Hallow Road (2025)

Mama & Papa als ADAC in die Hölle

In dem kleinen, knackigen und insgesamt absolut versierten Mysterythriller "Hallow Road" kriegen die Eltern eines Mädchens in tiefer Nacht einen traumatischen Anruf von ihr, da sie scheinbar einen schweren Autounfall gebaut hat - woraufhin beide gestresst und etwas panisch ins Auto springen und zu ihr fahren. Mit der Tochter am Telefon. Und gefühlt lächerlichsten 30 km/h auf dem Tacho :D...

No Easy Way Out

Um meinen (seit neuestem) eigenen elterlichen Blickwinkel und meines Erachtens interessantesten Aspekt an "Hallow Road" zu erklären, starte ich mit einer kleinen Anekdote über mich und meine eigenen Eltern. Als Teenager bin ich mal mit dem Fahrrad komplett unaufmerksam und unbedacht nach dem Fitnessstudio hinter einer Mauer auf eine kleine Straße gefahren und voll in die Seite eines anfahrenden (Luxus-)Autos. Nur Blechschäden und Schock auf beiden Seiten. Viel Glück im Unglück. Die Leute wohnten um die Ecke, nahmen mich kurz auf und wir riefen meine Eltern an. Diese kamen an, aufgebracht, verteidigten mich und versuchten die Schuld, die ganz klar bei mir lag, weg von mir zu schieben anstatt das einfach zu ownen, die Daten auszutauschen und der Versicherung zu melden. Zumindest im ersten Moment. Zumindest habe ich es so in Erinnerung. Bis sich alle Gemüter beruhigten und die Sache logischer geregelt wurde. Was das mit "Hallow Road" zu tun hat, der näher an einer (etwas berechenbaren) "Twilight Zone"-Episode als an meiner Story liegt? Dass auch Eltern dumme Dinge tun, dass man sein Kind oft unnötig hartnäckig verteidigt, dass man nicht immer logisch sondern oft einfach panisch reagiert, dass man manchmal die Wahrheit aggressiv verdrängt, dass man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. 

Ehetherapie trifft Sitzheizung trifft "The Guilty"

Fazit: Einige Drehbuch- und Logikhaken, ja sogar charakterliche Dummheiten und Ärgerlichkeiten muss man großzügig beiseitewischen... aber dann bleibt ein top gespielter, audiovisuell hoch punktierter und sehr effektiver, beengter "One-Location-Thriller" mit etlichen moralischen Kniffen, spaßigen Wendungen und klasse "Was würdest du tun/sagen?"-Momenten - besonders für Eltern!