Eine Atomrakete fliegt auf die USA zu, und ihr Ziel wird Chicago sein. Die Zeit bis zur Detonation beträgt noch sieben Minuten, und es ist nicht möglich, neue Abfangraketen zu starten, nachdem die letzten beiden versagt haben. In der kleinen Militärstation, aus der die Abfangraketen kamen, verzweifeln die Soldaten, denn aus ihren antrainierten und vorgeschriebenen Abläufen heraus wissen sie, was jetzt passieren wird. Parallel wird im Ministerium für Katastrophenschutz eine junge Beamtin abgeholt und in einen Bunker außerhalb der Stadt gebracht, und nur im Situation Room des Weißen Hauses scheint es im Laufe einer hektischen Videokonferenz noch Hoffnung auf eine Lösung zu geben …
Eine Atomrakete fliegt auf die USA zu, und ihr Ziel wird Chicago sein. Die Zeit bis zur Detonation beträgt noch sieben Minuten, und es ist nicht sicher, ob es der junge stellvertretende NSA-Berater überhaupt noch rechtzeitig bis zum Weißen Haus schaffen wird, um sich den bohrenden Fragen der Militärs und des Verteidigungsministers zu stellen. Letzten Endes geht es für ihn darum, dem Präsidenten die richtigen Antworten zu liefern als Entscheidungsgrundlage für dessen Befehle. Denn die Atomrakete, deren Herkunft nicht geklärt ist, kann eine einzelne Provokation eines einzelnen Schurkenstaates sein. Es kann aber auch ein Vorbote eines alten Feindes sein. Was wäre, wenn die Computer das Opfer eines terroristischen Hacks wären? Oder das System selber eine Fehlfunktion hätte …
Eine Atomrakete fliegt auf die USA zu, und ihr Ziel wird Chicago sein. Die Zeit bis zur Detonation beträgt noch sieben Minuten, und der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika steht in einer Sporthalle und erklärt einer Gruppe von begeisterten Schülern, was Sport mit Politik und Verantwortung zu tun hat. Etwa die Verantwortung, die nach seinem überstürzten Aufbruch aus der Halle auf seinen Schultern lastet, und die ihm niemand abnehmen kann, auch nicht der junge Offizier, der den Koffer mit den Nuklearcodes hinter ihm herträgt, und der die Ergebnisse der verschiedenen Option mit „Well done“, „Medium“ und „Rare“ beschreibt. Der Präsident muss entscheiden, was mit seinem Land, den ihm anvertrauten Menschen, ja der ganzen Welt als nächstes geschehen wird. Und seine Befehle lauten …?
Eine Atomrakete fliegt auf die USA zu, und ihr Ziel wird Chicago sein. Die Zeit bis zur Detonation beträgt noch sieben Minuten, und die Zeit bis dahin wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Auch wenn hier und da gelegentlich Erinnerungen an DR. SELTSAM wach werden, ist A HOUSE OF DYNAMITE tatsächlich eine sehr ernste und intensive Beschäftigung mit der Frage, wer eigentlich über das Schicksal der hochgerüsteten modernen Welt wacht. Und über unser aller Schicksal. Das Personal dieses Films dürfte es dabei in so ziemlich jedem Land dieser Welt geben: Soldaten, Sicherheitsbeamte, Experten, die darauf trainiert wurden, in so einem Fall Unterstützung für Entscheidungsträger zu geben, Minister, einen Präsidenten bzw. Oberbefehlshaber. Und hinter diesen Bezeichnungen und Berufen, hinter all den verschiedenen Instanzen der (Ohn-) Macht stecken Menschen. Menschen mit Stärken und Schwächen. Menschen, die nicht wissen was da auf sie zukommt, und deren Menschlichkeit einerseits und Beruf andererseits sie schier zerreißt. Der Streit mit der Ehefrau, die man erst nach Schichtende in sechs Monaten wiedersehen wird. Das kranke Kind, das zum Arzt muss. Die Sorge um die Tochter, die sich vom Vater zunehmend entfernt … Der Verkehrsstau, durch den der Experte gezwungen wird, die Videokonferenz im Laufschritt durchzuführen, immer auf Kollisionskurs mit anderen Fußgängern oder Autos.
Alles Dinge, die politische und militärische Entscheidungen beeinflussen können, und A HOUSE OF DYNAMITE zeigt die Menschen hinter diesen Prozessen. Einen Verteidigungsminister, der die Verantwortung in seiner Position nicht mehr erträgt. Einen Präsidenten, dem bei der Amtseinführung lang und breit erklärt wurde wie er zu seinem Vorgänger zu stehen hat, aber nicht, wie er mit einem atomaren Angriff umzugehen hat. Und unweigerlich drängt sich die Frage auf, was von Kathryn Bigelow sicher auch beabsichtigt ist, wie der jetzige Volltrottel im Weißen Haus wohl reagieren würde. Und sein vollkommen unterbelichteter „Kriegsminister“ erst. Gleichzeitig drängt sich die Erinnerung an George W. Bush auf, der 2001 in einer Schulklasse in Texas erfahren musste, dass es einen Angriff auf New York gegeben hat. Und plötzlich, ganz plötzlich, wird seine Reaktion, die damals Anlass war für einiges Gelächter, nachvollziehbar: Was ist jetzt zu tun? Und wenn ich etwas tue, was werden die Folgen sein?
A HOUSE OF DYNAMITE zeigt die Abläufe in einer solchen Situation, aber vor alle eben auch diejenigen Prozesse, die die Menschen hinter den Amtsträgern durchlaufen. Diejenigen Prozesse, die zwar von einem bestimmtes Procedere vorgeschrieben sind, die aber nicht sagen, was eigentlich zu tun ist. Und wie sich die Entscheidungsträger dabei fühlen. Der Film zeigt all dies unter hohem Druck, mit einer permanenten Spannung, dabei aber in einem oft fast dokumentarisch wirkenden Duktus bleibend. Die kühl durchdachten Abläufe im Falle eines atomaren Angriffs auf ein Land werden durchlaufen, es bleiben wenig Möglichkeiten für Spielräume, und als handelnde Personen und Zuschauer merken, dass die Bürokratie des Schreckens, was man landläufig unter dem Begriff des atomaren Gleichgewichts kennt, dass diese Bürokratie keine Möglichkeit lässt einen Fehler auszubügeln, wird auf grausame Weise klar, in welchen Zustand und in welche Sackgasse sich die Welt der letzten 80 Jahre selber manövriert hat. „It’s like we all built a house filled with dynamite. Making all these bombs and all these plans, and the walls are just ready to blow. But we kept on living in it.“
Hochkarätig aktuelles Spannungskino mit einem realen Hintergrund, der den Zuschauer zu eigenen Gedanken greifen und schaudern lässt, gerade auch im Hinblick auf die sich zuspitzende politisch-militärische Situation in Europa.