SHAOLIN KICKBOXER
Er bewegt sich auf zwei Händen und einem Bein über den Boden… das zweite Bein in die Luft gestreckt… wie der Stachel eines Skorpions … jederzeit zum Zustechen bereit!
Für SHAOLIN KICKBOXER (1992) und seinen heimlichen Hauptdarsteller „Scorpion King“ haben Regisseur David Lai und sein Choreographenteam einen der wohl coolsten Kung Fu-Stile der Eastern-Geschichte kreiert! Wenn Splendid auf dem Cover auch noch „Starke Story! Starke Action!“ verspricht, dann kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen! ;)
Hong Kong, 1920: Statt in der Schule aufzupassen, träumt der junge Yushu (Chin Kar Lok) nur davon, ein großer Kung Fu-Kämpfer zu werden und den Schwachen zur Seite zu stehen. Seine „großen Heldentaten“ hält er dabei in seinen selbstgezeichneten Comicheften fest.
Eines Tages bekommt Yushu zufällig mit, wie die junge Ling (May Lo) an den schmierigen Mädchenhändler Wang (Victor Hon) verschenkt wird. Er verhilft ihr zur Flucht, doch Wangs Schläger sind den Beiden auf den Fersen und deshalb müssen Yushu, sein Vater (Wu Fung) und Ling untertauchen. Ein alter Freund - der Gasthausbesitzer und Kung Fu-Meister Yi (Liu Chia Liang) - nimmt die drei Flüchtigen bei sich auf.
Yushu schuftet hart in der Küche des Gasthauses. In seiner Freizeit trainiert er im Studio des Bodybuilders und Boxers Jean-Paul (Frankie Chin). Auch Meister Yi nimmt den Jungen unter seine Fittiche und weist ihn in die Geheimnisse seines „Küchen-Kung Fu“ ein.
Schon bald bekommt Yushu die Gelegenheit, das Gelernte in der Praxis anzuwenden: Wang hat Ling aufgespürt und lässt das Mädchen entführen. Um sie zu befreien, müssen sich Yushu und Meister Yi ihrem bisher gefährlichsten Gegner stellen: Wangs „Söhnchen“ und Leibwächter (Kim Won Jin)… dem gefürchteten „Scorpion King“…
Starke Story? Das von Barry Wong geschriebene Skript enthält praktischerweise all jene Elemente, die ein typischer Eastern zum Funktionieren braucht:
1.) Einen jungen Kämpfer, der zu Beginn unterlegen ist und es nach hartem Training auch mit dem stärksten Gegner aufnehmen kann; 2.) einen (bzw. zwei) Meister, die philosophieren und die tollsten Trainingsmethoden draufhaben; 3.) eine junge Dame, die nur darauf wartet, vom Helden gerettet zu werden und 4.) einen bösen Kung Fu-Kämpfer, der dem jungen Helden das Leben schwermacht und ein nicht zu überwindendes Hindernis darzustellen scheint.
Neu ist die Story von SHAOLIN KICKBOXER sicher nicht, dafür aber kurzweilig und unterhaltsam umgesetzt. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Yushu und Ling anbahnt, hat interessante Ansätze, wird aber leider etwas zu inkonsequent und zurückhaltend erzählt. Glücklicherweise hat man sich dafür auch die nervigen und peinlichen Blödeleien im Stil eines SILVERFOX (ebenfalls von David Lai im Jahre 1992 inszeniert) komplett gespart!
Starke Action? Persönlich mag ich eigentlich keine Eastern, in denen die Helden meterhoch springen, mehrfache Saltos schlagen, im Flug die Richtung wechseln und kämpfen, während sie auf irgendwelchen Gegenständen oder winzigen Waffenspitzen balancieren!
Obwohl auch SHAOLIN KICKBOXER nicht gänzlich ohne Wirework auskommt, gelingt dem Film dennoch eine Gratwanderung: Liu Chia Liang und Corey Yuen choreographierten Kämpfe, die einerseits harte, saftige Treffer und zerstörtes Mobiliar bieten und andererseits fantastische, fiktive Kampftechniken wie die oben bereits erwähnte Skorpion-Technik zeigen!
Kim Won Jins Stil ist einfach unglaublich: Seine akrobatischen Sprungkicks sind eine Wucht und wie er nach den Worten „Du hast Vater verletzt! Ich werde Dich auslöschen! Ja!“ aus seiner aufrechten Kampfstellung mit einem Rückwärtssalto in die Skorpion-Kampfstellung springt, muss man einfach gesehen haben!
Auch Bodybuilder Frankie Chin verdient besondere Erwähnung: Seine Erscheinung, seine Philosophie und vor allem sein klassisches Fitnessstudio geben SHAOLIN KICKBOXER eine ganz spezielle Note. Diese Elemente finden ansonsten doch eher in westlichen Martial Arts-Filmen Verwendung. Der Kampf „Frankie Chin vs Kim Won Jin“ macht dies noch einmal mehr als deutlich: Ein Aufeinandertreffen von geballter Muskelpower und unvergleichlicher Skorpion-Technik bekommt man sicher nicht in jedem Eastern geboten!
Ebenfalls gelungen ist das Element mit Yushu und seinen Comiczeichnungen: Neben ganzen Geschichten (z.B. das völlig entfesselte Intro) zeichnet er mit Vorliebe Kämpfer und deren Bewegungsabläufe. Wenn diese Zeichnungen dann in den Finalkampf „Chin Kar Lok vs Kim Won Jin“ eingebaut werden (einige Moves werden komplett als Zeichnungen gezeigt), sieht das nicht nur gut aus! Nein! Es ist in gewisser Art und Weise sogar kampfentscheidend!
SHAOLIN KICKBOXER ist ein weiterer Kult-Eastern meiner Jugend! Natürlich war ich bei der TV-Premiere auf Pro 7 anwesend und jetzt würde ich mein abgenutztes VHS gerne durch eine vernünftige deutsche DVD ersetzen! Da mittlerweile sogar der dämliche SILVERFOX neu aufgelegt wurde, dauert es bei diesem Film hoffentlich auch nicht mehr lange!
David Lais SHAOLIN KICKBOXER sei jedem Eastern-Fan ans Herz gelegt, wobei der Film mit Kickboxen freilich nicht das Geringste zu tun hat… ;)
7/10 Punkten, diBu!