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Von diesem Film wird von Tierfreunden im Internet allenthalben gewarnt, weil angeblich junge Kätzchen zertreten werden. Das ist komplett falsch. Es wird nie explizit gezeigt, dass Tiere misshandelt werden, allerdings ist klar, dass Sequenzen gezeigt werden, die unmissverständlich darauf hinweisen, dass in CRUSHED (also im Film, nicht in irgendeiner Realität) Personen Filme drehen, in denen Tiere getötet werden, um mit diesen Machwerken ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Tötung der Tiere findet im Kopf der Zuschauer statt, nur in einer einzigen Szene geht CRUSHED allein auf der Tonspur etwas weiter. Diesem Film also Tierquälerei vorzuwerfen, nur weil er Personen zeigt, die dies tun, ist quasi eine Art intellektueller Kurzschluss. In Wirklichkeit kritisiert CRUSHED den ökonomisch ausbeuterischen Missbrauch von Tieren oder Kindern und das auf niemals sensationslüsterne, exploitative, sondern recht naturalistisch-nüchterne Weise, was den Film umso eindringlicher und schockierender macht. Danach ist man als Zuschauer in der Tat irgendwie crushed.

Die Handlung spielt in Thailand. Steve Oram gibt einen britischen Priester, der dort eine kleine Gemeinde von Christen betreut. Zusammen mit einer Thailänderin hat er eine zehnjährige Tochter namens Olivia (absolut überzeugend: Margaux Dietrich). An Olivias Schule kursieren seit kurzem Videos, in denen Katzenbabies gequält und schließlich getötet werden. Olivia bekommt eine kleine Katze, die sie Missy nennt. Eines Tages ist Missy verschwunden. Aufgeschreckt durch die Filme begibt sich Olivia mit ihrem Vater auf die Suche, doch die Katze taucht nicht auf. Während der Priester zur Geduld mahnt, setzt Olivia die Suche auf eigene Faust fort. Mit fatalen Folgen, denn ihr Spürsinn treibt sie genau in die Arme der Person, die für die schändlichen Videos verantwortlich ist. Der Mann nimmt Olivia gefangen, weil er nun ein weiteres Geschäft wittert ... und ein "Kunde" steht schon bereit. Während der Priester das Verschwinden der Tochter als göttliche Herausforderung interpretiert, sinnt seine Frau auf drastischere Maßnahmen. Mehr wird nicht verraten.

Simon Rumley packt viele Themen in seinen Film, bietet keine billigen Erklärungen, manipuliert nicht. Angesichts eines weit verbreiteten Bekehrungswahns in zeitgenössischen Filmen ist dieser Ansatz erfrischend und fordert den Zuschauer heraus, selbst zu denken, Urteile zu dem Geschehen zu bilden. Ohne viele Grausamkeiten direkt zu zeigen, nimmt einen CRUSHED mit auf eine unangenehme Reise in menschliche Abgründe. Unbedingt empfehlenswert. Neben HONEY BUNCH und dem Anime-Klassiker ANGEL'S EGG ein Highlight des diesjährigen Fantasy-Filmfests.

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