Review

Paarfragmente eines Genies

Nachdem Horrorwunder"kind" Osgood Perkins vor ca. einem Jahr mit "Longlegs" für mich nicht weniger als einen modernen Klassiker seines Genres geschaffen hat, konnte er mich mit dem wesentlich humorvolleren "The Monkey" dieses Jahr nicht mehr annähernd ähnlich überzeugen. Und nun legt er nochmal von den Vibes komplett anders nach, gefühlt als Horrorworkaholic innerhalb von 12 Monaten, und liefert mit "Keeper" einen romantisch-metaphorischen Pärchenausflug in eine waldige Luxusholzhütte, der für die beiden "Liebenden" verstörender aus dem Ruder läuft als vorher selbst in einer kriselnden Beziehung und einer kaputten Familie anzunehmen war...

Gutes Doppel mit "Together" oder "Men"

Pilze, Paarprobleme und Pfeifkonzerte. "Keeper" ist ein freaky kleines Erlebnis und Experiment. Sehr feminin, sehr schwer greifbar. Sehr "Perkins", wenn man seinen Stammbaum bzw. seine Erfahrungen in Hollywood mit einbezieht. Eher unterbewusst als erzählerisch. Märchen und Methode. Tatiana Maslany ist großartig. Look, Atmosphäre, etliche Einzelaufnahmen und Momente, die gesamte Kameraarbeit und Soundkulisse - alles exzellent und mehr als ein Beweis, was für ein Horrorvisionär Perkins in seinen besten Augenblicken bereits sein kann. Was für ein Künstler! Manchmal fast bei David Lynch schon. Und dennoch hatte mich "Keeper" nicht halb so sehr an der Gurgel, wie er es gehabt haben müsste, um mich jubeln oder wahrhaft fürchten zu lassen. Zu fragmentarisch, zu lose, zu flutschig und rutschig könnte man sagen. Deswegen war ich teils fasziniert, meist aber eher nicht involviert. Trotzdem ist das technisch und filmsprachlich zu gut, um es auch nur ansatzweise als "schlecht" zu betiteln. Eine elaborierte Fingerübung. Kunstwerk? Ja. Kinoerlebnis? Ja. Runder Film? Eher nein. Gute Erzählung? Auch nicht wirklich.

Fazit: wundervoll derangiert oder prätentiös antiquiert? Eine verstörende Collage aus oberflächlicher Paartherapie, weiblichem Freiheitskampf und homöopathischem Horror. Wunderschön aber auch etwas vage. Osgood Perkins macht was er will und bleibt nicht berechenbar - das ist gut! "Keeper" macht was er will und ist nicht berechenbar - das ist nicht immer gut!





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