Review

Man nehme etwas „Gorillas im Nebel“, mixe dazu „Greystoke“ und einen Schuss „Einer flog über das Kuckucksnest“. Das ganze garniert man mit zwei Hollywoodstars, von dem einer die Reinkarnation des Berufspsychopathen ins Gesicht geschrieben steht. Fertig ist mehr oder weniger „Instinkt“.

Im Mittelpunkt steht Dr. Ethan Powell, der jahrelang im afrikanischen Dschungel gelebt später wegen Mordes eingebuchtet wurde. Da den USA ihre Bewohner aber am Herzen liegen überführt man in ins Heimatland, um den junge, karrieregeilen Psychopathen Theo Caulder an ihn ranzulassen. Könnte sich ja als lukrativ und interessant erweisen, wenn man so einem Affenmann mal das Gehirn durchleuchtet.

Hört sich ja gar nicht mal so übel an, denn wenn man Powell Hannibal like so durch die Gegend stapfen sieht, freut man sich schon auf nette Zwiegespräche mit Theo. Wer jetzt aber spannungsgeladene Dialoge a la „Das Schweigen der Lämmer“ erwartet wird trotz ähnlicher Konstellation enttäuscht. Das man unter anderem daran liegen, dass Theo so gar nicht wie ein Psychiater wirkt. Der zappelige, ewig lamentierende Clown kriecht seinem Lehrer Ben Hillard (Donald Sutherland in einer kleinen Rolle) zwar in den Arsch, muss aber später einsehen, dass er ja das total falsche Leben gewählt hat. So schnell ist man schlauer...

Hauptmanko des Films ist der nicht ausblendbare, moralische Zeigefinger der über dem Film kreist, denn man will so viel Kritik üben, die hätte man glatt in vier oder fünf Filmen unterkriegen können. Da schwadroniert Natureboy Powell über die Zivilisation, die alles völlig falsch angeht, da die Affen im Urwald wirklich das erfüllte Leben führen. So wird man, wenn man zum Affen wird zum idealen Menschen. Starker Tobak, den er auch gleich selber in Rückblicken vorspielt. Bei einer seiner Expeditionen geht es ab in den Urwald, Affen kennen lernen, die ihn auch gleich als Mensch akzeptieren. Richtig rührselig wird es, wenn es dann zum obligatorischen Händeschütteln und Babysitten kommt und Powell so ziemlich alles zurücklässt, was man im Urwald so zum Überleben braucht. Fehlt nur noch ein Hopkins, der brüllend an Lianen hangelnd, sich durch den Urwald schaukelt.

Hinzu kommt dann noch saftige Kritik am Gefängnis, in dem ohne Ausnahme alle Wärter nur am foltern sind und die behinderten Häftlinge halb tot prügeln. Für ein wenig, kurze Kritik an den wildernden Schwarzen im Urwald bleibt aber auch noch Platz. Hinzu kommt die Erleuchtung des immer fröhlichen Theos, der endlich geläutert wird und im prasselnden Regen der Heiligenschein aufgesetzt bekommt, während Powell wieder im Wohlfühldschungel verschwindet. Na besten Dank, gibt es in Florida etwa auch Affen oder wird mit den Krokodilen Bruderschaft getrunken?

Der Film plätschert über einen langen Zeitraum vor sich hin und will einfach nicht interessant und spannend werden. Da kann kommen was will. Powell darf schweigen, ausrasten, ruhig diskutieren (Hat das nach Jahren im Wald aber noch locker drauf) oder Theo Caulder auch mal seine Lektionen eintrichtern, doch wirklich schlüssig wird man nun nicht daraus. Was soll das ganze? So versucht man mit überflüssigen Substorys um Powells Tochter und Verbesserungen in der Haftanstalt über dieses Problem der ziellosen Charakterstudie hinwegzutäuschen, versinkt dabei aber immer weiter im bedeutungslosen Mittelmaß, in der Caulder dann mal eben die veralteten und inhumanen Regeln der Anstalt reformiert. Wen interessiert das nun eigentlich? Da hätte ich mir eine deutlichere Darstellung des Lebens Powells bei den gewünscht. Wäre wenigstens was fürs Auge gewesen. Diese Therapie, wenn man sie so nennen will, schlägt bei mir jedenfalls nicht an und langweilt statt dessen.

Das Ende ist, wie sollte es anders sein ein totales Happy End, in dem alle was aus dem Film gelernt haben. Die Wärter sind nett, die Insassen sind froh, George äää Powell kriecht durch das Unterholz, seine Tochter ist stolz auf Papa und Caulder hüpft durch den Regen. So wollen wir Kino „made in Hollywood“ haben.

Im übrigen spielt Anthony Hopkins Cuba Gooding Jr. Locker an die Wand ohne glänzen zu müssen. So richtig zur Entfaltung kommt Hopkins nämlich trotz seiner lange Mähne (Silberrrücken, gelle? ;-)) und den tief versunkenen Augen auch nicht. Liegt aber weniger an ihm, sondern am Drehbuch. Der Grund seines geistigen Abtretens ist dann doch etwas zu banal geraten. Gooding Jr. Betreibt hier Overacting aller erste Güte und wirkt wie ein Clarice Starling Verschnitt auf Speed und Lachgas. Den Jungen hätte man ein wenig an die Leine nehmen sollen, denn als junger Psychologe will und kann er ein wenig viel. Zumindest vergisst er aber das obligatorische Arschlecken nicht. Trotzdem leider stark an der gesuchten Figur vorbeigespielt.

Fazit:
Nein, das war nichts. Das interessante Thema wurde ganz eindeutig verschenkt. Der Film will zu viel anprangern und sagt schlussendlich gar nichts aus. Darunter leiden auch die eigentlich guten Schauspieler. Man mixt gute Elemente aus Kassenschlagern zusammen, was nur dank Hopkins nicht in der totalen Katastrophe endet.

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