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Eine Rakete. Die dritte bereits, die dieses Jahr auf dem Radar der US Streitkräfte auftaucht. Unerwartet, der Abschussort nicht bestimmbar. Wieder ein Test; die landet im Meer - so die erste Annahme. Laut Protokoll werden Informationen innerhalb des Regierungsapparates geteilt, man hat das Vorgehen verinnerlicht. 


Die Rakete ändert die Flugbahn, Berechnungen ergeben, dass ein Einschlag auf amerikanischem Festland wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich sein könnte. Die Alarmbereitschaft wird verstärkt (Defcon). Schießt man sie ab? Wer genau erteilt den Befehl? Brauchen wir jetzt den Präsidenten? 


Es wird zunehmend emotionaler, man klammert sich an Protokoll und Vorgänge, die in der Theorie einstudiert sind. Ja, Abschuss. Freigabe wird erteilt, obgleich die Autorität darüber nicht geklärt war; man arbeite dies später noch auf. 


Negativ. Die 50 Milliarden Dollar teure Luftabwehr konnte den Flugkörper nicht vom Kurs abbringen. 61% Trefferquote, so erfährt man später, hat das System. Chicago wird als Ziel analysiert, 10 Millionen Menschenleben drohen ausgelöscht zu werden. 


Erhöhte Sicherheitsstufe bei den USA. Parallel dazu gehen Armeen anderer Länder in Stellung. Um nach dem ersten Treffer eine Angriffswelle zu starten? Oder als Reaktion auf die Mobilmachung der Vereinigten Staaten? Russland habe nichts mit der Rakete zu tun. Man habe auch mit Peking gesprochen, die ebenfalls keine Aktien in dem Fall haben. Vielleicht Nordkorea? Sollte man nicht auch einen KI Experten hinzuziehen? Und die späte Lokalisierung der Rakete könnte zudem auf interne Mittäter hindeuten. 


In einem Angriffsszenario, bei dem es keine Antworten auf essentielle Fragen zum Angreifer gibt, ist der Präsident nun gefordert, gemäß Protokoll aus dem Menü der Vergeltungsmaßnahmen "rare", "medium" oder "well done" zu wählen - je nach gewünschtem Umfang der Zerstörung sowie voraussichtlicher Anzahl menschlicher Verluste des Gegners Anzugreifenden. 


In drei Kapiteln, jeweils aus verschiedenen Blickwinkeln, wird der Vorgang von "Rakete geortet" bis kurz vor der Verkündung der Gegenmaßnahmen in kurzweiliger Art und Weise dargestellt. Der den Präsidenten begleitende Mann mit dem Koffer ist 32 Jahre alt, erläutert besagte Menükarte und hat letztlich als Tipp, dem Gegner die "volle Ladung" zu verpassen und komplett unschädlich zu machen. Auf dass wenigstens einige Amerikaner überleben werden.


Der Präsident erzählt vom Haus aus Dynamit, dass sich die Weltgemeinschaft aufgebaut und beschlossen hat, darin wohnen zu bleiben. Der Film endet Sekunden, bevor die Rakete in Chicago einschlägt (tut sie es? landet sie vielleicht - gar gezielt - im Fluss? hat der Zünder eine Fehlfunktion?) und der Präsident nach Durchgabe seiner Kennung die Art des Gegenschlages befiehlt. Der Zuschauer kann sich in seinem Kopf letztlich diverse was-wäre-wenn Szenarien ausmalen; hoffen; bangen; wünschen. 


Was bleibt ist ein dokumentarisch angehauchter Thriller über ein allzu denkbares Szenario, gut gespielt und ohne einen klaren Abschluss. In meinen Augen ein cleverer Zug, den Ausgang im Kopf des Zuschauers enden zu lassen. 

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