Review

Mein Leben als Hund

Todd ist schwer krank, vermutlich ist es Krebs. Er zieht sich in das alte abgelegene Haus der Familie zurück, ganz alleine, nein, fast alleine, denn da ist ja noch Indy. Der Retriever ist auch der eigentliche Hauptprotagonist des Films. Wir sehen die Welt durch seine Augen, nicht wörtlich, als POV, sondern filmisch. Und Indy sieht mehr als Todd. Er sieht Schatten, wo eigentlich keine sind, schemenhafte Figuren, schlammige Fußabdrücke. 

GOOD BOY eilt ein gewisser Hype voraus, der Trailer war ein kleines Klickereignis, das Konzept klang vielversprechend, der Hund sah sagenhaft süß aus. Und „Indy“ ist auch das absolute Highlight des Films, ein Hund, in den sich auch Katzenfreunde verlieben können. Wie es Autor und Regisseur Ben Leonberg gelang, in geduldiger Kleinarbeit an rund 400 Drehtagen die gewünschten Reaktionen seines eigenen Hundes zu erzielen, um diese dann im Schnitt passend zum Drehbuch einzusetzen, ist bewundernswert. 

Der Film selbst gestaltet sich jedoch eher als Geduldsprobe: Wir sehen sehr lange sehr wenig, was wir nicht schon aus unzähligen anderen Spukfilmen kennen. Insofern erinnert GOOD BOY in Teilen an David Lowerys A GHOST STORY, Steven Soderberghs PRESENCE und bisweilen gar an den unerträglich langsamen SKINAMARINK. Der ungewöhnliche Blickwinkel, ebenfalls Gimmick der genannten Filme, macht hier dann wirklich den einzigen Reiz aus. Die Gesichter der Menschen bleiben schemenhaft, verdeckt, im Schatten oder im Gegenlicht, es ist ein bisschen wie beiden Peanuts, nur, dass man die Menschen hier reden hört. 

Das nutzt der Film gut aus: Als Todd beginnt, sich immer merkwürdiger zu verhalten, haben wir durch die Hundeperspektive keinen wirklichen Anhaltspunkt: Ist es die Krankheit, die von ihm Besitz ergreift, oder sind es dunkle Mächte? 

Leider bleibt es nicht bei dieser Uneigentlichkeit – am Ende driftet der Film in eine etwas esoterische Metaphorik ab, die zusammen mit ein paar eher billig aussehenden Effekten der Gesamtwirkung des Films eher abträglich ist.

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