Nach „Jerry Maguire“ versuchte sich Cuba Gooding Jr. immer wieder in Dramen, doch sein unterhaltsamster Film danach wurde ausgerechnet der Actionthriller „Der Chill Faktor“.
„Instinkt“ hingegen bedient sich bei „Das Schweigen der Lämmer“, „Gorillas im Nebel“ und „Einer flog übers Kuckucksnest“, um daraus ein Drama zu stricken. Auf der Anklagebank sitzt der Naturforscher Dr. Ethan Powell (Anthony Hopkins), der mehrere Jahre unter Affen lebte, anschließend zwei angeblichen Wildhütern den Schädel einschlug und nun in der Klapse auf seine Anhörung wartet. Bei den Opfern handelt es sich um Wilderer, wie wir später erfahren, aber das ahnt man von Anfang an.
Dr. Theo Caulder (Cuba Gooding Jr.), aufstrebender Jungpsychologe, wird von seinem Chef Ben Hillard (Donald Sutherland) auf den Fall angesetzt. Doch in der Strafanstalt herrschen drakonische Sitten und Powell will nicht reden…
„Instinkt“ scheitert leider, aber Regie und Besetzung kann man nicht unbedingt Vorwürfe machen. Jon Turteltaub ist sicher kein Meister auf dem Regiestuhl, doch inszenatorische Schnitzer erlaubt er sich nicht, stellenweise zaubert er sogar relativ beeindruckende Bilder hervor (z.B. Powells Zellenmalereien oder die Szene, in der Powell einem brutalen Mithäftling zeigt, wer das wahre Alphatier im Block ist).
Auch schauspielerisch geht man hier auf Nummer sicher und steckt mit Anthony Hopkins den Psychopathendarsteller schlechthin in die Rolle. Doch von seiner Rolle als Hannibal the Cannibal entfernt sich seine Performance glücklicherweise und verpasst Powell eine ganze eigene Note, die irgendwo zwischen animalisch und altklug liegt. Cuba Gooding Jr. spielt auch gut, kann aber Hopkins nicht das Wasser reichen, während man Donald Sutherland hier auf reiner Routinemission sieht. Gut hingegen ist die Leistung von Maura Tierney als Powells Tochter.
Leider kann man zum Drehbuch weniger warme Worte finden, denn „Instinkt“ weiß überhaupt nicht, worum es genau gehen soll. Dass das Abschlachten von Tieren schlecht ist und man Insassen der Psychiatrie weder schlagen noch sonst wie demütigen oder vernachlässigen sollte, sind keine allzu bahnbrechenden Botschaften. Auch sonst wirkt „Instinkt“ wie eine Ansammlung Subplots ohne einen Mainplot: Caulder lernt etwas übers wahre Leben, Powell kittet die Bindung zu seiner Tochter, Caulder baut ebenfalls zarte Kontakte zu Töchterchen auf usw. Die Hintergründe der Morde und die Anhörung gibt es auch noch, doch als Mainplot reicht das auch nicht, da beides eher als unter ferner liefen abgehandelt wird.
Somit wirkt „Instinkt“ stets zu unentschlossen und wo keine echte Handlung ist, da will auch kein echter Spannungsbogen entstehen. Stattdessen wirkt das Geschehen stets fragmentiert und der Unterhaltungsfaktor hängt vom Wert der einzelnen Szenen ab. Sorgt Caulder auf fürchterliche Gutmenschenart für bessere Verhältnisse wendet man sich direkt gelangweilt ab, während die Wortgefechte zwischen Powell und Caulder doch für einige Unterhaltung sorgen. Interessant ist nur die Frage, wie Powell nachher wieder in den Dschungel kommt, denn getrampt wird er bis dorthin wohl kaum sein.
Unterm Strich ist „Instinkt“ kein herausragender Film, da es einfach an Stringenz und Substanz mangelt. Dank der guten Leistungen von Regie und Darstellern (dort vor allem Hopkins) bleibt jedoch immerhin noch Durchschnitt.