Nach 32 Jahren und sechs Filmen gehören die JURASSIC PARK-Dinos mittlerweile zum festen Sommer-Blockbuster-Ensemble. Und auch wenn die letzte Trilogie nur noch teilweise (vor allem im zweiten Teil) begeistern konnte, erscheint die Prämisse des aktuellen Reboots doch höchst unglaubwürdig: Die Menschen haben das Interesse an den Dinosauriern verloren, die nun langsam dahinsiechen und nur die wirklich gefährlichen Dinos leben noch – unbehelligt auf für Menschen gesperrten Inseln. Dorthin verschlägt es dann natürlich eine "Big Pharma"-Mission, denn die DNA der größten Dinos bringt auch die größten Heilungs- und damit Umsatzchancen.
Nun wurde für das Drehbuch erneut Spielberg-Buddy David Koepp verpflichtet, und der nimmt es mit der Glaubwürdigkeit traditionellerweise nicht so genau. „Dumm, aber aufregend“ – auf diese Formel kann man JURASSIC WORLD – REBIRTH (ein selten dämlicher und unpassender Titel) bringen.
So stellt bereits die Eröffnungssequenz des Films gleichzeitig eine Art Lackmustest für die Bullshit-Toleranz des Zuschauers dar: Ein hermetisch abgeriegelter und mit strengsten Schutzmechanismen ausgestatteter Laborkomplex wird komplett lahmgelegt, weil ein versehentlich fallengelassenes Snickers-Papierchen in die Türautomatik eingesogen wird. Das ist nicht nur das weirdeste Product Placement, das man sich vorstellen kann, sondern entscheidet letztlich auch über den Genuss oder eben das permanent kopfschüttelnde Durchleiden der folgenden zwei Stunden.
Glücklicherweise fangen Regie und Cast größtenteils auf, was das Drehbuch fallen lässt. Insbesondere Scarlett Johansson mal wieder in einer Hauptrolle ohne Latexdress zu sehen, ist eine Freude und man merkt ihr an, dass mit der Rolle in einem Dinofilm einer ihrer Kindheitsträume in Erfüllung geht. Die Action- und Spannungsszenen sind allesamt sehr effektiv inszeniert. Die erste Attacke auf See ist eine ebenso offensichtliche wie gelungene JAWS-Hommage und auch im Rest des Films finden sich immer wieder liebevolle (und auch ein paar aufdringliche) Reminiszenzen an Spielbergs Originalfilme.
Die eigentlichen Stars des Films sehen auch hier wieder prächtig aus, auch wenn manche Szene vielleicht etwas zu computerisiert wirkt und der "Big Bad" im Finale etwas einfallslos daherkommt. Dafür, dass die Dino-Designer aufgrund der Idee der mutierten Saurier hier völlig freie Hand hatten, wirken die neuen Kreaturen zum Großteil erstaunlich unkreativ. Hier wäre deutlich mehr Überraschungspotenzial drin gewesen. Und der Kinderdino „Dolores“ ist leider ein völliger Fehlgriff, den wohl auch Spielberg heutzutage nicht mehr machen würde.
Letzten Endes hat der Film dann sogar noch eine humanistische Botschaft, getragen von Tierfreund und Altruisten Dr. Loomis (Jonathan „Bridgerton“ Bailey), so dass man den Kinosaal mit einem guten Gefühl verlassen kann – vorausgesetzt, man hat sein Gehirn zu Beginn ausgeschaltet. Wie es sich für einen richtigen Sommer-Blockbuster gehört.