Review

Kreatives Kachelkorridorkennenlernen

Das Videospiel (am ehesten noch auf den Spuren von „P.T.“) war eine kleine Indie- und Influencer-Sensation in den letzten zwei Jahren und ist vielleicht nicht sehr lang (ca. 60-120 Minuten; kommt ganz auf Glück und Beobachtungsgabe an), aber für den schmalen Taler immer noch spielenswert, minimalistisch, spannend. So vertreibt sich jeder Gamer gerne den Abend - einfach mal durch gekachelte Gänge laufen. Immer und immer wieder. Die Kachelmänner und -frauen der neuen Generation. Finde den Fehler! Und nun kommt der gleichnamige Film aus Japan - der die Vorlage würdig umsetzt, teils konzentriert erweitert und ebenso einen rätselnden, verlorenen Mann durch den (fast) immer gleichen U-Bahn-Korridor „entkommen“ lässt…

Nexus, Vorhölle, Alptraum

„Exit 8“ ist Wimmelbild und Einbildung, Prüfung und Prank, Labyrinth und Milchmädchenrechnung, Walking Simulator und Schreckensvision. Dabei immer kreativ und unberechenbar - selbst wenn man das Game vorher schon gespielt hat. Es gibt genug Neuheiten! Über den ein oder anderen Schlenker samt Dehnung der Handlung (und Protagonisten!) kann man diskutieren. Aber insgesamt gibt’s hier sehr wenige Verschlimmbesserungen. „Exit 8“ ist eine kompakte Kinoversion, eine gelungene Umsetzung des Gimmicks. Die paar neuen moralischen Abzweigungen, Erweiterungen und Themen (Zivilcourage; Abtreibung bzw. Vaterschaft) sind sinnvoll. Ein paar besonders creepy Anomalien aus dem Spiel haben mir gefehlt. Der Mittelteil kann sich ziehen. Das Asthma des Protagonisten kann mit den vielen Hustern und Räuspern etwas nerven, verstärkt aber auch Enge, Panik und Klaustrophobie. Allgemein zeigt sich unsere Hauptfigur sehr zögerlich, luschig, dumm, was Teil des Konzepts ist, aber natürlich zu Frust bei uns Zuschauern führen kann. Dabei dachte ich, dass ich das Game schon recht langsam gespielt hätte. Aber scheinbar geht da noch was… Insgesamt hatte ich jedoch mit dem ausgebufften „Exit 8“ meinen Spaß - und viele Mitgucker, denen Spiel und Konzept komplett fremd waren, fast sogar noch mehr beim Entdecken und Erschrecken. Ein geniales Loop-Konzept bleibt eben ein geniales Loop-Konzept. Scheidewege brauchen Chuzpe.

Doomstrolling

Fazit: tolle, versierte, verspielte und über weite Teile knackige Umsetzung der ebenfalls empfehlenswerten Videospielsensation. Geht die richtigen Wege! 

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