100.000 Dollar für Ringo (1965) von Alberto De Martino
...Mithilfe von abtrünnigen Apachen des Stammes von Häuptling "Grauer Bär" findet ein Überfall auf eine Frau und ihren Sohn statt. Dies soll jedoch dem ganzen Stamm in die Schuhe geschoben werden, um gegen die Indianer zu hetzen und sie aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Die Konzession (Nutzungsrecht) dafür haben die Sherry-Brüder bereits ergaunert! Sieben Jahre später kommt ein gewisser "Ringo" (Richard Harrison) nach Rainbow Valley, den dort aber alle für Ward Cluster halten, der nicht aus dem Krieg zurückkehrte. Währenddessen läuft ein Deal zwischen der Bande um Tom Sherry (Gerard Tichy) und einem mexikanischen General mit seinen Truppen - diese sollen für $100.000 von Sherry 2.000 Gewehre plus Munition erhalten. Aber wieso taucht gerade jetzt dieser Ringo auf? Läuft da ein weiterer Deal? Wer ist dieser "Chuck" (Fernando Sancho), der sich zuerst als Sheriff von Laredo ausgibt und sich dann aber als Kopfgeldjäger outet? Wird es zu dieser dubiosen Waffenlieferung kommen? Und wie verhalten sich die Apachen, die ja schon lange auf Rache sinnen? Die ganze Situation gleicht einem Pulverfass und die Lunte glimmt bereits...
Donnerwetter - kommt da ein Bleigewitter auf einen zu! Unzählige Schüsse und viele Tote kennzeichnen diesen Action-Western, der mehrere Massenschießereien beinhaltet!
Als Fan von Fernando Sancho hatte ich mir den Film kurz nach der DVD VÖ gekauft, muss aber im Nachhinein sagen, dass mir hier zwei andere Schauspieler noch besser gefallen haben. Er ist für mich dieser Parade-Bösewicht, wenn man einen gemeinen Mexikaner oder wie so oft den Anführer einer mexikanischen Bande benötigte. Seine beste Rolle lieferte er meiner Meinung nach in "Eine Pistole für Ringo" (1965) ab, wo er als "Sancho" brillierte! Zudem bekam er für die dt. Fassung in jenem Film wohl auch seine beste Synchronstimme. Ebenso typisch für Fernando Sancho ist ein Charakter, der zwar einen Bösewicht darstellt, aber selten eiskalt agiert. Meistens hat man das Gefühl, als könnte man mit ihm u.U. verhandeln oder er habe sogar eine herzliche Seite - so auch bei "100.000 Dollar für Ringo".
In diesem Film gefiel mir Richard Harrison am besten, sowie einer seiner übelsten Gegenspieler nämlich Guido Lollobrigida aka Lee Burton (Cousin von Gina Lollobrigida = "Esmeralda" in "Der Glöckner von Notre Dame"), der hier mit seinem Filmdebüt in die Rolle von "Luke Sherry" schlüpft. Als einer der drei Sherry-Brüder ist es u.a. ihm zu verdanken, dass es immer wieder Wendungen zu Gunsten der Sherry-Bande gibt. Tja, gute Western brauchen eben auch richtig "gute" Bösewichte - hehe...
Dass ich für diesen Streifen doch "nur" 9 Punkte vergebe, liegt an Folgendem:
- Der Film ist durchweg unterhaltsam und recht spannend, aber Situationen, wo sich alles bis aufs Äußerste zuspitzt und die Spannung extrem ausgereizt wird, findet man hier eher nicht.
- Die Story ist leicht verwinkelt und in manchen Szenen fragte ich mich nach dem "warum?"
Besonders bei diesem Verwirrspiel um Ringo, den (fast) alle für Ward Cluster halten. Ist Ringo gleich Cluster oder nicht? Warum dieser Eiertanz?
Naja, sei's drum! Wer in der 8., 25. und 30. Minute seine Ohren spitzt und den Worten von "Grauer Bär" und "Blinder Joe" lauscht, kann sich die Antwort zusammenreimen - beide kannten Cluster.
Herzlichen Dank noch an Ulrich Bruckner, der den Mut hatte, unter dem Label "Wild Coyote" einen Film mit teils deutlichen Schäden an Bild und Ton herauszubringen! Anscheinend sind alle Master verschwunden, bzw. verschollen, sodass auf eine der letzten vorhandenen Quellen zurückgegriffen werden musste. Ich hatte mir die DVD unmittelbar nach der VÖ gekauft und angeschaut. Kürzlich habe ich sie mir erneut angeguckt und bin nach wie vor sehr froh, diesen schon verloren geglaubten Italowestern genießen zu können. Die Macken/Schäden bestehen überwiegend durch viele dünne, senkrechte Striche im Bild. Diese sind aber hauptsächlich nur die ersten paar Minuten und dann mitten im Film nochmal zu sehen. Größtenteils ist das Bild akzeptabel bis ziemlich gut. Der Filmspaß wird deshalb nicht wirklich vermiest, zumal es ja eh keine Alternative gibt. Ab und zu wird beim Ton auch mal ein Wort verschluckt, aber wie gesagt bis auf die zwei genannten Stellen mit den vielen, deutlich sichtbaren Strichen, ist das Bild okay und auf jeden Fall zumutbar.
Allerdings stimmt die angegebene Laufzeit von 90:41 Min. nicht - der Film geht tatsächlich 85:49 Minuten und hat keinen Abspann.
Viel Spaß und gute Unterhaltung! ;)