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Actionthriller mit relativ stattlicher B- bis C-Besetzung, mit Leuten, die auch zuletzt im Genre gewerkelt haben und spontan einsetzbar und vor allem glaubhaft auch im Milieu sind, mit Lutz und Gigandet als die Hauptvertreter, ergänzt durch Sniper-Veteran Chad Michael Collins, fast ein Applaus wert, fehlt eigentlich nur noch Chad Michael Murray, als Kirsche auf der Torte, nach dem Hauptgang das Des(s)ert. Wundersame neue Firmenlogos tauchen hier auch auf, vertreten als Finanzier natürlich BondIt Media Capital mit ihrem Schäumen und Meeresrauschen, kein Film der letzten Jahre ohne das Bankenkonstrukt, und was gibt es noch?: Premiere Entertainment, im wahrsten Sinne des Wortes genommen, der gute amerikanische Aktionfilm:

Seit mehreren Jahren dem Alkohol entsagt, kehrt der Polizist Luke Easton [ Kellan Lutz ] von der Groß- in seine frühere Kleinstadt zurück, wo er sehr zum Ärger von Deputy John Sites [ Cam Gigandet ] zum Sheriff ernannt wird, und auch gleich ein Drogenmord ansteht, wobei Easton im Tatortwagen versteckt eine Tasche mit Geld findet. Unterstützt zumindest etwas vom Polizisten Sal Read [ Texas Battle ], seinem Verwandten Jim Barnes [ Niko Foster ] und seiner Jugendliebe Cheyenne Gomez [ Helena Haro ] findet Easton rasch den Besitzer der Tasche heraus, Jack Danes [ Chad Michael Collins ], der auch alle Anstalten macht, sein Eigentum wiederzuerlangen. Allerdings ist vom Kartell auch Fernando Carrillo [ Guillermo Iván ] hinter der Beute her. 

Mit einer feierlichen Einweihung wird begonnen, eine Schuleinführung quasi, nur das man hier auf die Bibel schwört und auf den Schutz des Landes, in dem man geboren ist und zu dem man gehört, das Einhalten von Richtlinien und Zucht und Ordnung, gerade oder eher speziell an der Grenze, der Eintrittspforte all des Übels, der roten Linie als Trennung von Gut und Böse, eine Gegend ärmlicher als die andere, eine aber wenigstens amerikanisch, die andere nicht. Gräber werden hier schon frühzeitig ausgehoben, um Gottes Hilfe gebeten, um Treu und Glauben, als Polizist einberufen, die Waffen nun ständiger Begleiter, und das Familienfoto natürlich; das ist immer das Erste, was man sich auf den Schreibtisch stellt. Ein Geschenk zur Begrüßung des neuen Sheriffs gibt es auch, ein kleines Aquarium, geschrieben von Veteranen des Genres übrigens auch, Talente vor und hinter der Kamera, ein Glücksfall für den Kunden, ein Jackpot quasi, 5 Treffer im Lotto, plus Zusatzzahl natürlich, schnell rein in das Fiasko. Ein Mordfall im neuen Revier, so beginnt der Tag, von manchen Kollegen wird man eher skeptisch betrachtet, von manchen mit offenen Armen, dort geboren, wiedergekehrt aus L.A., jetzt in New Mexico, es wird etwas Konversation zur Vorstellung aller Beteiligten gemacht; "I do the talkin', they do the listenin'.", Flashpoint – Die Grenzwölfe (1984), Grenzpatrouille (1982) und Der Grenzwolf (1980) sagen sich einander Hallo und Guten Tag. Auch das Haus ist voll mit Fotos von Angehörigen, positives und negatives halten sich die Waage, es ist im Film wie vom Film, ein paar Landschaftsaufnahmen zur Orientierung, eine Befragung am nächsten Tag, ein Willkommen erstmal, dann wird es etwas frostiger im Heim, die Beleidigungen werden deutlicher, dann die Flucht versucht, der Schusswechsel vor der Mutter, eine saudumme Idee, dazu in den zweiten Stock auch noch gerannt, kein guter Anfang, ein knallharter Tag. Um etwas Milieuschilderung wird sich bemüht, um die sozialen Zuständen, für die Kinder und die Frauen vor allem, die Männer im Grunde alle gefährlich, selbst die mit der Marke und dem Stern.

