Review

Autorin Abby Miller und Regisseur Michael Patrick Jann schlagen einen eher unkonventionellen Weg in Sachen Wolf-Horror ein. Teils betont ruhig erzählt, geht es weniger um animalische Attacken, sondern um einige Symbolik innerhalb surrealer Gefilde.

Spiral Creek an der Küste Oregons: In diesem verschlafenen Nest hat es der Polizist Ren (Ethan Embry) eines Tages mit dem zerfleischten Hund seiner ehemaligen Schulfreundin Alma (Li Jun Li) zu tun. Noch während der Suche nach dem Täter in Form eines Wolfes verschwindet Rens entfremdeter Sohn spurlos. Schon bald weiß Ren nicht mehr, wem er überhaupt noch trauen kann…

Das Publikum weiß allerdings ebenfalls nicht, welchen der wenigen Figuren es trauen kann. Alma scheint ein Alkoholproblem zu haben, Ren jedoch auch, da er dem Baseballspiel seines Sohnes unter einer Tribüne beiwohnt und sich dabei Hochprozentiges in den Drink kippt. Auch andere Randfiguren verhalten sich mitunter merkwürdig.

Das erste Tier erscheint indes bereits nach rund einer Viertelstunde in Form eines Schafsbocks und strahlt etwas rundum Bedrohliches aus, wogegen der Erscheinung des Wolfes eher etwas Kostümartiges anhaftet, zumal dieser mit einer verstellten Stimme spricht, was ihn nicht sonderlich erschreckend wirken lässt. Mordende oder gar reißende Bestien wird man hier ergo nicht vorfinden.

Innerhalb dieses insgesamt düsteren Settings mit dunklen Farben, tristen Orten mit Nebel und einsamen Flecken rätselt man also einerseits über den Verbleib des Sohnes und andererseits, was es mit dem Wolf und den Schafen auf sich hat. Da jedoch nur wenige Figuren mitmischen und diverse Symboliken in eine bestimmte Richtung hinweisen, deutet sich eine Auflösung bereits relativ früh an, welche einen Großteil des Finales in Anspruch nimmt.

Entsprechend hält sich das Blutvergießen in Grenzen, es gibt lediglich ein, zwei Gewalteinlagen und insgesamt keine erwähnenswerte Action. So etwas wie eine Hatz auf das Böse zum Showdown findet sich nicht, allerdings wird sich im letzten Drittel auffallend häufig erbrochen. Die weitgehend erwartbare Pointe vermag zwar zufrieden zu stellen, hinsichtlich einiger Metaphern bleiben dennoch kleine Fragen offen.

Das mit eher geringem Budget verwirklichte Projekt verlässt sich in erster Linie auf die Wirkung seiner Atmosphäre, kann aber auch auf seine versiert agierenden Mimen zählen, allen voran Ethan Embry, der trotz auffälliger Mankos seiner Figur Empathie zu schüren vermag. Hinzu gesellt sich ein angemessen ruhiger Score und eine ebenso ruhig arbeitende Kamera.

Klassisch angelegtes Werwolftreiben ist ergo keineswegs drin. Die Erzählung verlangt phasenweise etwas Geduld ab, denn obgleich der Abspann bereits nach 84 Minuten einsetzt, tun sich kleine Längen auf und in Sachen Spannung hält sich das Treiben ziemlich bedeckt.
Dennoch wirkt das Abweichen von den gängigen Mustern weitgehend ambitioniert und hinterlässt unterm Strich einen eher positiven Eindruck.
6 von 10

Details
Ähnliche Filme