Review

Bitte stirb nicht...

"Sorry, Baby" ist eines der sensibelsten und geschicktesten Indiedrama-Labyrinthe seit langer Zeit - und das von einer jungen Frau, die vorher noch nie einen Langfilm gemacht hatte... und die gleichzeitig die (anspruchsvolle!) Hauptrolle übernimmt... Wow! Erzählt wird von Agnes, der vor ein paar Jahren etwas Schlimmes passiert ist, wonach ihr (vor allem liebestechnisch sehr einsames) Leben (anders als bei ihren Freunden) nie wieder richtig in die Spur gefunden hat und sie sich seelisch quasi kaum weiterentwickeln konnte...

Katzenmama versucht zu vergessen

Die Figuren in "Sorry, Baby" haben ihre Spleens und ihre nerdig-hipsterigen Facetten, "frechen" Sprüche und aufbrausenden Anflüge. Das gab mir anfangs eine kleine Hürde, sie zu lieben und auf ihrer Seite zu sein, sie zu verstehen und alles nachvollziehen zu können. Echte Menschen eben. Die etwas verschachtelte Erzählweise tut ihr Übriges. Doch waren diese Mauern erstmal eingerissen und die filmische Form verstanden, hatte mich "Sorry, Baby" im emotionalen Würgegriff wie wenige andere Filme in diesem Jahr. Eva Victor brilliert in ihrer Doppelrolle vor wie hinter der Kamera. Ihre Hand ist sicher, ihre Figuren sind unsicher, ihr Thema ist klar und heftig. Und tonal ist das - trotz mal enorm lustiger und mal enorm schockierender Momente! - einfach einwandfrei, nahtlos und perfekt. Und das muss man bei diesen Themen und tiefschürfenden Charakterporträts voller Makel und Hubbel erstmal schaffen. Und für Katzenfreunde ist's wahrscheinlich eh Pflichtprogramm. Insgesamt nicht ohne Hürden, Längen und Sackgassen - wenn man sich allerdings durchbeißt, auch mal abbiegt und umkehrt, dann lohnt sich "Sorry, Baby" porentief und nachhaltig. Man muss allerdings mit unangenehmen bis deprimierenden (heute würde man wahrscheinlich "triggernden" sagen) Themen zurechtkommen. Gutes Gegengewicht zu "After the Hunt". Bittersüß. 

Fazit: Die Figuren können nerven... Aber auch sehr authentisch, lustig und berührend sein. Und die Katze eh. "Sorry, Baby" hat alles, was es braucht, für ein enorm beeindruckendes, mit sicherster Hand geführtes Regiedebüt - und einen rundum klasse Film! 

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