Man kann nur vermuten, dass Regisseur Neil Marshall, dem 2005 mit „The Descent“ ein kleines Meisterstück gelang, arg unter den Pantoffeln seiner Freundin Charlotte Kirk steht. Bei seinen letzten Filmen war sie maßgeblich an den Drehbüchern beteiligt und bekleidete stets eine der Hauptrollen. Auch vorliegender Erotik-Thriller ist ein Paradebeispiel für jene Kooperation.
Als Tochter eines reichen Stiefvaters kann Evie (Anna-Maria Sieklucka) für einige Zeit eine schmucke Villa auf Malta hüten. Bald wird sie auf ihre Nachbarin Diana (Charlotte Kirk) aufmerksam, welche ihr offen Avancen macht. Während die hiesige Polizei einen Schlitzer sucht, der bereits drei Menschen ermordete, scheint Diana einen perfiden Plan zu verfolgen, um an den Inhalt des Safes zu gelangen…
Die Mischung erinnert in Ansätzen an den klassischen Giallo, mehr jedoch an Genrependants aus den 90ern, vermengt mit Nuancen von de Palma. Viel Retro ergibt sich rasch durch den Score, der mit einigen markanten Themen zwischen Tangerine Dream und John Carpenter einzuordnen ist, während der vermummte Killer zwar nicht häufig, dafür jedoch relativ blutig mit scharfen Klingen zuschlägt.
Dazwischen ergibt sich allerdings viel Leerlauf mit einiger halbnackter Haut in Hochglanzoptik. Was sich im Verlauf zwischen den Frauen anbahnt, ist absehbar und gestaltet sich weitgehend überraschungsfrei und so richtig will der erotische Funke nicht überspringen, zumal die Inszenierung zwischenzeitlich eher an einen etwas besseren TV-Film erinnert. Dazu passen auch die Leistungen einiger Nebendarsteller, welche mit manch blöden Dialog zu kämpfen haben.
Das Tempo ist weitgehend gemächlich, gleiches gilt für die lahme Polizeiarbeit in einem Nebenhandlungsstrang, welcher arg konstruiert und plump eingebunden wird. So gibt es zwar früh das Bild einer Überwachungskamera, auf dem augenscheinlich eine weibliche Person in Latexkostümierung zu sehen ist, doch trotz ausbleibender, konkreter Anhaltspunkte gelangt man rasch an die vermeintlichen Verdächtigen. Wenn nicht gerade eine dritte Person mitmischt, kommen schließlich nur zwei Figuren infrage.
All dies gestaltet sich kaum spannend und bis auf den finalen Akt nicht sonderlich actionreich.
Mal abgesehen von einer erwähnenswerten Sequenz, in der es um die ausladende Konfrontation mit diversen Stichwaffen geht und welche sich ohne ersichtlichen Schnitt einige Minuten hinzieht. Eine derartige Abfolge muss man hinkriegen. Dies steht im Kontrast zur restlichen Inszenierung, die weder sonderlich raffiniert oder gar ausgeklügelt anmutet, denn bis auf die schwarzen Handschuhe und eine kurz eingebundene Egoperspektive werden typische Stilmittel des Giallo nur oberflächlich eingebunden und auch das Timing bei diversen Erotikszenen lässt zu wünschen übrig.
Insofern entpuppt sich Marshalls Werk als Thriller mit relativ wenig Substanz und einem Miträtseln auf Sparflamme. Während es zwischen den Hauptdarstellerinnen nie so wirklich knistert und sich diverse Softsexeinlagen viel zu lang anfühlen, kommen die eigentlichen Krimielemente zu wenig in Schwung, zumal sie im Endeffekt nicht allzu clever konstruiert sind. Vielleicht sollte Marshall mal wieder etwas ohne den Einfluss seiner Frau unternehmen, - zumindest im Filmbereich.
4 von 10