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Staffel 1 & 2

Als sich George Lucas für seine anstehende Produktion von „Star Wars“ nach einer geeigneten Firma für die Herstellung der Spezialeffekte umsah, stellte er fest, dass es keine gab. Um seine Vision umsetzen zu können, wurde also eine eigene Institution aus dem Boden gestampft. 
Diese von Lawrence Kasdan (Staffel 1) und Joe Johnston (Staffel 2) inszenierte Dokumentation beschreibt den Werdegang und das Wirken von Industrial Light & Magic (ILM), der Effektschmiede, die sich weit über „Star Wars“ hinaus einen Namen gemacht hat. 

Jedes Kapitel fokussiert sich dabei auf einen bestimmten Zeitabschnitt oder ein Thema, man beginnt in „Gang of outsiders“ mit der Rekrutierung der Crew. Wie ein Dennis Muren, John Dykstra oder Phil Tippett zusammengefunden haben, welche Verbindungen hier eine Rolle spielten und welche Wege die Individuen in filmischer Sicht teils seit ihrer Kindheit genommen haben - hierzu liefert man einen anschaulichen Hintergrund für die Faszination am kreativen Wirken. Viele Bärte bauten und erfanden das, was die Magie auf die Leinwand brachte. 
„On the bucking bronco“ kümmert sich dann um die Entstehung des ersten „Star Wars“-Films, hauptsächlich aus der Perspektive von ILM. Darüber gibt es schon nicht wenige Dokumentationen, dennoch ist der Fokus hier spannend und bietet viele Einblicke in die Entstehung. 
„Just think about it“ hieß es dann seitens Lucas bei der Anfrage mancher Effekte zu „The Empire Strikes Back“ (1980). Hierum dreht sich die dritte Episode überwiegend und streift auch das Thema der Digitalisierung - oder zumindest den Wunsch danach. Dies spielt auch in der nächsten Episode "I think I found my people" eine Rolle, wie auch das Leben von ILM neben „Star Wars“. Die Arbeit an u. a. „Raiders of the Lost Ark“ (1981) oder „E.T.“ (1982) wird angesprochen und auch personelle Veränderungen spielen eine Rolle. In den Episoden „Morfing“ und „No more pretending you're dinosaurs“ setzt sich das fort und neben der Betrachtung von weiteren Blockbustern wie „Jurassic Park“ (1993) bleibt es immer auch bei der persönlichen Ebene, verliert die Doku nie den Blick auf die Personen dahinter. Gegen Ende auch insbesondere auf Phil Tippett, dessen Arbeit ich sehr schätze.

Es ist witzig, wenn man am Schluss der Staffel noch kurz durch ein paar modernere Produktionen springt und die Macher immer betonen, dass das inzwischen wie die Realität aussieht. Denn das tut es nicht, viele der eingesetzten CGI sind immer noch als solche zu erkennen. Auch und besonders Hintergründe. Und hier ist der Versuch, einem seitens der Hersteller dies als nicht erkennbar zu verkaufen entweder Betriebsblindheit oder Marketing. Sei es ein Jon Favreau in einem Vergleichsvideo zu „Iron Man“ oder das Anpreisen des sogenannten „Volume“, in welchem sich diverse Dreharbeiten abspielen. Keine Frage, die Technologie ist mitunter beeindruckend gut, aber eben nicht perfekt. Und sichtbar nicht real.

Auch die zweite Staffel mit ihren drei von Joe Johnston inszenierten Episoden beschreibt das weitere Wirken von ILM. Schwerpunkt ist hier die Zeit der Prequel-Trilogie und welche Herausforderungen hierin für die Firma lagen. In den Episoden „Are we ready for this?“, „There must be a better way...“ und „There's no going back.“ konzentriert man sich auf das Vorankommen der Digitalisierung, anschaulich an den Prequels und auch diversen anderen Filmen präsentiert. Von „Twister“ (1996) bis zur „Pirates of the Caribbean“-Trilogie beschäftigt man sich mit Partikeln, Physik, Luft und Wasser. Aber auch mit den Reaktionen auf „Episode I“ (1999) inklusive eines bemerkenswerten Interviews mit Ahmed Best. Auch über die beiden Nachfolger wird berichtet bis hin zur Schließung der Modellabteilung.

Es ist faszinierend zu sehen, wie diese Institution entstanden und gewachsen ist, wie die Menschen sich dort entwickelt haben, welche Wege sie gegangen sind und welche Ideen notwendig waren, um die Visionen umzusetzen. Es mag nochmal eine Spur berührender sein, wenn man mit den Ergebnissen aufgewachsen ist, wenn man die Raumschiffe bewundert, die Kreaturen bestaunt und sich in diesen Welten verloren hat. Ebenso interessant ist es, die technische Evolution mitzuverfolgen. Was als praktische Effektarbeit im handwerklichsten Sinne begann verwandelte sich durch die Jahrzehnte (und teils rasend schnell) zur digitalen Effektschmiede. Hiermit gingen Veränderungen einher, technische und personelle, all das thematisiert die Dokumentation auf unterhaltsame und auch mal anrührende Weise. Ein faszinierendes Filmdokument über den Erfindergeist, denn so streitbar Lucas auch ist, so hat er einige Entwicklungen angestoßen, die heute Standard sind. 

„Light & Magic“ ist in seiner Gesamtheit sehr interessant, dennoch ist Staffel eins für mich die weitaus spannendere. Da ist mehr Aufbruch, mehr Irrsinn, mehr Individuum. In Staffel zwei sind es eben viele Leute an Computern. Das soll deren Leistung nicht schmälern und bietet auch ansprechende Passagen, es strahlt aber auch mehr von dieser modernen Unternehmenskultur aus.

„Just try it.“

Obwohl die Dokumentation die Arbeit an den Effekten und die technische Herausforderung detailliert behandelt, geht sie auch immer auf die Menschen dahinter ein. Sie kommen zu Wort und werden beleuchtet. Ab und an sogar auch mal kritisch. Und so ist „Light & Magic“ auch besonders eine Reihe über die Individuen bei ILM, ihre Beziehungen zueinander und woher sie kommen. Und wie sie durch ihre Arbeit die Filmindustrie verändert haben. 
Angenehm unaufgeregt eingefangen, dabei unglaublich informativ und so weit drin in der Materie, wie es für Außenstehende noch interessant ist. Selten hat es so viel Spaß gemacht, anderen Leuten bei der Arbeit zuzusehen und für jeden, der sich auch nur ansatzweise für die Effekte und die Menschen dahinter interessiert, gehört diese Doku-Reihe zum Pflichtprogramm.

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