Dynamische Diversität
Fast ein Jahrzehnt ist in unserer Welt vergangen (und das Original hat sich zu einem echten modernen Klassiker und Disneymeilenstein gemausert!), nur eine Woche in der bunten Welt von „Zootopia“ - und die (somit noch immer) neuen Polizeikollegen Judy Hopps und Nick Wilde geraten Fell über Ohren in einen neuen Fall, der sich um die unbeliebten, ausgestoßenen Reptilien dreht und bis zu den Ursprüngen der tierischen Megacity reicht…
„Zootopia 2“ ist ein einfach wegzuguckendes und nett gemeintes Buddy-Cop-Abenteuer - aber meiner Meinung nach keineswegs die Revolution in Sachen Disneysequels, zu der ihn manche momentan hochjubeln. Jedem das Seine und normalerweise bin ich der Letzte, der sich überhaupt auf „Andere“ bezieht. Aber hier verstehe ich Jubelarien einfach null - und das ohne, dass ich „Zootopia 2“ deswegen direkt mies machen muss. Ganz und gar nicht. Judy und Nick sind noch immer ein tolles Duo mit Herz, Chemie und Charme, „Gary the Snake“ ist ein herzensguter Neuzugang und die etlichen kleinen Filmhommagen sind etwas platt, aber zumindest „nice to have“. Dazu sind einige neue „Viertel“ von Zootopia visuell überbordend reichhaltig und sehr kreativ, die Synchronsprecher sind zumindest meistens motiviert bei der Sache und alles wirkt wie eine nahtlose Erweiterung des Originals und seines interessanten World Building. Aber die entscheidende Magie und Energie und die größeren Ideen fehlen wenn's nach meinem Ersteindruck geht. Für mich ist das eher ein DLC als ein echter zweiter Teil. Und es hat mich dann doch ernüchternd kalt gelassen alles. Die Message ist sehr „disney“ und generisch modern („bunt is better“), aber natürlich weiterhin wichtig und richtig. Das mehrfach eingeschobene Titellied ist penetrant und nicht allzu gut. Das Tempo hat sich (leider?) etwas den „Lego“-Filmen, dem Spiderverse oder „The Bad Guys“ hyperaktiv angepasst. So gehen DNA und die eigene Balance etwas flöten. Alles scheint deutlich austauschbarer. Gleich mehrere Actionszenen wirken zudem schlecht choreografiert und (selbst für ein Cartoon!) ärgerlich unglaubhaft aufgelöst. Und „magische Momente“ sind mir keine im Gedächtnis geblieben. Daher bleibt's 'ne kleine Hatz, ohne Herzensplatz. Oder ich finde ihn einfach etwas blöd, weil die luchsigen „Bösewichte“ mich an meinen herzensguten Kater Erik hier daheim erinnert haben… Entscheidet ihr.
Fazit: nettes, flottes und super safes Sequel, das vor 30 Jahren noch direkt und ausschließlich ins Heimkino gekommen wäre - und heute zum Milliardenkinohit wird. So ändern sich Zeit, Disney, Ansprüche und „Kreativität“. Ich würde nie behaupten, dass das schlecht ist - aber ganz sicher auch nicht, dass das gut ist!