Lutz ist ordentlich bepackt, ordentlich breit aufgestellt, eine Schusswunde wird weggesteckt, es war eh bloß ein Kratzer in der Schulter, aber trotzdem, aber immerhin. Lutz macht auch die Hauptrolle, ist mal im Kino gelaufen, wurde als Hoffnung gehandelt, die Zeiten sind vorbei, jetzt bleibt das On Demand Geschäft noch offen, theoretisch für die nächsten 20, 30 Jahre bestimmt, wenn er sich weiterhin so gut hält. Gefilmt ist das hier eingangs als Polizeifilm, etwas Drama aus der Vergangenheit, die Stärken und die Schwächen der Hauptfigur gezeigt und erzählt, Mitglied bei den AA, früher einfach einmal abgehauen, jetzt einen kleinen Hund zum Knutschen und fürs Bett, ein kleiner Teppichporsche, eine Fußhupe, ein F*tzenlecker, wie man so unschön sagt, ein Begleiter aber, der sich nicht beklagt. Den Informationen am Tatort, dem Fundmaterial dort wird nachgegangen, alten Gedanken nachgehangen, eine oder zwei Schulden auf den Schultern, ein wenig nach gestöbert, ein paar Zeugen befragt, Lutz spielt das ordentlich, er ist nicht von gestern, er ist schon eine Weile im Geschäft, wie die anderen auch, Routine und Dienst nach Vorschrift quasi, mit dem Geld muss und wird gespart werden, ein Aktionkrimi, ein Polizeithriller, kein Spektakel, kein Reißer, das hat auch niemand ernsthaft erwartet hier. Nach dem Checken des Telefons und der Kontakte wird das Auto untersucht, dort weitere Funde gemacht, das geht so ein paar Stunden, im Film natürlich nur, die Laufzeit mit knapp 85 Minuten gnädig und günstig gehalten. Ein paar Lücken werden gefüllt, auf mehreren Ebenen, etwas Schuld und Sühne beglichen, auf die Vergangenheit angestoßen und die Zukunft, so jung wie heute kommen wir alle nicht mehr zusammen, es wird sich etwas von der Seele geredet, die Last aus dem Herz gelassen und darüber (in vielen Klischees und Floskeln) gesprochen. In Seiner Trockenheit und Darbtheit sieht der Film ganz okay aus, er spielt am Rande der Gesellschaft, mit genug Gesellschaft, Tage vergehen, ein Schritt nach dem anderen, nicht zwei Schritte auf einmal, soviel Material haben wir nicht hier. Zwischendurch wird sich mal gegenseitig an den Kragen gegangen, an den Hals gesprungen, zwei Alphamänner auf Konfrontation, keine schriftstellerische Glanztat, aber ein durchaus ehrliches Gespräch.

Beweismittel wird mit nach Hause genommen, mit den Hinterleuten gechattet, gesimst, in Kontakt geblieben, inkognito natürlich, es spielt mit einem halben Dutzend Personen in einem eher kleinen Büro, eine Beengung und Begrenzung überall, das ist so heutzutage, Willkommen in der neuen Welt. Ein paar Fragen werden gestellt, eine paar Antworten gegeben, eine Mordermittlung, nie mehr als vier Personen auf einmal im Bild. Gigandet spielt die zweite Rolle, ebenso vertraut, gerade die letzten Jahre oftmals auch in der Hauptrolle unter Tibor Takács und Co. angekommen; es geht auch um häusliche Gewalt, das ist der hauptsächlich soziale Anteil, nicht etwa die Migration, zu heiß als Thema vielleicht, als Hilfe für das Skript gibt es den florierenden Drogenhandel, eine Tatsache, eine Art vierrädrige, viersekündige Verfolgung. Das Budget sicherlich zum Großteil schon für die Besetzung draufgegangen, auch die Leute wollen essen, unter den Machern dahinter u.a. Chad Law und Art Camacho, man kann sich das finanzielle Volumen denken. Ein Schusswechsel so etwa mittig verliert etwas die Orientierung, sie ist leicht wackelig in der Handhabung, sie ist voll mit CGI, Sicherheitsstandards und eingeschränkte Mittel natürlich, man betrachtet es lieber als Darstellerfilm, als aktuelles Exemplar, nicht zur Aufregung und zum Steigern des Adrenalins, da ist man falsch hier für. Ein Mordauftrag wird aufgegeben, an einen Anfänger auch noch, die Angelegenheit nicht so richtig ernst und für wahr genommen, ein zweiter Leichenfund bestätigt die erste Ahnung, das Skript baut auf eine Kausalitätskette auf, von A nach B nach C, dazwischen mysteriöse Treffen und ein Subplot um ein Frauenhaus, und es wird sogar noch eine vierte Figur, ein weiterer Charakter, ein Kartellführer und dies relativ spät eingeführt, mit 'Überraschungen' demnach gearbeitet und mit Verzweigungen und Verwirrungen. Was das eine großartig mit dem Anderen zu tun hat: reine Alibifunktion, reines Techtelmechtel, das Vertrauen auf den guten Willen des Zuschauers gesetzt und dafür entsprechende Kandidaten besetzt, "We can eat and talk", soviel mehr passiert (außer einem kurzen Überfall des Geldes wegen) nicht und wurd' auch nicht intendiert, wenn man ehrlich zu sich selber ist.

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