A House of Dynamite (2025)

Ein reines Pulverfass

Fast ein Jahrzehnt nach ihrem letzten Kinofilm bleibt Kathryn Bigelow am militärisch-politischen Thrillerball bzw. nimmt diesen wieder auf und schmeißt uns im Netflixprestigeprojekt „A House of Dynamite“ direkt in ein (leider momentan realistisches wie lange nicht mehr) nukleares Echtzeitendzeitszenario, wenn sich eine Rakete mit einer Atombombe scheinbar kaum kaputtbar amerikanischem Boden nähert und die behördlichen Räume und Führungsebenen in Panik versetzt…

Die Welt tänzelt am Abgrund

In der Tradition oder sogar als Vollendung ihrer „Amerikas (Außen-)Politik“-Trilogie ist „A House of Dynamite“ keinen Deut schwächer als „Zero Dark Thirty“ oder gar „The Hurt Locker“. Und mindestens Letzterer ist ein zertifizierter moderner Klassiker, was ein gutes Zeichen auch für diesen neuen Ausnahmezustandthriller ist. „A House of Dynamite“ ist ganz sicher einer der besseren Exclusives, die Netflix je herausgeballert hat. Audiovisuell durchgehend tickend und brodelnd. Thematisch und zeitaktuell mutig und hoch politisierend wie polarisierend - ohne das übergreifend und universell Menschliche im Hintergrund komplett kalt zu schalten. Oft genug messerscharf geschrieben. Genauso auf den Spuren von „Dr. Strangelove“, von „Dunkirk“, von „The Day After“ wie von „Fail-Safe“. Schauspielerisch hochklassig, starbesetzt und engagiert. Vor allem Rebecca Ferguson lässt Atem stocken. Und insgesamt für mich keine Sekunde nicht spannend, nicht durchdacht, nicht mit gesellschaftlichem wie politischem Sprengstoff. Immer mit einem massiven Klos im Hals und bittersten Beigeschmack, dass eine solche Eskalation auch in echt momentan leider alles andere als außer Reichweite erscheint. Und somit hat Bigelow es nach Jahren der Abwesenheit auf jeden Fall mal wieder allen gezeigt! Und allein am Ende dermaßen viel offen und der Fantasie zu überlassen, ist fast schon unverschämt gut. Das trauen sich nicht viele. Das können nicht viele. 

Fazit: eine der stärksten Spannungsschrauben seit Jahren. Seriös, schlicht, schockierend. Bigelow ist noch immer eine Meisterin!