Schneewittchen ist die Schönste im Lande und das gefällt ihrer Stiefmutter überhaupt nicht. Um ihr die Jugend zu rauben, schickt die Königin ihr ihre Jäger auf den Hals, die erst ihre Freundinnen ins Jenseits schicken und das Mädchen mit dem Haar wie Ebenholz zur Flucht in einen verbotenen Wald zwingen. Dort wird sie im letzten Moment von einem Haufen Zwerge gerettet, die sie mit in ihre Hütte nehmen. Doch es droht bereits neues Unheil, denn die Böse Königin denkt gar nicht daran Schneewittchen in Ruhe zu lassen...
Und wieder hat es einen klassischen Walt Disney Film erwischt. Dieses mal haben sich ein paar Filmemacher mit "Schneewittchen" sogar den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm der Welt vorgenommen. Natürlich hätte man die Geschichte auch früher schon auf die eigene Art verfilmen können, denn Schneewittchen dürfte nach 200 Jahren längst gemeinfrei sein. Dennoch dürfte die wohl grandios gefloppte Disney Realverfilmung von 2025 der eigentliche Anlass gewesen sein, sich mal an einer eigenen Version des Stoffes zu versuchen.
Doch so weit entfernt man sich überraschenderweise gar nicht von der Originalvorlage, mischt aber auch moderne Elemente ein. So ist die Böse Königin grausamer als in alten Versionen und badet auch mal, ganz Elisabeth Báthory-like, im Blut junger Mädchen, während sich die Zwerge als ein ziemlich diverser Haufen entpuppen, der eine asiatische Zwergin, eine afroamerikanische Zwergin und einen männlichen Zwerg, der 2 Meter groß ist und gerne mal Dope raucht, beinhaltet.
Die Schauspielleistungen bewegen sich irgendwo zwischen Naja und Mmmh bis zu Eieieieieieiei und ich würde keinem der Beteiligten eine größere Karriere auf Bühne oder im Film voraussagen. Die gewollten Gags zünden fast nie, weil die Schauspieler gar nicht in der Lage sind diese auf passende Art zu präsentieren (wie die kleinen Kappeleien einiger Zwerge oder auch die Kommentare der zwei Schreiberlinge , deren wahre Identität ich hier mal extra nicht erwähne), während sich die Dialoge zwischen scheinbar improvisiert und gewollt melodramatisch bewegen. Besonders das Geschwätz der bösen Königin nervt mit ihren ständigen Drohungen oder dem Beschwören ihrer bösen Pläne. Dass man mal wieder kaum in der Lage ist Charaktere zu zeichnen oder Hintergründe zu erklären, ohne, dass es den Figuren (und damit dem Zuschauer) direkt ins Gesicht gesagt wird, wird kaum überraschen.
Diese Defizite versucht man mit ein wenig Nacktheit und einer überraschend großen Menge an recht ordentlich gemachten Gewalttaten zu kaschieren. Da wird ein schwangerer Bauch aufgeschlitzt (was beim zweiten Zeigen der Szene während des Films zu einem kleinen Aha-Effekt führt), Zehen abgeschnitten, Köpfe und Arme entfernt oder abgehackt, Maiden halbiert, Fingernägel abgelöst oder auch an einem Augenlid operiert. Doch so recht will das nicht zu dem Ton des Films passen, der sich sonst eher leichter gibt, besonders, wenn die Zwerge beteiligt sind.
Was sonst noch bleibt ist ein merkwürdiges zweigeteilt erscheinendes Produkt, denn es gibt ein paar positive Dinge zu vermelden wie ein paar der Kostüme, die handgemachten Effekte, ein paar Computereffekte, die relativ große Anzahl an Statisten, die Mitwirkung von echten Pferden und Waschbären, die Ähnlichkeit der Hauptdarstellerin mit der Figur Schneewittchen, einige Szenenbilder, manche Ausstattung und vor allem die Musik , die wie aus einem Blockbuster erscheint (doch dadurch manchmal die dazu gezeigten Bilder noch kleiner erscheinen lässt).
Dagegen stehen die meisten Kulissen, die wie von einem LARP oder Mittelaltermarkt zu stammen scheinen, die schauspielerischen Leistungen, das unpassende Aussehen einiger Statisten, die Langsamkeit mancher Szenen und einige merkwürdige Drehbucheinfälle wie z.B. die Einbindung eines kleinen Jungen, der den tapferen Rittern mit einem Spielzeugschild und Schwertchen, die man für 10 Euro auf dem nächsten Stadtfest kaufen kann, folgt und glatt den Tod findet .
Fazit: Disneys Megalomanie trifft auf den "LARP Club Seattle" (nicht wirklich). Nach allem, was ich über die 200 Millionen Dollar-Produktion des Unterhaltungsriesen gehört habe, könnte dieser hier in der Tat der unterhaltsamere Film sein. Letztlich ist die ganze Chose nicht wirklich unsympathisch, besonders wenn man sich die Outtakes im Abspann noch ansieht, doch als wirklichen gelungenen Film kann man ihn nun wirklich nicht bezeichnen. Trash Liebhaber könnten damit einen heiteren Abend verbringen, alle anderen sollten vielleicht lieber stattdessen mal wieder das Original der Brüder Grimm lesen...
*** Der Film wurde im englischen Original gesehen!