Review

iHaveCNit: Thunderbolts* (2025) – Jake Schreier – Walt Disney

Deutscher Kinostart: 01.05.2025

gesehen am 08.05.2025 in 3D Dolby Atmos

Kinopolis MTZ – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:15 Uhr

Yelena Belova fühlt sich nach dem Tod ihrer Schwester in einem gewissen emotionslosen und leeren Schwebezustand und die Aufträge, die sie von der CIA-Direktorin Valentina Allegra De Fontaine erhält, werden von ihr wie auf Autopilot routiniert abgearbeitet. Doch inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens für ihre Auftraggeberin wird sie in eine abgelegene Einrichtung berufen, in der es um die Vernichtung wichtiger Nachweise geht. Doch dort ist sie nicht allein, denn auch weitere Söldner wie „Ghost“ , „Taskmaster“ und John Walker haben zufällig den gleichen Auftrag bekommen. Nicht nur, dass sie merken, dass sie in einen von Valentina arrangierten Hinterhalt gelangt sind, auch ein geheimnisvoller, unscheinbarer Mann namens Bob erscheint dort. Noch ahnen sie nicht, welche Folgen diese Zufallsbegegnungen haben wird und welche Rolle Bob in einem geheimen Projekt von Valentina spielt, gerade auch weil Yelena und Bob sich durch ihre Gefühlswelt verbunden fühlen.

Ich glaube wie so oft von mir geschrieben, war beim Marvel Cinematic Universe nach dem Endgame der Avengers ein wenig die Luft raus. Neben den obligatorischen Abschlüssen der Filmreihen einzelner Helden waren nur noch wenige qualitative Ausreißer nach oben vorhanden. Neu eingeführte Helden, Staffelübergaben an Helden aus der zweiten oder dritten Reihe haben abseits der Erfüllung längst überfälliger Fanwünsche eher zu einer gefühlten, ziellosen Sinnkrise geführt. Da passt es doch ganz gut, dass so etwas wie eine ziellose Sinnkrise in gewisser Art und Weise auch Teil des neuen Films im Marvel Cinematic Universe ist – der dazu auch noch ein qualitativer Ausreißer nach oben geworden ist – und was für einer ! Jake Schreiers „Thunderbolts* ist durchaus ein sehr erfrischender Film für das MCU. Mit einem interessant zusammengewürfelten Team aus quasi Antihelden kann der Film schon in ähnliche Kerben wie „Guardians of the Galaxy“ oder auch der „Suicide Squad“ aus dem DC-Lager schlagen, findet aber durchaus so etwas wie eine eigene Identität und kann mich damit schon leicht begeistern. In seiner Mischung aus klassischer Marvel-Action, die aber erfrischenderweise mal eher handgemacht wirkt und nur punktuell mit computergenerierten Effekten arbeitet, ist der Film vor allem ein interessantes Psychodrama und Psychothriller geworden, dass mehr durch seine Charaktere und deren Entwicklungen als von einem Plot lebt. Auch schafft der Film mit seinem Fokus auf eher weniger Schauplätze und dem Wirken und Stehen lassen von Momenten und der Ruhe dazu, den Charakteren ihren Raum zur Entfaltung zu geben, wovon der Film ungemein profitieren kann. Im Ensemble des Films mögen zwar der ein oder andere Charakter und deren Fähigkeiten eher dezenter im Hintergrund bleiben, aber das finde ich vollkommen in Ordnung, wenn es dem Film gut tut. Aus dem Ensemble des Films haben mich einige begeistern können. Allen voran Florence Pugh, Lewis Pullmann als „Bob“ und Wyatt Russell als John Walker. Etwas zwiegespalten bin ich bei dem von David Harbour gespielten Red Guardian, weil er hier als Comic Relief durchaus für den ein oder anderen lockeren, humorvollen One-Liner sorgt und damit vielleicht tonal ab und an die Stimmung des Films brechen könnte, aber auch hier ist der Film durchaus gut ausbalanciert, dass man das einigermaßen gut verschmerzen könnte. Denn der Film nimmt sich thematisch eben ziellosen Sinnkrisen, der Verarbeitung von Traumata, innerer Leere, Einsamkeit und den Auswirkungen auf die mentale Gesundheit an und schafft eben in seiner visuellen Umsetzung – auch wenn diese etwas grau und trist wirken könnte – eine ganz interessante Note. Unabhängig davon, ob man sich selbst gerade in einer solchen Situation befindet oder auch mal befunden hat, hat mich der Film eben mit seiner Thematik komplett bekommen, weil ich Dinge gefühlt habe und fühlen konnte, die ich bei zuvor keinem anderen Film aus dem MCU gefühlt habe. Ich habe mich mit den Charakteren und ihren Problemen verbunden gefühlt, auch weil ich mich ab und an selbst leer und einsam fühle/gefühlt habe mit entsprechenden Auswirkungen auf meine eigene mentale Gesundheit. Und da hat der Film es auch durch den Freiraum für seine Darsteller und die Inszenierung geschafft, eine Verbindung zu mir aufzubauen. Ich für meinen Teil habe mich nach der thematischen Auseinandersetzung mit dem Film auch danach durch ein versöhnliches, sehr interessantes Ende mental eine gewisse Spur besser gefühlt als vorher. Zum einen weil es mir gut getan hat, nicht alleine zu sein und auch weil ich damit einen guten Film gesehen habe.

„Thunderbolts*“ - My First Look – 9/10 Punkte




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