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1997, kurz nachdem "Scream" den Slasherfilm wieder Salonfähig gemacht hat, kam mit "Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast" bereits das nächste Schlitzerfilmchen in die Kinos. Wieder von Neal H. Moritz geschrieben und von Jim Gillespie, inszeniert konnte der Streifen problemlos mit dem Schrei mithalten. Als 14-jähriger Stöpsel war ein Kinobesuch für mich seinerzeit nicht drin, doch die VHS konnte ich mir damals dann doch vom Taschengeld besorgen. Und ich war direkt schock verliebt und letztlich war es dann auch dieser Film, der mich zu dem Film- und Horrorfan gemacht hat, der ich heute, 27 Jahre später, noch immer bin. In einer Zeit in der nun jeder 90er-Slasher, früher oder später, sein Reboot erhält, war es auch beim Fischer nur eine Frage der Zeit bis er sich wieder durch die aktuellen Teenies schlitzen darf. Nun ist es endlich soweit und das Legacy Reboot um Julie James ist da. Skepsis und Erwartungen waren groß und am Ende obsiegt die Erleichterung. Denn "Ich weiss..." ist wirklich gelungen.

Die Geschichte bzw. die Handlung ist dabei wieder einmal eine Mischung aus Neuerzählung und Fortsetzung. Wie schon im Original von 1997 geht es auch hier um eine Gruppe von Jugendlichen, die betrunken und ausgelassen den 4. Juli feiern. Bei einer Autofahrt geschieht ihnen dabei ein verhängnisvoller Unfall und töten dabei versehentlich ihren Unfallgegner, der mit seinem Auto in die Tower Bay stürzt. Sie schwören sich nie jemanden davon zu erzählen, doch 1 Jahr später erhalten sie eine Botschaft - "I know what you did last Summer" - und einer nach dem anderen springt über die Klinge eines merkwürdigen Killers in einer Öljacke. Sie suchen sich Hilfe bei den Überlebenden eines Massakers von 1997, das erschreckend viele Parallelen aufweist. Ob sie mit Julie und Ray den Mörder stoppen können...? Ja, hier haben wir es mit einem ganz typischen Legacy Reboot bzw. Sequel zu tun. Die Geschichte spielt ca. 30 Jahre später im gleichen Universum wie das Original, bietet aber in der Grundkonstellation eine Neuerzählung eben dieser Geschichte. Das ist ein cleveres, wenn auch nicht mehr neues Rezept, um sowohl die Fans von damals als auch die Neulinge von heute unter dem Dach des Kinos zu vereinen.

Was dabei jedoch erst einmal negativ auffällt ist die Tatsache, dass die Figuren mal wieder selten dämlich sind, in all ihrem Handeln und Tun. Wo die Charaktere im Original doch von Beginn an Sympathien auf sich ziehen konnten und man mit ihnen von Anfang an mitfieberte, so sind die Gruppe Teenies in diesem Streifen regelrechte Kackbratzen, die einen eher aufregen und man ihnen lieber früher als später den filmischen Tod wünscht. Erst mit weiterem Filmverlauf und dem Auftauchen von Julie und Ray kann man sich mit den Figuren irgendwann anfreunden. Doch ihre stellenweise herzlich dämlichen Handlungen und unlogischen Vorgehensweisen sind auch in diesem Genrefilm wieder das größte Ärgernis.

Aber nun gut, als Fan des Genres ist man so etwas gewöhnt und kann versuchen darüber hinwegzusehen. Und das gelingt dann mit der Zeit doch erstaunlich gut. Das liegt vor allem an den vielen Referenzen und Verbeugungen vor dem Original und dem Genre an sich. Schon mit dem Vorspann zeigt Regisseurin Jennifer Kaytin Robinson wie sehr sie das Original liebt und beginnt ihren Film ebenfalls mit der Kamerafahrt über das Meer rund um Tower Bay und Southport, in denen die Handlung beider Streifen spielt. Dazu viele kleine Anspielungen, die erstaunlich gut platziert worden und nie aufgesetzt wirken. Dazu gehören z. Bsp. die Tatsache, das Ray noch immer auf der "Billy Blue" lebt, dass auf dem Friedhof von Southport alle Opfer des Originals (Max, Elsa, Hellen und Barry) nebeneinander mit Jahreszahl liegen und das Hellen sogar eine kurze, richtig tolle Szene bekommen hat, obwohl sie bekanntlich längst tot ist. Und selbst das Einbringen eines Cliffhangers für eine mögliche Fortsetzung wurde clever eingebaut, wofür es aber heißt beim Abspann sitzen zu bleiben. Kurzum, Fans des Originals werden vieles finden, was es zu entdecken lohnt.

