Das Spielfilmdebüt von Paul Pompa III setzt auf eine simple und gleichermaßen verheißungsvolle Prämisse: Stell dir vor, dein Bewährungshelfer wanzt sich an deine immer noch geliebte Ex heran.
Ursprünglich wollte Nick (Kyle Gallner) seiner Freundin Mel (Emyri Crutchfield) im Restaurant einen Heiratsantrag machen, doch als er zwei Kellner beim Lästern über sie belauscht, prügelt Nick einen von beiden ins Koma. Nach einem Jahr Haft hat sich Mel von ihm distanziert und pflegt einen lockeren Umgang mit ihrem Vermieter Chester (Shawn Ashmore), welcher gleichzeitig Nicks Bewährungshelfer ist. Und Chester verfolgt keine gemeinnützigen Ziele…
Die Handlung ist in vielerlei Hinsicht vorhersehbar und liefert dennoch eine taugliche Basis für genügend Konfliktpotenzial. Nick, der immense Probleme mit der Impulskontrolle hat, schwankt nach seiner Haft zwischen Entschlossenheit, Wut und Zurückhaltung im Rahmen seiner Selbstkontrolle, wogegen Chester rasch kleine Provokationen einfließen lässt. Anfangs gestaltet sich das Dreiecksspiel noch weitgehend zurückhaltend und entsprechend glaubwürdig.
Dies büßt jedoch spätestens im Mittelteil einiges wieder ein, als Chesters Aktivitäten ein Maximum an Manipulation, Korruption und Machtmissbrauch offenbaren. Das Handeln des Mannes mit den zwei Gesichtern erscheint deutlich zu überzogen, was nicht zuletzt an der fragmentartig anmutenden Erzählweise liegt. Manches wird ohne Kontext vollzogen, wirkt willkürlich und ohne Hintergrundinformationen ausgestattet.
Gleichermaßen wundert es, wie Nick sich offenbar den Titel zu eigen gemacht hat, ohne dass das Publikum einer sichtlichen Entwicklung hätte folgen können. Aber immerhin wandeln sich dadurch die Sympathien, denn anfangs erscheint niemand aus dem Dreiergeflecht wirklich angenehm.
Es folgen entsprechende Eskalationsstufen, die zuweilen wenig nachvollziehbar und mitunter arg konstruiert daherkommen, wobei subtile Vorgänge immer mehr dem Holzhammer weichen. Dadurch wird im letzten Drittel zwar an der Temposchraube gedreht, doch Überraschungen sind bei alledem nicht zu erwarten.
Im Gegensatz zur komplett unauffälligen Inszenierung, die bisweilen an einen TV-Film aus den 90ern erinnert, kann sich Regisseur Pompa auf seine beiden Hauptakteure verlassen. Während Ashmore den Jekyll und Hyde mit einer leicht dämonischen Präsenz gibt, setzt Gallner eher auf kleine Nuancen und eine deutliche Körpersprache. Trotz seiner schwierigen Figur verleiht er ihr eine gewisse Tiefe, die im Verlauf ein gesundes Maß an Empathie schürt.
In Sachen Spannung wäre da durchaus mehr drin gewesen, zumal die meisten Entwicklungen erahnbar ausfallen und wenig Raum für clevere Finten lassen. Zudem leidet die Dynamik unter der teils holprigen Erzählweise, wogegen das Konfliktpotenzial unterm Strich bei Laune hält. Was bleibt, ist ein simpler und tauglicher Thriller, bei dem die Erwartungen nicht zu hoch angesetzt werden sollten.
Knapp
6 von 10