Show Don't Bell
Ich habe aktuell zwar „nur“ zwei tolle Katzen, keinen Hund, aber ich glaube fast jeder Tierbesitzer kennt das: Euer geliebter Mitbewohner guckt konzentriert, fasziniert, neugierig, angespannt in eine Ecke, an die Decke, ins Nichts, in die Schatten. Da ist nichts, zumindest nichts was wir Menschen sehen. Wahrscheinlich (hoffentlich!) sieht er/sie nur Licht, Staub, Reflektionen oder tierische Hirngespinste. Aber trotzdem bleibt ein seltsames bis ungutes Gefühl… Und genau dieses Konzept, dass da doch noch etwas sein könnte, dass Tiere ein Gespür für „mehr“ als wir Menschen haben, nimmt sich der herzlich sympathische, gelungene Konzeptgrusler „Good Boy“ und erzählt eine klassische Ghost Story bzw. Haunted House-Geschichte komplett (!) aus der Perspektive des besten Freundes des Menschen…
Probiert mal eine andere Sichtweise
Eigentlich ein kleines Wunder, dass das scheinbar noch niemand so durchgezogen und gemacht hat, da es ja etliche Studien gibt, die belegen, wie sehr wir Menschen mit Filmtieren mitleiden, mitgehen, mitbangen. Aber einen kompletten „Hundehorrorfilm“? Das scheint neu und innovativ und meiner Meinung nach ziemlich genial. Vielleicht liegt’s an den aufwändigen Drehs mit Tieren. Vielleicht ist die Idee im Grunde eher eine für Kurzfilme (wo es sowas meine ich auch schon ähnlich gab). Aber es muss noch mehr Gründe geben, warum „Good Boy“ jetzt als Erster dieses Konzept stur und stabil durchzieht - und damit gleich zum Eröffnungsfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests geworden ist! Qualitativ für mich zurecht, will ich betonen, obwohl „Good Boy“ im Grunde eine sehr kleine, intime und kurze (!) Angelegenheit ist, für die das Prädikat „FFF-Opener“ eventuell zu schwer auf den zarten Schultern lasten könnte. Wer weiß. Jedenfalls zieht er sein Ding durch, macht Spaß wie Angst, hat eine sehr dichte, fast gotische Atmosphäre und vor allem einen genialen Hund als dicksten Pluspunkt - und ist somit für tierliebe Horrorfans glasklares Pflichtprogramm! Selbst wenn das Konzept sicher nicht für jeden gänzlich aufgehen wird, wenn manche das zu simpel und eintönig finden, als Gimmick abtun könnten. Aber ich persönlich hing von Anfang bis Ende, in jeder Minute, in jedem Wuff, mit jedem Heulen und mit jedem Schmatz, an den treuen Augen dieses haarigen Dämonentrotzers! Selbst wenn sich einige Muster (auch leider viele Jumpscares) wiederholen, selbst wenn sich die 72 Minuten länger anfühlen, selbst wenn die meisten das wohl wirklich eher in Kurzfilmterritorium sehen werden. Ich habe auf jeden Fall höchsten Respekt, dass und wie das realisiert wurde (über Monate Drehzeit!). Und ich habe selten bis nie ein Tier aufgrund seiner Blicke so gut verstanden. Von mir gibt’s ’nen Extrapunkt von Herzen.
Und der Tieroscar geht an…
Fazit: die konsequent, kreativ und über weite Teile ziemlich genial durchgezogene Perspektive lässt einen im Grunde generischen Grusler weit über sich hinauswachsen… Das Konzept geht auf! Awuffityville Horror. Und der Hundehauptdarsteller ist ja wohl eine süße Sensation! Indy hat sich hiermit definitiv unsterblich gemacht.