Review

Inhalt (Spoiler!):
John Gant (Audie Murphy) ist ein berüchtiger Revolverheld und Auftragsmörder. Als er in der Stadt Lordsburg eintrifft, reicht die Erwähnung seines Namens, um die ganze Stadt in helle Aufregung zu versetzen, da sich jeder fragt, wen Gant wohl töten soll. Einzig der Sohn des Schmieds, der Arzt Canfield hat keine Ahnung, um wen es sich bei Gant handelt, weswegen er dem Mann nicht misstrauisch und feindseelig begegnet, sondern sich sogar zum Schach mit ihm verabredet.
Derweil bricht in der Stadt Misstrauen und Panik aus. Vor allem einige der Mächtigen denken natürlich Gant sei wegen ihnen in der Stadt. Zunächst versuchen sie den Sheriff aufzustacheln, der jedoch keine Handhabe gegen Gant hat, da dieser seine Gegner immer solange provoziert bis sie selbst zur Waffe greifen. Dann kann er sie töten, ohne eine Anklage zu fürchten.
Auf wen er es diesmal abgesehen hat, bleibt jedoch Gants Geheimnis und schon fast genüsslich sieht er zu, wie die Stadt beginnt, sich gegenseitig zu zerfleischen. Einzig der Arzt behält einen kühlen Kopf. Während die meisten Bewohner der Stadt Gant töten wollen, will er die Sache friedlich regeln. Als es jedoch zum ersten Toten kommt, beginnt auch er langsam daran zu zweifeln, ob sein Weg der richtige ist...


Kritik:
Jack Arnold ist eigentlich eher als Regisseur von Sci-Fi- und Abenteuer-Klassikern bekannt, doch die wenigen Western, die er gedreht hat sind unter Kennern sehr beliebt. Und dass sich Arnold im Genre auskennt, beweist er direkt zu Anfang des Films, als er seinen Protagonisten, den Revolverheld Gant, genau wie Alan Ladd im Wester-Klassiker "Shane" aus den Bergen herabreiten lässt. Die Homage geht sogar so weit, dass er vor dem Erreichen der Stadt zunächst bei einer kleinen Farm nach dem Weg fragt und so den Zuschauer noch unmittelbarer auf "Shane" verweist.

"Aha, eine weitere gedankenlose Reminiszenz an einen Klassiker! Wahre Brillianz sieh anders aus." möchte man zunächst denken, doch Arnolds Homage dient mehr als eitlem Selbstzweck. Genau wie Shane ist auch Gant die Personifizierung eines Ideals, oder besser gesagt eines Abstraktums. Denn während Shane der mythische, Halbgott-gleiche Heros war, der die Menschen aus ihrem Leid befreit, so ist Gant das genaue Gegenteil. Er ist die schon fast dämonische Personifizierung der Angst und des Schuldbewusstseins.  Dem Teufel gleich muss er selber nichts tun, damit die Menschen um ihn herum Böses tun. Seine bloße Präsenz bringt das Schlechte ihn ihnen hervor und für ich ist es schon fast ein Vergnügen zu beobachten, wie dieses Übel seinen Lauf nimmt.
Trotz dieses dämonischen Wesens ist Gant jedoch eigentlich ein kultivierter, netter Mensch, dem man als Zuschauer eigentlich gar nicht seine Sympathien verweigern will. Genau wie der Arzt Canfield, der mit seinen festen Idealen und seinem pazifistischen Weltbild den Gegenpart zu Gant bildet.

Dies alles ist wurde von Arnold in extrem spannende 70 Minuten Film gepackt. Eigentlich passiert gar nicht soviel in dem Film, außer dass wir sehen, wozu Anst die Menschen treiben kann. Die Spannung ergibt sich aus verschiedenen Fragestellungen: Zunächst will man wissen, ob Gant wirklich der Böse ist, für den ihn alle halten. Und wenn er ist, was oder besser wenn will er? Und genau so spannend ist die Frage, was die Bewohner der Stadt machen. Jeder reagiert anders und unerwartet. Der erfahrene Zuschauer, weiß natürlich, dass am Ende der unwahrscheinlichste der Bewohner der Grund für Gants Anwesenheit ist, aber selbst nach der Offenbarung dieser Person bleibt der Film spannend, denn Dr. Canfield ist zum unberechenbaren Faktor der Geschehens geworden.

Das untypische und überaus zufriedenstellende Ende des Films hätte eigentlich noch einen ganzen Abschnitt verdient, aber es sein nur soviel gesagt, dass auch hier wieder auf "Shane" verwiesen wird.

Filmtechnisch gibt es an dem Film auch aus heutiger Sicht nichts auszusetzen. Die Inszenierung wirkt insesamt wesentlich realistischer und glaubwürdiger als bei vielen amerikanischen Western aus der selben Zeit. Western-Star Audie Murphy wirkt mit seinem jugendlichen Aussehen zwar überhaupt nicht böse - vor allem wenn man seine sonstigen Rollen bedenkt -, aber genau das soll er ja auch nicht. Auch die anderen eher unbekannten Gesichter agieren alle überzeugend und rollengerecht.

Fazit:
"Auf der Kugel stand kein Name" gehört zu den Perlen des Western-Genres. Warum der Film nicht zu einem absoluten Klassiker geworden ist, verschließt sich mir, denn auch vor einem Vergleich mit den ganz großen des Genres muss er sich nicht scheuen. Extrem spannend, gut gespielt und mit einem interessanten Subtext ausgestattet bleibt eigentlich kein Wunsch auf Zuschauerseite offen. Aber vielleicht ist er einfach eine Spur zu düster...

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