Im Verlauf des Thrillers von Autor und Regisseur Bennet De Brabandere muss man unweigerlich an die Entwicklung von Sexpuppen denken. Zwar gibt es noch diese aufblasbaren Teile, die an eine gummiartige Comicfigur erinnern, doch inzwischen kann man für durchschnittlich 2500 Dollar auch solche aus Silikon erwerben, die teilweise sogar bekannten Persönlichkeiten nachempfunden sind, - es wird immer verrückter.
Sarah (Ksenia Solo) lebt allein in einem Bungalow. Als sie eines Morgens joggen geht, wird sie von einem Unbekannten überfallen und vergewaltigt. Schwer traumatisiert versucht sie eine Online-Therapie, bei der ihr zu einer Android-Therapie geraten wird. Prompt bestellt sich Sarah den Androiden Raptus (Nolan Gerard Funk) und experimentiert mit ihm auf gefährliche Weise…
Die Ausgangsidee mit einem therapeutischen Androiden, welcher bestenfalls mit emotionalen Konstellationen umzugehen weiß, ist ein durchaus reizvoller Ansatz. Doch für den scheint sich De Brabandere rein gar nicht zu interessieren. Sarahs Ken erinnert vielmehr an eine Mischung aus Diener und Sexspielzeug, wobei letzteres aufgrund der Vorbelastung erst einmal nicht komplett zur Debatte steht. Ergo werden zunächst Fenster geputzt, Geschirr eingeräumt und Drinks serviert.
Auf einer Art Tablet kann Sarah zwischen vier Parametern wählen (Manieren, Charme, Verführung, Aggression), die in Kombination teils wenig Sinn ergeben. Dass man einen sehr menschlich erscheinenden Roboter im Ruhemodus ertastet, da die Neugier überwiegt, ist nachvollziehbar. Doch Sarahs Angst, das Haus zu verlassen, wird bei alledem rein gar nicht berücksichtigt, denn schließlich hätte sie nun einen kräftigen und nahezu unkaputtbaren Begleiter. Folgerichtig mäandert das Geschehen weitgehend spannungsfrei vor sich hin und lediglich eine leicht erotische Komponente hält das Interesse vage aufrecht.
Zwar geht es anbei noch um einen dubiosen Lieferanten der Herstellungsfirma, der jedem Klischee eines schmierigen Einzelgängers folgt, doch auch dieser Aspekt fällt weitgehend flach. Entsprechend muss man bis zum finalen Akt ausharren, vor dem Sarah eine komplett irrationale Entscheidung trifft, die für den Showdown unabdingbar scheint. Selbiger fährt zwar ein wenig das Tempo hoch, doch der Spannungsgehalt und das Mitfiebern halten sich in Grenzen und Überraschungen sind rein gar nicht zu erwarten.
Dabei sind die darstellerischen Leistungen der wenigen Beteiligten nicht schlecht. Funk spielt den Androiden gekonnt, wobei es mit Sicherheit zahlreiche Outtakes geben dürfte, da manche Reaktionen maßlos weltfremd anmuten und zum leichten Schmunzeln anregen. Solo performt indes ebenfalls okay, als ausführende Produzentin achtet sie darauf, stets im Mittelpunkt zu stehen. Letztlich bringt der Score aufgrund der Soundauswahl eine nostalgische Note zwischen Ende 80er, Anfang 90er ins Spiel, der sich recht gut dem anspruchslosen Treiben anpasst.
Jenes setzt leider auf einen wenig befriedigenden Fokus, der die Handlung kaum voran treibt. Anstatt subtil und mit eskalierenden Mechanismen zu arbeiten, arbeitet die Geschichte final mit der Brechstange, um überhaupt so etwas wie ein Finale zu generieren. Das minimalistische Setting mit zwischenzeitlichem Kammerspiel-Charakter hilft der Chose genauso wenig wie das ausbleibende Ausloten psychologischer Komponenten.
4 von 10