Review

"Derzeit erhalten wir wöchentlich einen Anruf über eine in einem Shinkansen-Zug platzierte Bombe. Obwohl es sich möglicherweise um einen Scherzanruf handelt, lassen wir den Zug immer am nächstgelegenen Bahnhof anhalten und kontrollieren. Wir möchten Sie bitten, die Produktion dieses Films abzubrechen, da die Gefahr besteht, dass ein solcher Film zu ähnlichen Verbrechen inspiriert."

~ Japanische Staatsbahn (JNR), Dezember 1974

"Auch als Bullet Train oder Super Express 109 bekannter japanischer Film, der gerade auch in der Deutschen Demokratischen Republik Gesprächsthema Nummer Eins über Jahre hinweg war, wie später übrigens auch John Badhams Das fliegende Auge (1983), Technik, die begeistert quasi. Im Heimatland selber war der Film gar nicht mal so erfolgreich, Anfang Juli '75 von Toei veröffentlicht, mit unterschiedlichen, den jeweiligen Ländern angepassten Laufzeiten, es gibt auch eine zweieinhalbstündige Fassung, die kürzeste übersteigt mit Müh die anderthalb Stunden, je nach Sitte, je nach Fasson. Basierend auf einer Idee von 'Ari Kato', hinter dem Filmproduzent Jun Sakagami und ein Wortspiel mit Catherine Arley, einer französischen Schriftstellerin und Schauspielerin (1922 – 2016) steckt. Die große Shinkansen-Explosion demnach, ein Anti-Establishment-Panik/Katastrophenfilm."

~ Einleitung zu Panik im Tokio-Express (1975)

Ende Februar 2024 angekündigte Neuauflage und gleichzeitig Fortsetzung zu Panik im Tokio-Express, dort die 'Urversion', hier die 'Neustartversion' mit direkten Verweisen, auch mit dem Auftreten von Charakteren, die Nachkommen oder Weggefährten von Figuren aus dem Original sind. Hier tatsächlich auch mit der Mitarbeit der East Japan Railway Company (JR East Japan), einer besonderen Kooperation, auch die Schulung der Schauspieler, ansonsten eine Verlegung der Strecke, eine Umkehrung, auch Zeitrahmen und Schauplatz sind unterschiedlich, kleinere Änderungen in der Erweiterung; eine internationale Präsentation von Netflix und Episcope Inc., als Regisseur mit Shinji Higuchi ein Spezialeffekt-Regisseur, Filmregisseur, Videokünstler und Buchdesigner gewählt, der vorher bereits bei bspw. Attack on Titan + Fortsetzung Attack on Titan: End of the World { 2016 ], Shin Godzilla [ 2016 ] oder Shin Ultraman [ 2022 ] mitgewirkt oder gleich eigenständig tätig war:

Hayabusa 60 (5060B) ist ein Shinkansen der E5-Serie, der unter der Aufsicht von First-Line-Manager Kazuya Takaichi [ Tsuyoshi Kusanagi ] und seinem Assistenten Keiji Fujii [ Kanata Hosoda ] von Shin-Aomori nach Tokio fährt. Kurz nach der Abfahrt des Zuges kontaktiert ein anonymer Anrufer die JR-Ost-Zentrale in Tokio und teilt mit, dass sie eine Bombe auf dem Zug platziert haben, die explodieren wird, wenn er unter 100 km/h abbremst. Die Lokführerin Chika Matsumoto erhält von Yuichi Kasagi, dem General Manager für Zugabfertigung [ Takumi Saitoh ] die Order, alle Bahnhöfe zu passieren und über 120 km/h zu bleiben, während man unter 'Zuhilfenahme' von Kentaro Sasaki [ Kentaro Tamura ], leitender Berater des Premierministers, eifrig an einer Lösung knobelt.

Hier als Netflix-Original, gleich die kommenden Geschehnisse vorwegnehmend, eine Art Intro mit den Action- und Spektakelszenen, mit viel Hektik, mit einem anderen Anfang, einer Führung, mit etwas Historie über den "Dream Super Express", 320 km/h bei voller Beschleunigung, eine Art Führung, eine Vorstellung, eine Werbung auch, die Frage eines der Schüler auf Ausflug eher nicht beantwortet, eher drumherum geredet, sich als alter Mann gesehen, es wird auch salutiert gegenüber den Kollegen, die Abfahrt steht bereit, eine Doppelschicht geschoben, erst die Promotion, dann die Realität. Die Deutsche Bahn ist das jedenfalls nicht hier, die Bahn war es auch nicht in der Erstverfilmung, für die Westler futuristisch damals schon, hier auch mit mehr Gästen in der Zeichnung, ein Politikerpärchen zum Beispiel, ein Internet-Milliardär, die Kommandozentrale selber wie das Original und dies mit Absicht auch gehalten, extra 'analog' gebaut statt digital wie in der Wahrheit, zudem eine Lokführerin, dort war es Sonny Chiba, hier ist es … keine Ahnung.

