Wenn der Stoff eines Westerns auf wahren Begebenheiten beruhen soll, ist häufig Misstrauen angesagt. Denn nicht selten werden Fakten vertauscht oder beschönigt. Tatsache ist, dass die Pinkerton Agentur anno 1861 ein Attentat auf Lincoln vereitelte und ein gewisser John Scobell der erste Schwarze jener Agentur war.
1875, Kentucky: Katherine (Rumer Willis) will Rache üben an jenen Männern, die ihren Mann im Auftrag von Colonel Davis (Jeff Fahey) umbrachten. Sie wendet sich an Scobell (Gbenga Akinnagbe), welcher ihren Mann kannte und mit dem er ein Geheimnis hütete…
Immerhin macht Co-Autor und Regisseur Johnny Remo keine halben Sachen, indem er den Überfall zum Einstieg recht explizit mit Gewalteinlagen bebildert, - ganz im Gegensatz zu Genrevertretern vergangener Zeiten, als nach einem Pistolenschuss noch nicht einmal Blut floss. Auch im Verlauf wird nicht mit Bluteinlagen gespart, wobei diese unter Zuhilfenahme von CGI nicht durchweg überzeugen.
Die Geschichte entpuppt sich indes als recht simple Rachegeschichte, in der kleinere Geheimnisse stecken. Der Fokus liegt dabei auf dem ungleichen Duo, welches im Verlauf einige Gemeinsamkeiten in Sachen Verlust und Entbehrungen entdeckt. Jene ruhigen Momente in gemeinsamen Nachtlagern erden zwar einerseits die Charaktere, andererseits sind sie zum Teil zu ausladend in Szene gesetzt, wonach der eigentliche Kern ein wenig vernachlässigt wird.
Erst gegen Ende kommt es zum unvermeidlichen Aufeinandertreffen der Parteien. Obgleich der grobe Ablauf in erahnbaren Bahnen verläuft, sind auch in diesem Kontext kleine Überraschungen eingebaut, welche den Gesamteindruck am Ende ein wenig verbessern, da innerhalb der 97 Minuten doch ab und an zu kleine Durststrecken zu spüren sind.
Auch der Score wertet die Chose insgesamt ein wenig auf.
Darstellerisch sticht primär Akinnagbe als leicht desillusionierter, ehemaliger Agent positiv hervor, der seiner Figur mit Zurückhaltung einen glaubhaften Charakter verleit, gleiches gilt für Fahey, der den ruchlosen Colonel mit stoischer Ruhe und dem unberechenbaren Aufblitzen garstiger Züge verkörpert. Rumer Willis performt demgegenüber allenfalls okay, - vielleicht rauben ihr die blondierten Haare ein wenig Authentizität.
Letztlich erfindet der Streifen die Mechanismen des Genres keineswegs neu, obgleich er sich phasenweise verstärkt um die Beweggründe einzelner Figuren kümmert. Die solide Ausstattung mit recht lebendiger Westernstadt, hübschen Landschaften und angemessen verschlissenen Kostümen steht einigen zu ruhigen Passagen gegenüber, die unterm Strich Action und gleichermaßen Spannung vermissen lassen.
5,5 von 10