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Werbung, Wahnsinn & Wohltat

„Top Gun: Maverick“ auf der Rennstrecke? „F1“ geht als einer der teuersten Filme des Jahres an den Start und ist das bisher mit Abstand größte Blockbusterprojekt, das Apple je vom Stapel gelassen hat. Mit den offiziellen Lizenzen der wichtigsten Rennsportserie der Welt (die gar nicht so leicht zu bekommen sind, fragt mal Sly nach „Driven“!), mit Überstar Brad Pitt, im Windschatten von Kosinskis o.g. Fliegermilliardenhit. Fertig ist ein spektakulärer Ritt und purer Sommerpopcornflick über einen alternden Rennfahrer, der nach etlichen privaten Schicksalsschlägen und Verfehlungen in der modernen Formel 1 nochmal eine Chance bekommt, zwischen Rivalitäten, Risiken und Rennstreckenrandale in einem aufstrebenden (imaginären) Team Großes zu starten… 

Der ultimative „Dad“-Film?!

„F1“ ist sicher kein perfekter Film - er macht viel Werbung und manchmal wenig Sinn, er stellt die Formel 1 zehnmal spektakulärer und abwechslungsreicher dar als sie eigentlich ist, die sportliche Underdogstory folgt recht klaren, gewohnten Bahnen, der ein oder andere Subplot (Lovestory?) wirkt gänzlich streckend, überflüssig und insgesamt hat mich z.B. „Top Gun: Maverick“ dann doch deutlich stärker in den Sessel gedrückt. Und trotz allem hat „F1“ Stärken, die weder von der Hand zu weisen noch irgendwo anders zu finden sind. Einige Rennmomente verschlagen einem schlicht den Atem. Man traut seinen Augen kaum! Brad Pitt spielt diese altmodische „Cowboyrolle“ aus dem Effeff und nahezu perfekt. Das Ding sieht immer edel, echt und geleckt aus. Einige Einblicke hinter die F1-Kulissen lassen einen mehr als nur schmunzeln. Und die sagenhafte Kameraarbeit und Kinetik, die Energie und der Fahrtwind, die Überholmanöver und Crashs, Cockpitansichten, Taktiken, Techniken und Gewieftheiten hat man derart brachial, hübsch und direkt einfach noch nie auch nur annähernd so gesehen. Das ist die eigentliche Werbung für den Sport! Das ist audiovisuell riesengroß. Ein einziger langer Wow-Moment! Und daher hat „F1“ (mit inhaltlichen Abstrichen) schon genau das geliefert, wofür man kommt und was ich mir erhofft habe. Die Racingaction ist schlicht top notch und für mich die neue Referenz auf diesem Kinogebiet. Da sieht und spürt und fühlt man jeden Cent, den Apple und die Formel 1 da reingebuttert haben. Und es waren nicht wenige Cents… 

Fazit: Speed, Stars, Style, Schönheit… „F1“ ist zum Glück etwas mehr als nur der teuerste Marketingschachzug der motorisierten Elite. In seinen besten Phasen und Momenten ist er einer der mitreißendsten und spektakulärsten Racingfilme aller Zeiten - Chapeau! Allerdings hat er auch Klischees, Käse, Machoismen, Wiederholungen, Übertreibungen und Ungereimtheiten, die nicht nur für Film- oder F1-Experten dann doch den ganz, ganz großen Wurf verhindern. Trotzdem: ein astreiner Sommerpopcornhit - besonders für Freunde des Motorsports! 

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