Fade Vaterschaftsparanoia
"Descendent" ist ein weiterer (sehr psychologischer und verwinkelter) Mysterythriller aus dem Benson/Moorhead-Dunstkreis und erzählt von einem werdenden Vater, der zwischen Selbstzweifeln, Elternängsten und Alienabduktionen langsam seinen Verstand zu verlieren scheint...
Die Reise ins Ich (2025 Elevated Horror Style)
Väterlichen Ängsten und festverwurzelten Selbstzweifeln im Horrorkosmos noch etwas Neues abzukaufen scheint eine unüberwindbare Aufgabe für "Descendent" zu sein. Auch aus dem eigentlich zumindest immer recht kreativen und eigensinnigen Benson/Moorhead-Kosmos. Doch im Grunde liefert "Descendent" genau das, was man bei der Themenpaarung erwartet als Genregerngucker. Ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ein Mann in einem schleimigen Ufo. Oder auch nicht. Ein Mann mit Wahnvorstellungen. Ein Mann, der mit sich, der Vergangenheit und Zukunft hadert. Ein Mann, der nicht weiß, ob er der Vaterrolle gewachsen ist. Ein Mann, der nicht weiß ob er denn wirklich mit Aliens in Kontakt kam. Oder ob der Schrecken nicht ganz klassisch eher in ihm (oder per Persona seines MiniMes in seiner Frau) sitzt. Ein Abstieg zwischen Krankenhausröhre, Alienoperationstisch, Ultraschall, Wesensveränderungen und Turbodemenz. Und egal wie vielschichtig, medizinisch kostbar und persönlich das vielleicht klingen mag - Genrefans erkenn die Muster, fühlen sich genervt, schalten ab und haben das einfach schon zu oft in den letzten Genrejahren gesehen. Egal wie routiniert, kompakt und hochwertig es hier vorgetragen wird.
Psychogramm oder Genre? Oder nichts von beidem?
Fazit: solide gespielt und teils echt hübsch inszeniert... und im Endeffekt doch sehr trocken, sehr theoretisch, sehr unpersönlich, sehr grau und depressiv, thematisch und metaphorisch super unkreativ. Das hat man in diesem Zusammenhang einfach schon zu oft gesehen. Egal wie intim und clever er meint zu sein. Ein Seelenmandala, das mir egal ist. Und dabei sollte ich als mittelalter Mann und Genrefan genau das richtige Publikum für die Topics und Fingerzeige über männlich(-mental)e Gesundheit sein. Aber nein, es funktioniert nicht, es fesselt nicht. Zumindest nicht genug. Eine Sci-Fi-Allegorie, die auch nie genug zu ihrem Genrebezug steht. Alles intern, alles nur im Konjunktiv. Auch wenn ich Ross Marquand die Hauptrolle gönne.