Hinter schwedischen Gardinen
Der zweite Film (allein diesen September!) auf dem Fantasy Filmfest über Altersheime, Pflegeprobleme und den damit zusammenhängenden familiären Horror. Ein Thema, das nicht nur nahezu uns alle irgendwann betrifft, sondern scheinbar auch die komplette westliche Welt bewegt (s. „Old People“, „The Home“ (US), „The Rule of Jenny Pen“, „The Manor“ u.v.m.). „Hemmet“ aka „The Home“ ist die schwedische Filmwortmeldung dazu und erzählt von einem Mann, dessen Mutter fast gestorben wäre und nun um's Altersheim (trotz Widerwillen) nicht mehr herumkommt. Doch ihre Nahtoderfahrung hat die alte Dame verändert und deutlich boshafter gemacht…
Im Heim hört dich niemand schrei'n!
Ich glaube, wenn meine italienische Oma nicht gerade ins Pflegeheim gekommen wäre, hätte ich mit „Hemmet“ doch eine noch wesentlich gelangweiltere und unberührtere Zeit gehabt. So habe ich aber viele Muster - manche lustig, manche traurig, manche gruselig - aus aktuellstem Anlass wiedererkannt. Dadurch gewinnt dieser Altersheimschocker für mich ganz persönlich an Gewicht, Tragik, Tiefe. Ziehe ich das jedoch ab, bleibt ein solider Grusler auf gehobenem TV-Niveau. Der Hauptdarsteller erinnert mich sympathisch an David Dastmalchian. Die vielen alten Damen und Herren versprühen mehr Mitleid als Grusel. Und das Setting wirkt sehr steril und grau in grau, was aber natürlich auch mit dem gesellschaftskritischen Thema und den Zuständen solcher Einrichtungen zu tun hat. Sicher heruntergekurbelt, auf nordisch-europäische Art an spooky Mustern abgearbeitet. Die Traumas der häuslichen Gewalt und Homophobie im Hintergrund sind unübersehbar. Richtig entscheiden kann sich „Hemmet“ jetzt nicht, voll in's Genre einzudringen. Für einmal sehen reicht's. Längen gibt’s kaum.
Fazit: in seinen besten Momente creepy, sogar mit J-Horror- und „Nachtwache“-Vibes. Zudem auch mit tragischen sowie schwarzhumorigen Untertönen. Insgesamt jedoch eher TV-Gruselstunde. Aber warum nicht.