird vom FBI wegen Drogenhandels gesucht. Irgendwie hat man ja geglaubt, dass derartige Bikerfilme inzwischen ausgestorben seien, aber das Image vom Zweiradrebellen wird hier ohne neue Nuancen wiedergekäut.
Der Vorwurf des Drogenhandels stimmt indirekt: Ford sollte auf zwei Motorräder von Henry James (Matt Schulze) und seiner Gang aufpassen, doch fand heraus, dass Drogen darin versteckt waren und stahl sie. Doch Henry erfährt von Fords Rückkehr und setzt alles daran, seine Drogen wiederzubekommen, weshalb Ford und seine Kumpane bald auf der Flucht sind…
Um es gleich vorwegzunehmen: „Hart am Limit“ zelebriert jene Art von Prolligkeit, die in „The Fast and the Furious“ noch gemäßigt vorkam. So filmt Joseph Kahn hier im Hochglanzlook Titten und Ärsche in Großaufnahme und zelebriert ein unheimlich reaktionäres Frauenbild. Diese überzogene Prolligkeit wirkt stellenweise arg dumm und nervt teilweise auch. Krönung der Blödheit: Das Superbike mit Heli-Turbine, welche beim Anlassen zig Passanten von den Füßen pustet. Außerdem ist jede Figur ein krasser Oberchecker bzw. glaubt einer zu sein und lediglich ein paar davon sind wirklich cool (z.B. Trey).
Die Story ist flach und simpel, aber wirkliche Längen kann der Film trotzdem vermeiden. Das liegt daran, dass Kahn den Film sehr kurz hält und seine Geschichte in rund 80 Minuten (Abspann inklusive) temporeich runterkurbelt. Hochspannend ist das zwar nicht, aber alle paar Minuten geht es in irgendeiner Form rund, was für die Innovationsarmut teilweise entschädigt.
Ebenfalls ganz nett die Tatsache, dass sich „Hart am Limit“ nicht immer so furchtbar ernst nimmt. Zwar wird das Proletentum viel zu überzogen zelebriert, aber der ein oder andere flotte Spruch lockert das Geschehen auf und die Figur des FBI-Agenten bringt etwas Ironie in die Sache (z.B. wenn er sein Auftreten im Billiglook kommentiert). Auch die musikalische Untermalung ist überzeugend, wobei erfreulich wenig Hip Hop vorkommt, sondern in erster Linie Gitarrenklänge zelebriert werden. Es gibt unter anderem von Static-X, Hoobastank, Nickelback usw. was auf die Ohren und Monster Magnet haben einen Gastauftritt. Passend dazu tragen auch diverse Biker T-Shirts von Metallica, den Ramones, Motörhead etc.
Etwas seltsam mutet die Action an. Die Biker kriegen nahezu alles auf ihren Maschinen hin (außer vielleicht Bierflaschen aufmachen, dazu muss man dann schon die Hände benutzen) – und für die Darstellung derartiger Aktionen muss oft der PC herhalten. So sind einige Actionszenen reine CGI-Orgien wie z.B. die Zugszene oder die finale Jagd auf Henry und diese Szenen sind einfach nur unspektakulär, da meilenweit als reine PC-Arbeit zu erkennen. Zum Glück wird in „Hart am Limit“ im Gegensatz zu filmischen Videospielen á la „Catwoman“ und „Van Helsing“ noch einiges selbst gemacht und man darf ein paar wirklich gute Stunts bewundern. Es wird auch etwas geballert und geprügelt, wie z.B. in der recht guten Actionsequenz in der Werkstatt. Und das Duell zwischen Shane und China (Jaime Pressly) ist zwar unrealistisch hoch drei, aber ziemlich einfallsreich und optisch gut gemacht.
Ice Cube als Oberchecker vom Dienst macht sicherlich den besten Job, während Matt Schulze und seine an die Hells Angels angelehnte Clique immerhin solide Klischeefieslinge abgeben. Monet Mazur schwankt unentschlossen zwischen starker Frau und Heldenanhängsel, während Martin Henderson als Held komplett blass bleibt.
Dumm wie Brot ist „Hart am Limit“ ganz sicher. Doch aufgrund des hohen Tempos und ganz netter Actionszenen kommt er doch auf ein passables Unterhaltungsniveau.