Zudem ist "I know..." endlich mal wieder ein richtig schöner Wohdunit-Slasher geworden, der zum Rätsel einlädt, wer denn nun hinter den ganzen Morden steckt. Ähnlich wie schon im Original fragt man sich bei der ersten Sichtung doch bis zum Schluss, ob es wirklich einen Verräter in den eigenen Reihen gibt, ob vielleicht das Opfer gar überlebt hat oder ob es doch jemand ganz anderes ist, der im Fischermantel den Haken wetzt. Atmosphärisch kommt das Ganze dabei erstaunlich nah an die guten Vorbilder der 90er heran und übertrumpft damit nicht wenige der anderen Horror-Beiträge von heute. Die Lösung selbst dürfte dann sicher nicht jedem gefallen aber doch die Allermeisten überraschen und ist auf alle Fälle etwas anderes, als man gewöhnt ist.

In Sachen Bodycount wird es dagegen ordentlich saftig. Wo das Original damals doch eher auf ein dezentes Gemetzel setzte, geht es hier dann doch ordentlich zur Sache. Der Haken des Fischers wird jedenfalls erstaunlich oft geschwungen und zieht nicht selten ein sprudelndes Blutbad mit sich. Des weiteren wird auch eine Harpune öfters einmal zweckentfremdet. Der Bodycount ist ordentlich hoch und die Mordsequenzen knackig inszeniert, so das auch Gorehounds ihren Spaß haben dürften.

Was die Darsteller angeht haben wir es wieder einmal mit einer Runde nicht ganz untalentierter Neulinge zu tun, die man alle irgendwo schon einmal gesehen hat, die einem aber letztlich doch eher weniger im Gedächtnis bleiben. Hauptdarstellerin Madelyn Cline dürfte dabei das bekannteste Gesicht sein, hat sie doch bei "Stranger Things" die Rolle der Tina gespielt. Auch Chase Sui Wonders hat man schon einmal gesehen, u.a. in dem gar nicht mal so schlechten "Bodies Bodies Bodies". Trotzdem steht und fällt die Riege mit dem Auftreten von Jennifer Love Hewitt und Freddie Prinze Jr., die beide nix von ihrem 90er-Charme eingebüßt haben und beide doch genug Screentime haben um nicht nur als Randerscheinung zu wirken. Und darf man sich in Cameos auch auf Sarah Michelle Gellar und Brandy freuen.

Fazit: Unterm Strich ist "Ich weiss, was du letzten Sommer getan hast" jedenfalls ein erstaunlich erfreuliches Reboot-Vehikel geworden, das vor allem den Fans von damals besser schmecken dürfte, als sie es im Vorfeld erwarten würden. Dafür sind die Referenzen ans Original sauber und ohne Übertreibung gesetzt worden, die Whodunit-Atmosphäre lädt bis zum Schluss zum mitraten ein und die Morde sind ordentlich saftig geraten. Auch wenn die neuen Figuren nicht ganz überzeugen können und die Auflösung spalten wird, so ist dieses Reboot am Ende doch ein erfreuliches Werk geworden, das man sich als Liebhaber des Originals ohne großes Zögern geben kann. Und wer weiß, vielleicht weiß der Killer ja auch noch immer was Du letzten Sommer getan hast und kehrt schon bald zurück. Der Erfolg oder Misserfolg an der Kinokasse wird das entscheiden. Ersteres wäre verdient.

Wertung: 7/10 Punkte








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