Eigentlich sind meine Frau und ich große Fans des chinesischen Detektivs, aber "Ein fast perfektes Alibi" aus dem Jahr 1946 ist dann doch eher enttäuschend und gehört nicht zu den Filmen der Reihe, die man unbedingt gesehen haben muss.
Der Film beginnt mit einem Bankraub, bei dem ein Wächter erschossen wird. Verdächtigt wird kurz darauf Thomas Harley, ein ehemaliger Sträfling, dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden werden. Seine Tochter June glaubt fest an die Unschuld ihres Vaters, der aber trotzdem wegen des Mordes an dem Wächter zum Tode verurteilt wird. charlie Chan hört von den verzweifelten Versuchen der Tochter, ihren Vater zu entlasten und bietet seine Hilfe an. Ihm bleiben aber nur neun Tage Zeit, um zu beweisen, dass hier ein Unschuldiger verdächtigt wird.
Der Film ist so unspektakulär, wie der oben skizzierte Plot schon klingt. Im Jahr 1946 waren die Charlie Chan Filme schon zur Routine geworden und diese Routine merkt man dem Film leider an jeder Stelle an. Es gibt das schon fast übliche Setting - hilflose Tochter bangt um das Leben ihres Vaters - und erneut muss der chinesische Meisterdetektiv seine Gehirnwendungen anstrengen, um aus den schon bald präsentierten Verdächtigen, diejenigen herauszusuchen, die nicht nur am unverdächtigsten daherkommen, sondern auch tatsächlich in dem Komplott verstrickt sind. Das Ende kommt eher "Holterdipolter" oder im Sinne eines fast schon "deus ex machina" (wenn man Chan als deus nimmt) und wirkt auch von der Beweisführung nur mäßig überzeugend. Ein Mitfiebern oder Mitraten will sich nicht wirklich einstellen. Der Titel gerät dabei sogar fast schon irreführend - hier muss man wirklich schon ein wenig überlegen, wessen Alibi (und warum Alibi) hier widerlegt werden muss.
Am störensten für mich aber waren die albernen Comedy-Einlagen von Sohn Nummer 3 (Tommy) und dem Chauffeur Birmingham, die wenig bis gar nicht komisch geraten und eher als Fremdkörper in der eh schon wenig fesselnden Geschichte wirkten. Wahrscheinlich war dem Drehbuchschreiber George Callahan nichts mehr eingefallen, weshalb die entstandenen Lücken mit den albernen Klamaukeinlagen gefüllt werden mussten. Die "bemühte" Synchronisation der Witze tut ihr Übriges, ein Schmunzeln auf dem Gesucht des Zuschauers zu verhindern.
Leider merkt man auch dem Spiel des Casts die Routine an. Sidney Toler, sonst durchaus überzeugend als Charlie Chan, ermittelt eher lustlos den Täter bzw. präsentiert ihn am Ende dem "überraschten" Publikum. Benson Fong als Sohn Nummer 3 weiß nicht immer so recht, ob er sich in die Cxomedy-Szenen rund um Mantan Moreland (als Birmingham) einklinken soll oder nicht. Dessen sich ständig wiederholende "Schreckmomente" im Theater langweilen am Ende selbst den geneigtesten Zuschauer.
Warum dennoch drei Punkte in der Wertung des Films? Es bleibt die technisch meist gelungene (wenngleich sicherlich auch routinierte) Ausführung des Films sowie die herrlich hintergründig ironischen Konfuzius-Sprüche Charlie Chans, bei denen der eigentliche Glanz der Filmreihe kurz aufleuchtet.
Ein Film, den Sammler sicherlich ihr eigen nennen werden, der aber kein großer Verlust ist, wenn man ihn nicht gesehen hat.