"Metro… In Dino": Ein feinfühliges Mosaik der Liebe
Metro… In Dino ist ein Film, der nicht laut auftrumpft, sondern leise unter die Haut geht. Anurag Basu, bekannt für seine kunstvoll verwobenen Erzählstrukturen, greift die Grundstimmung von Life in a… Metro auf, ohne sie einfach zu kopieren. Stattdessen erzählt er mit ruhiger Hand neue Geschichten über Liebe, Sehnsucht und die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen im urbanen Alltag. Der Film entfaltet sich nicht wie eine klassische Romanze, sondern wie ein Mosaik: Aus einzelnen, scheinbar losen Momenten formt sich ein vielschichtiges Bild.
Was dabei besonders auffällt, ist die Authentizität, mit der Basu das urbane Indien zeichnet. Seine Figuren wirken nicht wie archetypische Filmhelden, sondern wie echte Menschen: Akash hadert mit seiner Zukunft, Shruti kämpft zwischen Pragmatismus und Gefühl, Parth erlebt, wie das Leben ungeplant neue Wege nimmt. Chumki stolpert in eine Geschichte, die sie selbst nicht kommen sieht, und Kajol und Monty zeigen auf schmerzhaft ehrliche Weise, was es bedeutet, eine Liebe über Jahre hinweg am Leben zu halten. Auch die ältere Generation um Shibani und Parimal wird mit Würde und emotionaler Tiefe erzählt – selten, dass ein Film so selbstverständlich über Liebe jenseits jugendlicher Romantik spricht.
Die Stärke des Films liegt in den Zwischentönen. Viele Schlüsselmomente bestehen nicht aus lauten Dialogen oder großen Gesten, sondern aus Blicken, Pausen, aus den stillen Räumen zwischen zwei Menschen. Basu vertraut darauf, dass das Publikum zuhören kann – nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Unterstützt wird das durch Pritams Musik, die nicht einfach nur Hintergrund ist, sondern wie ein emotionaler Puls durch die Szenen fließt. Das titelgebende Lied knüpft an die melancholische Stimmung des Vorgängerfilms an, wirkt aber gleichzeitig frisch und zeitgemäß.
Auch schauspielerisch ist der Film bemerkenswert ausgewogen. Sara Ali Khan überrascht mit einer lebendigen, charmanten und gleichzeitig verletzlichen Darstellung von Chumki. Aditya Roy Kapur verleiht Parth eine ruhige Tiefe, die viel über innere Kämpfe aussagt, ohne sie aussprechen zu müssen. Konkona Sen Sharma und Pankaj Tripathi sind wie gewohnt herausragend – ihre Szenen tragen eine geerdete Ehrlichkeit in sich, die selten im Mainstream-Kino zu finden ist. Neena Gupta und Anupam Kher fügen mit feiner Nuancierung eine reife Perspektive hinzu, die die Gesamtkomposition des Films abrundet.
Allerdings hat Metro… In Dino auch seine Schwächen. Die Vielzahl an Figuren und Handlungssträngen sorgt zwar für erzählerische Vielfalt, doch nicht jede Geschichte erhält die Tiefe, die sie verdient. Manche Nebenfiguren verschwimmen im Hintergrund, und einige Übergänge wirken erzählerisch etwas sprunghaft. Der Film balanciert an der Grenze zwischen Ensemble-Drama und Überladung – manchmal mit Bravour, manchmal mit leichten Brüchen. Besonders im Mittelteil gibt es Phasen, in denen das Tempo etwas stockt und die emotionale Dichte sich verliert, bevor der Film im letzten Akt wieder an Kraft gewinnt.
Trotzdem bleibt die Wirkung stark. Basu inszeniert mit spürbarer Liebe zu seinen Figuren. Er moralisiert nicht, er urteilt nicht – er beobachtet. Und genau das verleiht Metro… In Dino eine besondere Wahrhaftigkeit. Er zeigt Beziehungen, wie sie sind: chaotisch, unvollkommen, manchmal schmerzhaft, aber immer zutiefst menschlich. Das macht den Film zu einem Gegenpol zu den glattgebügelten Bollywood-Romanzen, die oft nur Illusionen feiern.
Cinematografisch überzeugt das Werk mit warmen, klar komponierten Bildern, die jede Stadt zu einem eigenen Charakter machen. Mumbai, Delhi, Kolkata und Bengaluru werden nicht bloß als Kulisse genutzt, sondern erzählen selbst mit – jede Straße, jeder Blickwinkel trägt eine Stimmung.
Metro… In Dino ist kein Film, der jeden mitreißt, aber einer, der lange nachhallt. Wer bereit ist, sich auf die Figuren und ihre feinen Nuancen einzulassen, wird mit einem vielschichtigen und ehrlichen Porträt moderner Beziehungen belohnt. Es ist ein Film, der eher flüstert als schreit – und genau darin liegt seine Stärke.