Der Zug fährt pünktlich los, er kommt nicht pünktlich an, er ist voll ausgebucht, manche Abteile lauter als die anderen. Ruhezonen gibt es auch, Ruhephasen, der Film ist etwas kürzer als der von '75, aber nicht wesentlich, die fix die Bombendrohung, die erste Explosion schon aus dem Rechner, da hat man sich aber vorher mehr Mühe gegeben, ansonsten ist die Lage hier ernst schon in den ersten Minuten, die Kontrolle übernommen. Erst für einen Scherz oder eine Übung gehalten, der Beweis kam sofort und prompt, die Technik in Höchstform, der Zug gedrosselt, 100 km/h die Grenze, es wird viel telefoniert, das Zugpersonal als erstes informiert, auch hier die Passagiere erstmal nicht informiert, um Panik zu vermeiden, die Schulgruppe eher nervend, auch liegt eine gewisse Künstlichkeit, eine Artifizielle Programmierung über dem Film, optisch blank poliert, im Gegenteil zum eher rauen und grobkörnigen Geschehen. Viele Fehlerquellen gibt es hier auch, die Variable Mensch, schon beim ersten Nicht-Halten werden die Leute unruhig, zurecht natürlich, es kommt schnell die Lösegeldforderung, es wird ganz Japan als Geisel genommen, der Bürger soll gerade stehen für seine Menschen, die Regierung mischt sich ein, es werden Rangordnung und Hierarchie ausgespielt. Es geht um Selbstverantwortung, um Selbstbewusstsein, um das Bewahren der Fassung, es werden hier einige Wendungen eingebracht, es wird versucht zu beruhigen, es werden Fragen gestellt; auch die sind schlecht zu beantworten, der Zugbegleiter bekommt es ab, auch er überdenkt seine Berufswahl, verflucht wahrscheinlich den Tag, eine Krankmeldung wäre besser gekommen.

Auf Konfrontation unter den Fahrgästen geht man beizeiten, das Politikerpärchen versucht die Lage für sich auszuschlachten, der Normalbürger hat, eher seine berechtigte Panik, schnell und präzise die Anweisungen, ebenso die Inszenierung, schnell zumindest, die Änderungen im Ablauf gehen in Ordnung, man löst sich etwas von der Vorgeschichte, hoch technisiert diesmal natürlich, jeder hat ein Handy oder ein Tablet dabei, die Öffentlichkeit schaut von außen zu, stehen auf den Balkonen, ml wird beschleunigt, mal gebremst, mit Miniaturen verständlich für den Zuschauer nachgestellt, ein Zug von links, ein Zug von rechts, eine Kollision am Drohen, ein Unstoppable, eine Hochglanzpräsentation, ein Aushängeschild mit für den japanischen Film, nicht ohne Grund einen Klassiker genommen und adaptiert und modernisiert. Die Kamera am Wirbeln, die Schnitte schnell, aber übersichtlich, mal auch der Blick aus der Fahrerkabine, die Aufnahmen der die Landschaften und Städte durchpflügenden Züge ausführlich, auf Tempo gegangen, als Katastrophenfilm, ein erstes Beinahe-Rammen in erhöhter Geschwindigkeit, die Wartenden an den Bahngleisen nicht informiert, fast im Sog mitgerissen, ein Zusammenprall nur mit Müh und Not verhindert. Auch hier verlieren die Figuren zuweilen ihre Fassung, manche nutzen die Lage aus, es gibt etwas politische Kritik, etwas an den sozialen Medien, manche Showeinlagen werden geboten, ob nun von Jüngeren oder Älteren, manchmal auch Zusammenhalt gezeigt, einem Probleme aufs Exempel, eine private Spendensammlung, seitens der Regierung keine Verhandlung mit der Regierung, ein schwelender Widerspruch, dann werden Ausschnitte aus dem Erstling und die echten Explosionen dort gezeigt, das mehrfach deutbare Ende auch, eine Verbindung hergestellt, dazu ein Influencer, Egoismus gegen Gemeinschaftssinn, Drohungen erst verbaler Art, das Scheinwerferlicht gesucht, Rechnungen aufgestellt, eine Aggression im Waggon, alle schauen zu, Verbalitäten weichen Körperlichkeiten, eine andere Form der Kommunikation.

Moralitäten werden hier aufgestellt, oft steht der Eigenschutz im Sinn statt der Fremdschutz, manchmal muss man sich mit einem Blick in den Spiegel seiner Aufgabe vergewissern, hier ist der 'Schaffner' eher im Blickfeld als der Lokführer, die Ruhe in Person sind beide, es wird sich entschuldigt, es wird sich gerechtfertigt, es wird über den Wert des Lebens geredet, "Wir sorgen für Sicherheit und Ordnung.", physisch und elektrisch, eine Evakuierung bei 120 km/h ohne Notbremsen. Darstellerisch meist unauffällig, routiniert und solide, keine Stars hier, zumindest keine, die man außerhalb der Landesgrenze kennt. Auch ist der Ablauf anders, vieles wirkt trotz der Unterstützung der Bahn diesmal rein CGI, es gibt keine richtige Griffigkeit, kein Fundament für emotionalen Bezug, sicherlich aus Sicherheitsgründen auch, zuvor wurde heimlich und auch im Studio gedreht, es ist 'nur' ein Film, keine Wirklichkeit, es gibt vielleicht drei, vier mehr interessante Personen, das waren in der Siebziger-Jahre-Produktion schon allein die Zahl der Kriminellen, und ihre Motivation, ihr Zusammenhalt, die Flucht vor der Polizei. Es ruckelt und zuckelt im Zug, es wird einiges ausprobiert, man hat einen Techniker an Bord, einen Elektriker, zusätzlich der Rettungszug aktiviert; das ist nicht ohne Spannung, nur mit etwas Oberflächlichkeit und schicker Fassade, die Sfx-Spezialisten haben schon die meiste Arbeit, hier wie dort ein Produkt seiner Herkunft und seiner Zeit, auch der Unterschied zwischen Kino und Streaming, die schnelle und stets vorhandene mediale Verfügbarkeit hier, viel vorgebliche und vergebliche Energie und Synergie, viel Kopfsenken und Applaudieren und Salutieren, und eine reichlich verkrampft wirkende 'Überraschung' mit ethischem Disput, nicht gänzlich uninteressant, aber weit hergeholt; dort die über Dekaden anhaltende Nachhaltigkeit, die Besonderheit, die Verbindung mit dem Polizeifilm und dem Actionthriller, alles fehlend hier, alles untergehend.








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