Review

  • Jing und Jang bedeutet, es gibt Winterurlaub und es gibt Sommerurlaub. Es gibt Lochfraß und Leute die saufen wie ein Loch. Es gibt Sergio Corbucci und Bruno Corbucci, usw. Bruno war der nicht ganz so talentierte jüngere Bruder, welcher so manchen Film als Regisseur begleitete. Deshalb ist es schade, dass er selten die Qualität des hier vorliegenden Werkes erreichte. Wenn er nicht diesen wunderbaren, gut besetzten Italo-Western fabrizierte hätte, welcher Absurdes mit gutem Handwerk sowie einem tollen Soundtrack verbindet, bliebe auch nicht mehr allzu viel über ihn zu berichten. IM STAUB DER SONNE ist aber einer dieser wunderbaren kleinen Trittbrettfahrer, die mutig völlig eigenständige Wege gehen. Teils unvermittelt, teils erfrischend respektlos. Außerdem inszeniert Corbucci, seinen Western zunächst noch mit unterschiedlichen Handlungsebenen (zumindest angedeuteten), um seiner Geschichte einige interessante Wendungen zu verleihen. Auch wenn mir die Koch-Media- Version nicht ganz ungeschnitten erscheint -gleich zu Beginn flüchtet Stark (Brian Kelly) zu Pferd vor seinen Verfolgern aus dem Bild, um dann gefesselt und leicht lädiert als Gefangener im nächsten Bild aufzutauen-, so muss man der Firma Koch-Media für diese VÖ doch mal (wieder) ein freundliches Danke aussprechen (von Cover-Artwork wollen sie aber nichts wissen, bzw. verstehen, bei den Erstauflagen). Der Film wurde etwa zu 90 Prozent in der Wüste von Almeria gedreht und mit einigen Szenen gespickt die eindeutig in Italien entstanden. Was möglicher Weise damit zu tun hat, dass gedrehtes Material verlustig gegangen ist.
  • Mit einem plumpen Trick flüchtete Stark aus dem Gefängnis. Sein erster Weg führt ihn zu einem früheren Komplizen, den er mit teilnahmsloser Mine aus dem Diesseits schießt. Don Hernando (Folco Lulli) würde ihn daraufhin gerne stranguliert sehen, erteilt ihm aber lieber einen gut dotierten Auftrag. Stark soll Don Hernandos untreu und verlustig gewordnen Sohn Fidel (Fabrizio Moroni) in sein vertrautes zuhause zurück bringen. Da Fidel sich aber überall wohl und zuhause fühlt, außer eben bei seinem „Vater“, wird diese Rückholaktion für alle Beteiligten zu einem sehr aufwendigen Manöver.
  • Mit SPARA GRINGO SPARA beweißt Bruno Corbucci durchaus Sensibilität für Nebenschauplätze und Charaktertiefe seiner Figuren. Keenan Wynn befehligt als abgehalfteter Major Charlie Doneghan einen ihm treu ergebenen bunten Haufen aus leicht debilen aber nicht uncharmanten Blindgängern. Daneben pflegt der Major auch eine durchaus ernst gemeinte Liebesbeziehung zu einer Ente (immerhin ein Weibchen). Fabrizio Moroni, ein weiterer Schönling im existenzialistischen Gemischtwarenladen des Genrekinos, welcher kein schlechter Schauspieler war, pflegt dagegen eine Art Hassliebe zu seinem Kidnapper und Verfolger Stark. Brian Kelly -mindestens so cool wie sein Landsmann Eastwood-, zwang ein schwerer Motorradunfall nicht mal zwei Jahre später, seine Karriere mehr oder weniger zu beenden. Bis auf die wunderschöne Erika Blanc ist aber die gesamte Besetzung samt Regie wiedervereint, sozusagen als Staub in der Sonne… Sehr empfehlenswerter und unterhaltsamer Western, in dem ständig die Sonne scheint. Und die nimmt man doch mit.
~sergio- garrone - bielefeld

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