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Der gebürtige Niederländer Roel Reiné, bekannt durch Actionfilme wie „Death Race 2“, erweist dem Genre des Tierhorrors einen Bärendienst. In der zweiten Hälfte seiner Erzählung weicht er zusehends vom Kern ab und strandet nahezu schlaftrunken in einem Melodram.

Im ländlichen Montana soll ein großes Luxusresort errichtet werden, weshalb die Rodung des Waldes nicht jedem schmeckt. Als zwei Umweltaktivisten bei ihrer nächtlichen Aktion von einem Grizzly attackiert werden, ist dies erst der Anfang einer Reihe tödlicher Angriffe. Es liegt am ehemaligen Ranger Joe, dem Schrecken endgültig ein Ende zu setzen…

Der Bären-Thriller steigt im Grunde recht klassisch mit den beiden ersten Opfern ein, bringt einen Hauch Umweltkritik ins Spiel und gibt den wesentlichen Figuren ein familiäres Fundament, welches jeweils problembehaftet ist. Der verantwortliche Bauleiter lebt in Scheidung und versucht sich seiner entfremdeten Tochter anzunähern, während Joe nach dem Tod seines Sohnes in ein tiefes Loch fiel und augenscheinlich auf eine Form von Erlösung hofft.

Bei alledem kommt die Präsenz des Bären über weite Teile effektiv zur Geltung. Bei den leicht modifizierten Stock-Aufnahmen spürt man die Wucht und die Kraft des Tieres bei seinen Bewegungen und auch Teile diverser Angriffe fallen ungewöhnlich graphisch und blutig aus. Im Verlauf schimmern jedoch eher mittelprächtige CGI durch und obgleich etwa die Szene der Belagerung eines Fahrzeugs spannend in Szene gesetzt ist, offenbaren manche Computereffekte deutliche Schwächen.

Nach einem anfänglich ordentlichen Bodycount werden die Konfrontationen nebst Kollateralschäden seltener und man fokussiert sich zwischenzeitlich deutlich mehr auf die Probleme der Charaktere. Mit dem depressiven Joe wird man allerdings nie warm, während andere Individuen dafür sorgen, es dem aggressiven Pelztier deutlich leichter zu machen.
Jägergruppen trennen sich unnötigerweise, sichere Räumlichkeiten werden zu Unzeiten verlassen und manche suchen gar offen den Freitod per Bär.

Problematisch gestaltet sich auch der finale Akt, als es zum Duell zwischen Mensch und Tier kommt. Auch hier werden immer wieder kitschig anmutende Rückblicke mit aktuellen Maßnahmen vermengt, es entsteht kaum Dynamik und der zuweilen meditativ anmutende Score verstärkt den Eindruck einer Katharsis auf Jagdebene. Das leicht abrupt gesetzte Ende spricht ebenfalls nicht für einen runden Abschluss.

So entwickelt sich aus dem anfänglich passablen Eindruck eine überdeutlich verpasste Chance.
Einige Bärenangriffe gestalten sich zwar annehmbar spannend, doch wirklich Tempo will in den nur 88 Minuten nur selten aufkommen. Actioneinlagen werden zu kurz in Szene gesetzt, stattdessen dominiert über weite Teile Lethargie, die mit den individuellen Situationen der Protagonisten einhergeht und für mehr Drama statt Spannung sorgt.
4,5 von 10 


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